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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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finden.«
    »Tja, aber jetzt sind Sie hier.«
    »Was soll das denn heißen? Wollen Sie damit behaupten, es wäre mein Schicksal?«
    Levi zuckte mit den Schultern. »Schicksal. Gottes Wille. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Manche Menschen halten das Universum für chaotisch – sie glauben, dass es keinen konkreten Auslöser für Ereignisse gibt. Ich denke, sie irren sich. Es gibt eine bestimmte Grundordnung. Uns mag nicht immer gefallen, wie sich das Leben entwickelt, aber es entwickelt sich nicht grundlos so. Sie wollten zu sich selbst finden – vielleicht befand sich Ihr wahres Selbst von Anfang an hier.«
    »Was weiß ich.«
    »Allerdings bin ich nach wie vor nicht sicher, ob ich Ihren Widerwillen verstehe, sich auf Marsha einzulassen.«
    »Als ich das erste Mal wegging, bekam Marsha solche Depressionen, dass sie ihr Studium abbrach und versuchte, sich umzubringen. Wissen Sie, das war meine Schuld. Ich will sie nicht an mich ranlassen, weil ich wieder verschwinden werde und sie das nicht noch einmal durchmachen soll.«
    »Ich verstehe. Das ist eine schwere Bürde für einen jungen Mann wie Sie.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    Levi verstummte und legte den Kopf schief, als lausche er.
    »Hören Sie etwas?«, fragte Donny nach einer Weile.
    »Nein, ich wollte mich nur vergewissern, dass die Luft rein ist. Gehen wir rein.«
    »Ich vermute mal, die Tür ist abgeschlossen. Brinkley Springs mag eine Kleinstadt sein, trotzdem neigen die Bewohner dazu, abzuschließen, wenn sie das Haus verlassen.«
    »Schon in Ordnung. Ich habe einen Schlüssel.«
    »Myrtle hat Ihnen ihren Schlüssel gegeben?«
    Levi schüttelte den Kopf, dann ergriff er mit der Rechten den Türknauf und schloss die Augen. Donny beobachtete, wie er tief Luft holte, etwa zehn Sekunden lang den Atem anhielt und ihn dann gepresst ausstieß. Levi schlug die Augen auf, und die Verriegelung klickte. Er drehte den Knauf, und die Tür öffnete sich.
    »Wie um alles in der Welt haben Sie das angestellt?«
    Levi zwinkerte ihm zu. »Was glauben Sie? Kommen Sie mit.«
    Die beiden Männer traten ein. Levi ging voraus, dicht gefolgt von Donny. Myrtles Haus erwies sich als staubiges Monument voll Gerümpel und Spinnweben. Auf jedem Quadratzentimeter verfügbarer Regal- oder Tischfläche türmte sich eine schwindelerregende Ansammlung von Krimskrams – Zeitschriften und Taschenbücher, Duftölfläschchen, Votivkerzen, Weihrauchkessel, Kristalle, Perlen, Fantasyfigürchen aus Zinn, Tarotkarten, Einhörner und Delfine aus Keramik und einiges mehr. In einem Bücherregal drängten sich Myrtles im Eigenverlag erschienene Ratgeber, daneben standen sechs offene Kartons mit weiteren Exemplaren. Auf dem Fernseher thronte eine Engelsfigur. Donny gefiel sie nicht. Der Engel wirkte nicht tröstlich, sondern eher bedrohlich. Er schien sie mahnend anzustarren. In der Luft hingen die widerstreitenden Gerüche von Räucherkerzen, die leichte Übelkeit in ihm auslösten.
    »Ramsch«, murmelte er.
    »Ja«, bestätigte Levi, der einen auf dem Kaffeetisch liegenden Quarzsplitter betrachtete. »Vieles davon ist Ramsch. Tatsächlich sogar der Großteil. Aber hoffentlich finden wir auch ein paar brauchbare Utensilien.«
    »Wonach suchen wir genau?«
    »Gehen Sie bitte in die Küche und halten Sie Ausschau nach Salz. Einerlei, was für eine Sorte. Kochsalz. Meersalz. Jodsalz. Alles funktioniert. Bringen Sie den gesamten Vorrat mit – so viel, wie Sie tragen können.«
    »Salz?« Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Donny wahrscheinlich vermutet, Levi wollte ihn auf den Arm nehmen. »Wozu brauchen wir das?«
    »Es ist eine Waffe. Sie haben ja gehört, was Randy sagte. Die Kreatur, die seine Eltern tötete, besaß eine Abneigung gegen Salz. Das gilt für viele übernatürliche Wesen, jedenfalls dann, wenn sie in körperlicher Gestalt auftreten. Salz ist eine gute magische Rückversicherung.«
    »Und ich dachte, es sorgt bloß dafür, dass das Essen besser schmeckt.«
    »Das auch. Los, gehen Sie. Ich versuche unterdessen, Salbei aufzutreiben.«
    »Salbei?«
    »Ja. Eine kleine Menge habe ich in meiner Westentasche dabei, aber wir werden wesentlich mehr davon benötigen.«
    »Ich persönlich würde mich ja mit einem M16-Gewehr wohler fühlen.«
    »Allerdings wissen wir bereits, dass eine solche Waffe gegen unseren Feind nichts ausrichtet. Was wir brauchen, sind Salz und Salbei.«
    »Wenn Sie das sagen …«
    Levi nickte und wandte die Aufmerksamkeit dem Gerümpel zu. Kopfschüttelnd

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