Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
diesem schwierigen Weg jemand begleitet. Trotzdem müssen Sie auch mich verstehen, Donny. Ihr Schicksal lastet allein auf Ihren Schultern. Außerhalb des Hauses kann ich Sie nicht beschützen. Ich kann unsere Gegenwart ein wenig verschleiern, damit wir uns ungehindert bewegen können, allerdings werden wir uns ihrer Aufmerksamkeit nicht lange entziehen können. Ich muss mich ihnen stellen. Das ist die einzige Möglichkeit, um an die Informationen zu gelangen, die ich benötige, um dem Treiben ein Ende zu bereiten.«
»Tja, dann packen wir’s an. Wir können aufbrechen und nach diesen Mördern suchen, oder wir können die ganze Nacht hier rumstehen und diskutieren. Was darf’s sein?«
»Haben Sie keine Angst?«
»Natürlich hab ich Angst, Levi. Ich hab sogar eine Scheißangst. Und Sie genauso. Ich sehe es Ihnen an. Aber wenn Sie glauben, dass es eine Möglichkeit gibt, diese … was auch immer sie sind aufzuhalten, und wenn ich Ihnen dabei helfen kann, dann sage ich: Tun wir’s!«
Levi nickte. »Gehen wir. Ich muss zuerst etwas finden.«
Donny folgte ihm über die Straße und widerstand dem Drang, sich umzudrehen, ob Marsha sie beobachtete. Er zögerte, und seine Schritte verlangsamten sich. Seine Beine fühlten sich schwer an.
»Wissen Sie zufällig, welches …« Levi verstummte, als er Donnys Unbehagen bemerkte. »Geht es Ihnen gut?«
»Ja.«
»Haben Sie Zweifel bekommen?«
»Nein«, beharrte Donny. »Alles in Ordnung. Was haben Sie überhaupt hier draußen angestellt? Myrtle hat rausgeschaut, nachdem Sie gegangen waren, und sagte, sie könnte Sie nicht sehen. Wir dachten, Sie wären längst weg.«
»War ich auch, aber dann ist mir eingefallen, dass ich vorher noch etwas besorgen muss.«
Donny runzelte die Stirn. »Besorgen?«
»Ja, in gewisser Weise. Ich habe versucht, zu erraten, welches dieser Häuser Myrtle gehört. In Anbetracht ihrer Neigungen bin ich ziemlich sicher, dass sie etwas in Ihrem Besitz hat, was ich dringend benötige.«
»Neigungen? Sie meinen diesen New-Age-Kram?«
»Ja.«
»Warum haben Sie dann nicht einfach an die Tür geklopft und sie gefragt?«
Levi zuckte mit den Schultern. »Ich hatte befürchtet, wenn ich zurückkäme, müsste ich wieder mit Ihnen darüber diskutieren, dass Sie mich begleiten wollen. Aber da Sie jetzt ohnehin hier sind …«
Donny zeigte auf ein Haus. »Dort drüben wohnt sie.«
»Sie wollen auch nicht zu Esther zurückgehen.«
»Ist das so offensichtlich?«
»Für mich schon«, erwiderte Levi, als sie die Straße überquerten.
»Und zu Marsha, vermute ich. Oder zu irgendjemandem sonst, der Augen hat und jemals verliebt gewesen ist.«
Donnys Ohren wurden heiß. Seine Haut fühlte sich knallrot an.
»Ich will wirklich nicht neugierig sein«, fuhr Levi fort, »aber mir scheint klar zu sein, dass Sie die Frau genauso sehr lieben, wie es umgekehrt der Fall ist. Worin liegt das Problem?«
»Ich will Sie nicht mehr verletzen.«
»Sie haben sie bereits verletzt? Waren Sie ihr untreu?«
»Nein, nichts dergleichen. Das würde ich Marsha nie antun. Es … es ist kompliziert. Mir gefällt es hier nicht. Hat es noch nie. Diese Stadt … zieht einen runter. Sie höhlt die Menschen aus. Verstehen Sie, was ich meine? Für mich hat es sich nie wie ein Zuhause angefühlt.«
»Also sind Sie weggelaufen?«
»Ja, so könnte man es nennen – wenn man es als ›wegrennen‹ bezeichnen will, dass ich mich freiwillig für die Army gemeldet und in den Irak gegangen bin.«
»Haben Sie im Ausland gefunden, wonach Sie gesucht haben? Hat sich der Krieg heimischer angefühlt?«
»Nein. Er hat sich wie die Hölle angefühlt.«
»Also kehrten Sie zurück.«
»Nicht freiwillig. Glauben Sie mir, dies war der letzte Ort, an den ich zurückkehren wollte. Aber meine Ma wurde krank. Krebs.«
»Wo ist sie jetzt?«
Donny seufzte. »Sie ist gestorben. Ich bin nur lange genug geblieben, um mich um ihren Nachlass zu kümmern. Habe das Haus zum Verkauf gestellt und dafür gesorgt, dass die Bestattung bezahlt wird. Heute Abend wollte ich abreisen. Ein paar Minuten früher, dann wäre ich nicht mehr hier gewesen, als alles anfing. Ich wäre bereits etliche Meilen entfernt über die Landstraße gebrettert.«
»Wohin wollten Sie?«, fragte Levi, als sie sich Myrtles Eingangstür näherten.
»Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, so weit hatte ich nicht vorausgeplant. Ich schätze, erst mal weg. An irgendeinen Ort, der sich besser anfühlt, verstehen Sie? Um zu mir zu
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