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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Ein prima Junge, Jean. Sie leisten gute Arbeit.«
    »Danke, Axel. Sie können gut mit Kindern umgehen.«
    Er zuckte mit den Schultern und errötete. Da lächelte sie, und Axel sah, wie ein Teil der Furcht aus ihrem Gesicht verschwand. Er deutete auf die Couch.
    »Warum setzen Sie sich nicht?«
    »Besser nicht«, entgegnete Jean mit einem Blick zur Tür. »Da draußen geht es wirklich schlimm zu.«
    »Und Sie wissen wirklich nicht mehr als das, was Sie mir erzählt haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber der Strom und die Telefone sind ausgefallen, danach die Geschichte mit den Hunden und jetzt noch dieses endlose Geschrei … ich habe fürchterliche Angst.«
    »Tja, ich denke, wir sollten wohl nicht länger im Wohnzimmer herumstehen und reden. Hier sind wir irgendwie ungeschützt. Vielleicht sollten wir eine Weile in meinen Keller runtergehen. Dort verschanze ich mich immer, wenn es eine Tornadowarnung gibt oder ein richtig schlimmes Unwetter aufzieht. Wir wären da recht sicher. Der Bunker ist noch nicht fertig – optisch macht er nicht viel her. Nur ein Betonboden und Zementwände, aber er ist trocken. Ich habe einen Kerosinofen, den ich anmachen kann, um uns warm zu halten. Und die Treppe ist der einzige Weg rein oder raus, wir hätten also genügend Vorwarnung, falls jemand einbricht oder so.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Ich hole ein paar Flaschen Wasser aus der Küche. Können Sie mir beim Tragen helfen? Durch diese verdammte Arthritis fällt es mir zunehmend schwerer, etwas zu heben.«
    »Sicher«, erwiderte Jean und wandte sich ihrem Sohn zu. »Bobby, komm mit. Wir gehen mit Mr. Perry nach unten.«
    Der Junge stand vor dem Kaminsims und starrte ein Foto von Axel und Diane aus glücklicheren Tagen an.
    »Wer ist das?«, fragte er und zeigte auf das Bild.
    »Das ist meine Frau«, erklärte Axel. »Mrs. Perry.«
    »Wieso lebt sie nicht hier bei Ihnen?«
    Jean stieß einen Zischlaut aus. Sie riss die Hand vor den Mund. »Bobby …«
    »Schon gut«, sagte Axel und kniete sich vor den Jungen. Seine Gelenke stöhnten über die Anstrengung. »Mrs. Perry ist vor einiger Zeit gestorben.«
    »Fehlt sie Ihnen?«
    »Oh ja. Es vergeht kein Tag, an dem ich sie nicht vermissen würde. Sie war auch magisch, weißt du? Wenn auch auf andere Weise. Nicht so wie die alte Weide, aber trotzdem verzaubert.«
    »Wie?«
    »Sie hat mein Leben allein dadurch besser gemacht, dass sie es mit mir geteilt hat.«
    Axel bahnte sich den Weg in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Jean und Bobby folgten ihm. Bestürzt stellte Axel fest, dass es im Inneren des Geräts bereits warm wurde. Er holte einige Flaschen Wasser und drei Äpfel heraus, dann schloss er die Tür rasch wieder. Jean nahm ihm einen Teil der Lebensmittel ab und drückte ihrem Sohn eine Flasche und einen Apfel in die Hand.
    »Ich hab keine so große Angst mehr«, verkündete Bobby.
    Jean tätschelte ihm mit der freien Hand den Kopf und verwuschelte ihm das Haar. »Gut. Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, Mr. Perry weiß, was zu tun ist.«
    »Ja.«
    Jemand schrie in Axels Garten vor dem Haus. Jean hörte es zuerst, dann nahm es auch Axel wahr. Es schien sich um eine Frau zu handeln, wenngleich sie nicht völlig sicher waren. Das schrille Geräusch hielt an, bevor es abrupt verstummte.
    »Wir sollten besser runtergehen«, flüsterte Axel. »Und wahrscheinlich sollten wir von jetzt an leise sein. Ich lösche die Kerzen hier oben. Wir zünden sie wieder an, wenn wir im Keller angekommen sind.«
    Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen, und schlich zur Kellertür. Dort verlagerte er den Spazierstock und den Proviant in der Hand, bis es ihm gelang, sie zu öffnen. Sowohl die Treppe als auch der Handlauf verschwanden auf halbem Weg nach unten in Schwärze. Kalte Luft wehte von unten herauf. Axel fragte sich, ob eines der Kellerfenster offen stand.
    »Vorsichtig.« Er sagte es so leise, dass sich sowohl Jean als auch Bobby vorbeugen mussten, um ihn zu hören. Dann setzte er sich in Bewegung und benutzte den Spazierstock, um sich durch die Dunkelheit zu tasten. Bobby folgte dicht hinter ihm und klammerte sich zaghaft mit einer Hand an Axels Hosenbein fest. Jean bildete das Schlusslicht und zog die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    Die Dunkelheit wurde undurchdringlich.
    Ron Branson und Joe Dickie versteckten sich hinter dem Postamt und überlegten, was zu tun war. Sie waren damit beschäftigt gewesen, gemeinsam einen Kasten Golden Monkey Ale zu leeren, Karten zu spielen und

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