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Eine Vielzahl von Sünden

Eine Vielzahl von Sünden

Titel: Eine Vielzahl von Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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Handtasche. Sie dachte, ich würde es mir womöglich noch anders überlegen, aber das hatte ich gar nicht vor.
    »Dann haben Sie ja alles. Ab jetzt übernehmen wir«, sagte die Cajun-Frau.
    »Wie hoch ist die Gebühr?«, fragte ich.
    »Gebühr gibs nich«, sagte die Frau und lächelte. »Denken Se an mich, wenn Se Ihr Testament machen.« Sie hockte sich vor den Käfig, als wollte sie ihn gleich öffnen. »Kleiner, Kleiner«, sagte sie, dann fasste sie den Käfig mit beiden Händen und stand auf. Sie stieß ein kleines Grunzen aus, war aber viel stärker, als ich gedacht hätte. In diesem Moment kam eine weitere blonde Helferin, diesmal mit einer Metallschiene an ihrem linken Bein, durch die Tür zum Zwinger gehumpelt, und die Frau ging einfach an ihr vorbei, den Käfig im Arm, während die Hunde in dem langen dunklen Korridor wieder anfingen, ekstatisch zu bellen.
    »Den Käfig spenden wir«, sagte Sallie. Sie wollte nur noch raus, und mir ging es genauso. Ich stand noch einen Augenblick da und sah der Frau in dem Laborkittel nach, die mit unserem Welpen an den Käfigen vorbei verschwand. Dann fiel die grüne Metalltür zu, und damit war die Sache erledigt. Keine großen Zeremonien.
    Auf unserer Fahrt zurück ins Zentrum waren wir beide verständlicherweise in einem wattigen, niedergeschlagenen Schweigen versunken. Von der Autobahn aus fand ich den Anblick des modernen südstaatentypischen Stadtlebens und der ehrgeizigen Neubauten, wo einst eine niedrige elegante alte Flussstadt gestanden hatte, besonders abstoßend und hoffnungslos, und Sallie vermutlich auch. Mir, der ich tagtäglich in einem der hohen Monstren aus Metall und Glas zu rackern hatte (ich konnte sogar meine Bürofenster am Place St. Charles sehen, kleine unauffällige Rechtecke, die hoch oben unter zahllosen anderen glänzten), erschien diese Stadt ganz besonders entfremdet, ihrer Geschichte ebenso wie meiner eigenen Wesensart. Hinter diesen eckigen, verspiegelten Fenstern schrieben und diskutierten menschliche Wesen, bereiteten Fälle vor; auf anderen Etagen führten sie Biopsien und Computertomographien durch, bohrten Löcher aus, überbrachten allen möglichen Wartenden willkommene und unwillkommene Nachrichten – Klienten, Patienten, Geschäftspartnern, Ehegatten, Kindern. Es gab tatsächlich sogar Leute, die dort auf mich warteten, heute Nachmittag, auf mich und die Neuigkeiten vom Fall Brownlow-Maisonette – wie standen die Dinge, wie entwickelten sich unsere Aussichten, wie sah meine Einschätzung der Angelegenheit grundsätzlich aus und welche Hoffnungen auf eine gütliche Einigung hatten wir (meine Einschätzung würde im Großen und Ganzen so vielversprechend nicht ausfallen). Nicht lange, und ich würde mich wieder in ihre freudlose Gesellschaft begeben und vergessen, wie ich hier über die Autobahn gefahren war und nach draußen gespäht hatte, geradezu verzweifelt über das Schicksal eines belanglosen kleinen Hundes. Ehrlich gesagt, kam ich mir ziemlich albern dabei vor.
    Sallie sagte plötzlich, als hätte sie sich etwas zurechtgelegt, während ich kläglich vor mich hin grübelte: »Weißt du noch, wie wir am Neujahrstag da saßen und darüber sprachen, wie alles anders werden kann, weil sich ein Ding verändert hat?«
    »Der Große Wagen«, sagte ich. Wir hatten gerade unsere Ausfahrt erreicht und fuhren rasch nach unten und durch einen anderen armen Teil der Schwarzenzone, der an unsere aufgehübschte Straße grenzt. Alles wirkte schon viel handhabbarer, je näher wir unserem Zuhause kamen.
    »Genau«, sagte Sallie, als wären die Worte »der Große Wagen« ein Vorwurf an ihre Adresse gewesen. »Aber weißt du was – du wirst es für verrückt halten, ist es vielleicht auch –, jedenfalls gestern Nacht, als ich im Bett lag, habe ich in diesem armen kleinen Welpen immer mehr eine böse Kraft gesehen, die alles in unserem Leben in schreckliche Gefahr bringt. Auch wir beide waren irgendwie in Gefahr. Das machte mir Angst. Das wollte ich nicht zulassen.«
    Ich schaute zu Sallie hinüber und sah eine glasklare Träne aus ihrem Auge schlüpfen und über ihre weiche, gerundete, hübsche Wange gleiten.
    »Schatz«, sagte ich und suchte ihre Hand auf dem Steuerrad. »Alles ist doch in Ordnung. Du hast dir eine Menge zugemutet. Und ich war nicht da. Ich müsste nur mehr da sein und mehr tun. Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest.«
    »Das stimmt wohl«, sagte Sallie entschlossen.
    »Und falls die Dinge im Moment nicht

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