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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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das für eine Explosion?«, wollte Paul wissen.
    »Jemand hat in den Propangastank hinter der Brandhalle geschossen. Und jetzt nehmt die Beine in die Hand, wenn ihr wisst, was gut für euch ist. Ich jedenfalls werde nicht auf die dunklen Männer warten.«
    »He! Jetzt wart mal kurz, Kumpel. Wir verstehen nicht, wovon du da redest.«
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, flüchtete der Mann weiter und ließ eine Spur dunkler Blutstropfen auf dem Asphalt zurück. Gus und Paul sahen einander an.
    »Dunkle Männer?« Gus zog eine Augenbraue hoch. »Was glaubst du, hat er damit gemeint?«
    »Keine Ahnung. Schwarze vielleicht?«
    Gus schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab ein paarmal in der Werkstatt mit ihm geredet. Er hat sein Auto zur Reparatur gebracht, aber ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern. Schien mir ein ziemlich netter Bursche zu sein. Kam mir nie wie ein Rassist vor.«
    »Nur weil jemand keine Negerwitze erzählt oder Ku-Klux-Klan-Gewänder trägt, heißt das noch lange nicht, dass er kein Rassist ist. Das kann man nie wissen.«
    »Ich glaub’s trotzdem nicht«, gab Gus zurück. »Und außerdem, selbst wenn er Rassist wäre, ergäbe es immer noch keinen Sinn. Warum sollte eine Bande von Schwarzen in Brinkley Springs wild um sich ballern?«
    »Hab ich nie behauptet. Ich versuche nur, mir zusammenzureimen, was er gemeint haben könnte. Und er hat von dunklen Männern gesprochen.«
    »Tja, wenn wir noch lange hier rumstehen, werden wir wohl auf die harte Tour rausfinden, was er gemeint hat.«
    Paul nickte. »Schätze, du hast recht. Nur bin ich nicht sicher, was wir tun sollen. Ich höre keine Sirenen. Bloß Geschrei.«
    Beide verstummten und lauschten. Gus schauderte.
    »Ich hoffe, meinem Bruder geht’s gut.«
    »Wo steckt Greg überhaupt?«, erkundigte sich Paul.
    »Der schläft zu Hause, vermute ich mal. Ich wünschte, ich könnte ihn anrufen, um mich zu vergewissern.«
    Paul blickte zu seinen verängstigten Hunden, dann zurück zur Straße. Der Wind drehte und wehte ihm den unverwechselbaren Geruch von Rauch entgegen, der seine Augen zum Tränen brachte. Er zögerte und wägte die Alternativen ab. Einerseits sollte er hierbleiben, um sich um seine Hunde und den Grundbesitz zu kümmern. Der flüchtende Kassierer hatte erwähnt, dass auch Haustiere abgeschlachtet wurden. Andererseits klang es ganz so, als bräuchten eine Menge Menschen in der Stadt dringend Hilfe. Menschen, die er kannte, einige davon schon sein Leben lang. Es kam ihm nicht richtig vor, sich hier zu verschanzen, während sie in massiven Schwierigkeiten steckten. Paul wandte sich an Gus.
    »Willst du losgehen, um nach deinem Bruder zu sehen?«
    »Möchte ich schon. Glaubst du, es ist sicher?«
    »Nein. Aber immer noch besser, als hier zu warten, bis wir von dem eingeholt werden, was vor sich geht. Wir vergewissern uns, dass es ihm gut geht. Danach komme ich hierher zurück und passe auf meine Hunde auf.«
    Gus straffte die Schultern, nickte zustimmend und richtete sich zu voller Größe auf. »Alles klar. Ich zieh mir nur schnell andere Schuhe an.«
    »Ja«, gab Paul zurück und warf einen neuerlichen Blick auf die Spider-Man-Pantoffeln. »Ich schätze, das solltest du tun. Wenn du schon dabei bist, könntest du dir auch gleich etwas über den Pyjama streifen. Und Gus?«
    »Was?«
    »Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn du ein Schießeisen mitnimmst.«
    »Da könntest du recht haben.«
    Artie Prater schlief, und genau davor hatte er sich gefürchtet. Laura, mit der er seit fünf Jahren verheiratet war, hatte die Stadt verlassen. Sie arbeitete für die Bank in Roncefort, und einmal im Jahr fand eine für alle Angestellten verpflichtende Klausurtagung statt, die eine ganze Woche dauerte. Dieses Jahr waren sie nach Utah gereist, wo sie zum Abendessen Steaks futterten und an Seminaren über Teambildung, Synergien und ähnlichen neumodischen Krempel teilnahmen. Artie zog Laura gern damit auf, allerdings nur, weil er insgeheim neidisch war. Er konnte seit über einem Jahr keine Arbeit finden, und es machte ihm zu schaffen, dass er nicht für seine Frau und ihren gemeinsamen Sohn, Artie junior, sorgen konnte. Das Positive war, dass er zu Hause bleiben und sich um den kleinen Artie kümmern konnte, während sie zur Arbeit ging. Im Gegenzug stand Laura nachts für das Baby auf, was er als gewaltige Erleichterung empfand.
    Artie hatte schon immer einen tiefen Schlaf besessen. Seine Mutter meinte einmal zu ihm, er würde glatt einen Atomkrieg

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