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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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ruhig den Namen eures Meisters – hier, im Hoheitsgebiet von Behemoth!«
    Sie glotzten ihn an. Die Angst in ihren Gesichtern war fast körperlich greifbar, und Levi konnte nicht anders, als schallend zu lachen. Nach all dem Grauen, das sie über die Menschen von Brinkley Springs gebracht hatten, ganz zu schweigen von unzähligen anderen gepeinigten Seelen seit der einstigen Besiedlung von Roanoke Island, fühlte es sich gut an, sie verängstigt zu sehen und zu wissen, was ihre Furcht auslöste. Levi zwang sich, den aufkeimenden Stolz zu verdrängen.
    »An euren Mienen erkenne ich, dass ihr jetzt begreift. Ganz recht, wir stehen unter dem giftigen Himmel von Yuggoth, der Heimat von Behemoth, des Großen Wurms, der einer der Dreizehn und eurem Meister somit zumindest ebenbürtig ist.«
    »Du lügst.«
    Levi schüttelte den Kopf. »Ihr wisst, dass dem nicht so ist. Laut Gesetz ist es euch untersagt, hier zu wirken, andernfalls riskiert ihr einen Krieg zwischen dem Großen Wurm und eurem Meister – einen Konflikt, der letztlich Ihn erzürnen würde, dessen Name nicht genannt werden darf. Ich glaube kaum, dass Meeble eine solche Unverfrorenheit sonderlich zu schätzen wüsste.«
    Seine Gegner begannen zu zittern – ob aus Furcht oder Wut, vermochte Levi nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Vermutlich ein wenig von beidem. So oder so, sie waren nach wie vor gefährlich, selbst wenn sie ihre Kräfte nicht länger einsetzen konnten.
    »Öffne das Portal«, forderte ihn der Kleinste auf. »Bring uns in unsere Welt zurück, und wir lassen dich am Leben. Darauf gebe ich dir unser Wort.«
    Levi schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
    »Dann hast du auch dein eigenes Schicksal besiegelt, kleiner Magus.« Der Größte der Fünf trat näher. »Wenn du von Yuggoth weißt, dann ist dir auch bekannt, was hier heranwächst. Während wir hier reden, atmest du die Sporen in deine Lunge ein. Du inhalierst Behemoths Samen. Sie werden in deinem Körper wurzeln, zu wachsen beginnen und dich letztlich verwandeln – sofern dich die Wunden, die wir dir zugefügt haben, nicht schon vorher umbringen.«
    »Ich habe schon schwerere Verletzungen davongetragen«, bluffte Levi. In Wahrheit fühlten sich seine Beine wackelig an, und er wurde mit jedem verstreichenden Augenblick schwächer. Er musste dringend die Blutungen stoppen und seine Wunden versorgen. Sein Handgelenk schwoll weiter an. Die Haut ringsum fühlte sich heiß an und verfärbte sich dunkelrot. Durch seinen verkrümmten, unnatürlich verdickten Finger pulsierten bei jedem Herzschlag grässliche Schmerzen. Er atmete tief ein. Die heiße, dichte Luft hinterließ einen Belag auf seiner Zunge. Levi verzog das Gesicht. Ihm war, als saugte er Suppe ein. Er schmatzte mit den Lippen und nahm den unangenehmen Geschmack von Schimmel im Rachen wahr.
    »Das ist dein Ende, Bärtiger.«
    »Mag sein«, räumte Levi ein. »Aber lieber ergebe ich mich dem weißen Flaum, als euch in meine Welt zurückzubringen. Lieber friste ich mein restliches Dasein als Pilz und verhindere damit, dass ihr euer schändliches Werk fortführen könnt.«
    Während er redete, übte Levi Druck auf die Wunde an seiner Brust aus. Sie blutete stark. Er formte mit der Handfläche eine Schale, die sich im Nu mit warmer Flüssigkeit füllte.
    »Öffne das Portal«, wiederholte der Kleinste seine Forderung. Diesmal nahm seine Stimme einen fast schon flehentlichen Tonfall an. »Wir versprechen, dass wir an unseren Ruheort zurückkehren und dich und jene, die unter deinem Schutz stehen, nicht mehr behelligen werden. Auch darauf hast du unser Wort.«
    »Und was ist beim nächsten Mal?«, fragte Levi. »Was geschieht, wenn ihr aus eurem langen Schlaf erwacht und eine weitere Kleinstadt dahinrafft? Was ist mit all den anderen, die ihr töten werdet? Nein, damit werde ich mein Gewissen nicht belasten. An meinen Händen klebt bereits genug Blut.«
    »Tote haben kein Gewissen.« Der Wiedergänger, der dies aussprach, sah seine Brüder an und lachte.
    Blut tropfte zwischen Levis Fingern hindurch. »Noch bin ich nicht tot.«
    »Dann lass uns das ändern«, schlug der Größte vor. »Machtlos oder nicht, wir sind immer noch zu fünft, du hingegen bist ganz allein. Du bist in der Unterzahl, und du bist verwundet.«
    In einem Halbkreis bewegten sie sich auf ihn zu und versuchten, ihm den Weg abzuschneiden. Dem Wiedergänger zu seiner Linken schleuderte Levi eine Handvoll Blut entgegen und bespritzte damit dessen Gesicht und

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