Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
gegenüber Männern gelegt worden, ob sie wollte oder nicht.
Als sie im Bett lag und über ihre Vergangenheit nachdachte, überfiel sie mit einem Mal trotz des schönen Abends mit Leonie eine tiefe Traurigkeit darüber, dass ihre Familie nie so intakt gewesen war, wie sie es sich gewünscht hatte. Und sie war wütend, weil sie sich wieder auf Gerald eingelassen hatte. Gott sei Dank hatten sie nicht miteinander geschlafen. Nina war in letzter Sekunde zur Besinnung gekommen und hatte Gerald in hohem Bogen hinausgeworfen, und zwar mitsamt Hemd, Jeans und Slip, die quer über ihr Bett verstreut gelegen hatten. Sie würde nicht noch einmal den Fehler machen, sich auf eine so aussichtslose Geschichte einzulassen. Gerald liebte sie nicht, das wusste sie, und sie hatte keine Lust, Lückenbüßerin zu spielen, nur weil er mal wieder in Hamburg war und weder Freundin noch Wohnung hatte. Sollte er sich doch ein Hotel suchen und eine andere Frau, die dumm genug war, seine Spielchen mitzumachen. Nein, Nina würde in Zukunft vorsichtiger sein. Männer schienen ihr kein Glück zu bringen. Und eigentlich wollte sie nur eines: endlich wieder glücklich sein!
Entschlossen, die Tränen und alle Ängste zu verdrängen, stand Nina auf und verfasste eine Liste mit Materialien, die sie benötigte, um ihre Wohnung bis zum ersten Oktober bezugsfertig zu machen.
Eine Woche später war es schließlich so weit. Leonie, Nina und Stella waren mit Sack und Pack aus ihren alten Wohnungen ausgezogen, und dem Einzug in die Villa stand nichts mehr im Weg.
»Wo soll das hin?«, erkundigte sich einer der Möbelpacker und wartete auf Instruktionen von Stella, die soeben auf dem Parkplatz vorgefahren war.
»In die linke Wohnung im ersten Stock«, antwortete sie kurz angebunden, während sie am Display ihres Handys herumspielte. »Das kommt alles in die Küche. Und diese Kartons ins Bad. Ja, genau so, wie es da groß und breit draufsteht«, rief Stella ungeduldig.
Diese Umzugsleute sehen alle aus, als könnten sie nicht bis drei zählen, dachte sie genervt und massierte sich die pochenden Schläfen. Sie hatte kaum geschlafen, und obwohl sie sich so sehr auf diesen Tag gefreut hatte, wusste sie nicht, wie sie den Umzug überstehen sollte. Misstrauisch beobachtete sie, wie die stämmigen Männer ihre kostbaren Möbel nach oben trugen, und betete, dass nichts zu Bruch ging.
Verglichen mit ihrem riesigen Transporter wirkten die Autos der anderen beiden nahezu niedlich klein. Nina hatte sich den VW-Bully vom Blumenmeer ausgeliehen. Am Steuer saß Annette, die munter Kommandos in die Gegend rief, während ihr Mann Heiner und sein Freund Jörg bereits die ersten Kartons ausluden. Leonie kam mit einem alten Audi-Kombi, den Olli kurz vorher organisiert hatte. Zum Ab- und Aufbau ihrer IKEA-Möbel war Ollis Freund Chris mitgekommen, da Olli zwei linke Hände hatte und lieber dabei half, Leonies Küchenutensilien bruchsicher zu verpacken. Die Küchenkräuter hatte sie separat auf dem Beifahrersitz transportiert, ebenso wie eine alte Nachttischlampe von ihrer Urgroßmutter.
Warum hab ich mir das nur angetan? Stella war verzweifelt, als sie die gigantischen Kistenstapel erblickte, die sich um sie herum türmten. Wie gut, dass sie wenigstens die Zeit gehabt hatte, ein Team von Malern und Klempnern in die Wohnung zu schicken und das Gröbste vor dem Einzug erledigen zu lassen. In ihrem Kopf hämmerte es inzwischen so stark, dass sie glaubte, ohnmächtig zu werden. Instinktiv griff sie nach der halb leeren Paracetamol-Packung in ihrer Tasche.
In diesem Moment piepste das Handy. Eine SMS von Julian, der wissen wollte, wie es ihr ging und ob alles in Ordnung sei. Ach was, jetzt auf einmal meldet er sich, dachte Stella wütend und feuerte das Handy mit voller Wucht gegen die Wand. Scheppernd fiel es auf den harten Dielenboden und zersprang in tausend Teile. Na toll, auch das noch! Zitternd und mit angezogenen Beinen setzte sie sich auf den Boden und begann hemmungslos zu schluchzen. »Ich pfeife auf einen Mann, dessen Vorstellung von Liebe darin besteht, mir eine SMS zu schicken! Ich will einen Mann, der da ist, wenn ich ihn brauche!«, rief sie laut weinend, ohne Rücksicht auf die verlaufende Wimperntusche zu nehmen, die bereits auf ihren beigen Kaschmirpulli abfärbte. »Selbst schuld! Warum muss ich immer Miss Perfect mimen und mir teure Klamotten anschaffen, während sich Nina und Leonie in verschlissenen Jeans und dunklen Pullis ans Werk machen, so wie es
Weitere Kostenlose Bücher