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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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noch nicht sicher.«
    Donny erwiderte nichts. Mit zittriger Hand legte er die Zeitschrift zurück auf den Stapel.
    »Was ist?«, fragte Levi. »Sie schwitzen ja.«
    »Levi … wie lange befassen Sie sich schon mit diesen Dingen?«
    »Womit genau?«
    »Damit.« Donny machte mit der Hand eine ausholende Geste. »Mit all diesem verrückten okkulten Kram.«
    Levi senkte den Kopf und starrte auf den Boden. Als er wieder aufschaute, hörte sich seine Stimme leiser an, und die Selbstsicherheit, die er zuvor ausgestrahlt hatte, war verschwunden. Er wirkte und klang müde.
    »Mein ganzes Leben lang. Ich wurde in die Sache hineingeboren. Mein Vater Amos hat Powwow praktiziert, genau wie sein Vater vor ihm.«
    »Also hat Ihnen Ihr Vater alles beigebracht, was Sie wissen?«
    Levi zuckte mit den Schultern. »Teilweise. Jedenfalls hat er mir Powwow beigebracht, aber damit endete sein Unterricht – und seine Toleranz. Die anderen Methoden, die ich mir angeeignet habe, billigte er nicht. Er wollte nicht begreifen, dass sie unerlässlich für den Kampf gegen die Kreaturen sind, gegen die wir uns stellen müssen.«
    »Er wollte, dass Sie so werden wie er.«
    »In gewisser Weise. Obwohl – um ehrlich zu sein, ich glaube, am glücklichsten wäre mein Vater gewesen, wenn ich wie mein Bruder Landwirt geworden wäre. Natürlich konnte ich das nicht. Die Magie hätte mich eingeholt, ob ich nun Unterricht erhalten hätte oder nicht. Und dasselbe lässt sich von Marshas Bruder sagen.«
    »Randy? Haben Sie sich in seiner Gegenwart deshalb so merkwürdig verhalten? Aber an Randy ist nichts magisch. Glauben Sie mir, ich kenne den Kerl, seit er klein ist. Er ist bloß ein Möchtegern-Gangsta. Das einzig Magische an ihm ist, dass ihm seine Hose beim Laufen nicht auf die Kniekehle rutscht.«
    »Ich weiß zwar nicht genau, was ein Möchtegern-Gangsta ist«, gab Levi zurück, »aber vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Randy über besondere Gaben verfügt. Er ist mit diesen Fähigkeiten geboren worden. Sie sind nur nie in ihm geweckt worden. Wahrscheinlich, weil es in seinem Leben niemanden gab, der sein Talent erkannte. Ich vermute, dass er öfter ungewöhnliches Glück hat – etwa heute Nacht, als die Fahrzeuge ansprangen, nachdem er sie berührte. Kleine Brocken von Synchronizität sind ein wesentlicher Bestandteil dessen, was wir tun. Der Trick besteht darin, sie zu erkennen, wenn sie auftreten, und sie für uns zu nutzen oder zu kontrollieren, sie dem eigenen Willen unterzuordnen. Wäre er ordentlich ausgebildet worden, wäre er eine beeindruckende Verstärkung gegen unsere Feinde gewesen.«
    »Haben Sie das vor? Ihn auszubilden?«
    »Nein!«
    Levi stieß seine Antwort mit solchem Nachdruck aus, dass Donny unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Er fürchtete, dass er Levi beleidigt hatte. Der ältere Mann stand steif da, die Miene mit einem Mal ernst und verkniffen.
    »Nein«, wiederholte Levi, diesmal ruhiger. »Tut mir leid. Das kam barscher heraus, als ich beabsichtigte. Aber nein, ich werde Randy nicht unterweisen. Ich werde niemanden unterweisen.«
    »Warum nicht?«
    Levi schwieg. Zuerst dachte Donny, er würde die Frage nicht beantworten. Levi verstaute den Salbei in seiner Tasche und sah sich im Raum um. Schließlich sah er Donny an. »Als ich etwas über andere Disziplinen – andere mystische Praktiken – erfahren wollte, hat sich mein Vater dagegen gesperrt. Also ging ich woandershin. In meiner früheren Glaubensgemeinschaft bekommen junge Leute ein Jahr Zeit, um die Außenwelt zu erkunden und zu entscheiden, ob sie sich wirklich dem Lebensstil der Amish verschreiben wollen. Ich habe mein Jahr genützt, um zu lernen. Ich habe unsere Gemeinde verlassen und mich auf eine Art Pilgerreise begeben, um mich von anderen unterrichten zu lassen. Damals war ich jung, arrogant, dreist und absolut überzeugt davon, besser als mein Vater oder jeder andere zu sein.«
    »Sie haben vorhin gesagt, Hochmut sei eine Sünde.«
    »So ist es«, bestätigte Levi. »Ich war ein Sünder. Nur habe ich es damals nicht so gesehen. Ich war unheimlich selbstgerecht in meinem Wunsch, einer von Gottes auserwählten Kriegern zu werden und die Kniffe des Feindes gegen ihn einzusetzen. Und ich hatte recht. Gegen einige der Widersacher, gegen die mich der Herr im Laufe der Jahre in den Kampf ziehen ließ, wäre Powwow wirkungslos gewesen. Ich musste auf andere Methoden zurückgreifen. Mein Vater fand, es käme Gotteslästerung gleich, dass ich sie

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