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Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)

Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Gabriella Engelmann
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Lust, heute Abend was trinken zu gehen?«, fragte Annette, während Nina exotisches Blattwerk mit pinkfarbenen Orchideen kombinierte. »Ich dachte, wir könnten mal wieder ins Julius gehen, da waren wir schon lange nicht mehr.«
    Nina überlegte einen Moment, weil sie eigentlich zu müde war, um auszugehen.
    »Wenn du morgen an meiner Stelle auf den Großmarkt fährst, bin ich dabei«, schlug sie vor, obwohl sie genau wusste, dass ihre Kollegin sich niemals auf einen solchen Tausch einlassen würde. Aber zu ihrer großen Verwunderung willigte Annette ein.
    Um zwanzig Uhr saßen sie an der Bar eines Szene-Restaurants im Schanzenviertel, etwa zehn Minuten Fußweg von Ninas neuer Wohnung entfernt. Das Interieur war ausgesprochen »retro«, wie Stella es in ihrem Fachjargon genannt hätte. Nina fühlte sich, als hätte sie eine psychedelische Reise in die Vergangenheit unternommen und wäre in der Siebziger-Jahre-Küche ihrer Mutter wieder aufgewacht. Die Tapete war ein einziger schauderhafter Alptraum aus grellbunten Pril-Blumen.
    »Wie gut, dass du deine Seventies-Phase bei uns im Laden überwunden hast«, meinte Nina trocken.
    »Nun mecker mal nicht rum! Die Kunden waren damals absolut begeistert«, erwiderte Annette und bestellte ihnen beiden einen trockenen Martini.
    »Ich werde übrigens mit Heiner nach Frankfurt gehen«, sagte sie plötzlich und vermied es, Nina anzusehen. Verlegen spielte sie mit einem Aschenbecher und wartete auf eine Reaktion. Nina hörte das Blut in ihren Ohren rauschen.
    »Bitte?«
    »Wir ziehen Ende Dezember um. Silvester feiern wir schon in Frankfurt, und Heiner fängt am zweiten Januar bei der BestCredit-Bank an.«
    »Und was wird mit dem Laden?«
    »Ich habe bereits einen Nachmieter. Allerdings kommt kein Blumenladen rein, sondern eine Boutique.«
    Ninas Herz rutschte eine Etage tiefer.
    »Klamotten. Wie originell!«
    »Ja, genau. Irgend so ein Label aus Dänemark. Eine junge Frau, die sich als Designerin selbständig gemacht hat.«
    »Und seit wann weißt du das?«
    »Seit Mitte August.«
    »Und heute haben wir den zehnten Oktober.«
    »Ich weiß.«
    »Du weißt also seit fast zwei Monaten, dass ich Ende Dezember arbeitslos sein werde, und hältst es nicht für nötig, mich darüber zu informieren?«
    »Du findest sicher ganz schnell was anderes. Ich werde mich morgen auf dem Markt gleich mal umhören. Du wirst im Handumdrehen einen neuen Job haben, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr!«
    »Noch zwei Martini bitte«, rief Annette der Bedienung zu und sah ihre Freundin prüfend an.
    »Kannst du mir verzeihen?«
    »Kannst du mir versprechen, dass ich ab Januar in der Lage sein werde, die Miete für meine neue Wohnung zu zahlen?«
    »Es tut mir leid. Ich hätte dir früher Bescheid geben müssen. Aber ich hatte Angst davor, es dir zu sagen. Ich weiß doch, wie sehr du am Blumenmeer hängst. Eine ganze Weile dachte ich, dass ein anderer den Laden übernehmen würde. Dann hättest du deinen Job behalten, und wir wären alle glücklich gewesen. Aber demnächst macht hier um die Ecke eine Filiale von Blumen-Discount auf, und das hat die Interessenten abgeschreckt. Als ich schon dachte, dass ich den Laden nie loswerden würde, hat Kirsten Thomasson, diese Dänin, endlich zugesagt.«
    In Ninas Kopf ratterte es. Sie war kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, so sehr hatte die Angst sie schlagartig im Griff. Derzeit war es beinahe unmöglich, eine Festanstellung zu bekommen. Jeder Blumenhändler, den sie kannte, versuchte sich mit Azubis und Jungfloristen über Wasser zu halten. Längst hatten Blumendiscounter und die Angebote in den Supermärkten den traditionellen Blumenhändlern das Wasser abgegraben. Das wusste Annette genauso gut wie sie. Die Geschäfte waren im vergangenen Jahr nicht besonders rosig gewesen.
    Rosig, wie passend, dachte sie bitter und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Konnte sie Annette überhaupt noch als Freundin bezeichnen? Hätte eine echte Freundin sie in eine solche Lage gebracht? Nina musste an Geralds verletzende Bemerkung in Bezug auf ihr Dasein als »kleine Maus« an Annettes Seite denken. Nun hatte sie in dieser Funktion ganz offensichtlich ausgedient.
    Bei dem Gedanken an Gerald begann sich auf einmal alles um sie zu drehen. Sie musste dringend hier raus, wenn sie nicht vollkommen die Fassung verlieren wollte. Das Wiedersehen mit ihm, das erneut alte Wunden aufgerissen hatte, und nun diese Hiobsbotschaft, das
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