Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Bodylotion um die Wette. Sie sah umwerfend aus und hoffte, dass ihr Anblick seine Wirkung auf Julian nicht verfehlen würde.
Der Champagner war im Kühlschrank, das Wohnzimmer von Kerzenschein erleuchtet, und Norah Jones’ sonore Stimme füllte den Raum. Wenn Julian in weniger als zehn Minuten endlich vor ihrer Haustür stand, würde sie ihm als Erstes einen Aperitif anbieten. Für acht Uhr hatte sie einen Tisch im Manila reserviert, einem trendigen Restaurant am Neuen Pferdemarkt. Doch im Gegensatz zu sonst konnte sich Stella nicht allzu sehr auf den bevorstehenden Abend freuen, in Gedanken war sie immer noch bei ihrem Beinahe-Unfall von heute Morgen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie nur ein wenig schneller gefahren wäre …
Es läutete an der Tür, und Stella setzte ihr verführerischstes Lächeln auf. Schließlich kannte Julian sie als ausgeglichene, selbstbewusste Frau, und das sollte auch so bleiben.
»Hallo, meine Schöne«, sagte Julian und zog Stella in seine Arme. Wie gut er duftete, und wie attraktiv er war! Er war groß und gut gebaut, doch nicht zu stark trainiert, genau so, wie Stella es mochte. Seine silbergrauen Haare wellten sich leicht über den Ohren und verliehen seinem Gesicht etwas Künstlerisches. Auch heute konnte sie sich kaum an seinen blassgrünen Augen sattsehen, und Stella fragte sich zum wiederholten Male, weshalb ausgerechnet sie das Glück hatte, einem so wundervollen Mann begegnet zu sein.
»Hallo«, hauchte sie und strahlte. »Schön, dich zu sehen. Wie wär’s, möchtest du ein Glas Champagner, bevor wir aufbrechen?« Mit geübtem Griff entkorkte sie die sündhaft teure Flasche und war wieder einmal stolz, sich einen so aufwendigen Lebensstil leisten zu können. Sie wohnte – mehr als komfortabel – in einem Patrizierhaus am Innocentiapark, fuhr ein BMW Z3-Cabriolet, erwarb ihre Kleidung in den edelsten Boutiquen der Stadt und ging beinahe jeden Abend essen, weil sie kaum kochen konnte. Ihre seltenen freien Tage verbrachte sie mit kostspieligen Wellness-Aufenthalten, auf Städtetrips oder in Feriendomizilen wohlhabender Bekannter und Kunden. Mit ihren neununddreißig Jahren hatte sie das geschafft, wovon viele Frauen nur träumten: Sie war schön, beruflich ausgesprochen erfolgreich und finanziell unabhängig. Allerdings machte ihr die Aussicht auf ihren vierzigsten Geburtstag ein wenig zu schaffen.
»Wie geht es dir, du siehst heute etwas blass aus«, sagte Julian und führte Stella behutsam zum Sofa. Sie unterdrückte den Impuls, ihm von ihrem alptraumhaften Nachmittag zu berichten, denn sie wusste, dass der Abend sonst gelaufen wäre. Als Anwalt würde Julian sofort einen Schlachtplan entwickeln, mit dem Stella auf eine eventuell drohende Anzeige reagieren konnte.
Sie hatte jedoch etwas ganz anderes im Sinn. Heute war der Abend, an dem sie Julian bitten wollte, ihren vierzigsten Geburtstag mit ihr zusammen zu verbringen.
»Mach dir keine Gedanken, es ist alles in bester Ordnung«, antwortete sie und setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf. »Wahrscheinlich ist es nur dieses neue Make-up, ich sollte es umtauschen.«
Damit würde sich Julian zufriedengeben, er schätzte nämlich ihre unkomplizierte Art. Sie machte keine Szenen und war verfügbar, wenn er sie brauchte. Kurzum, sie war das totale Gegenteil von seiner Frau Laura, die von Ehrgeiz zerfressen rund um die Welt jettete, um kapriziöse Models ins rechte Licht zu setzen.
Stella wollte den Augenblick nicht länger aufschieben und sofort aufs Ganze gehen. »Wie würdest du es finden, wenn wir meinen Geburtstag zusammen feiern und irgendwohin fahren?«, fragte sie und merkte, wie sich Julian augenblicklich versteifte.
»Woran hast du denn so gedacht?«, entgegnete er und fuhr sich nervös durch sein graumeliertes Haar. Mit einem Mal hatte Stella keine Lust mehr, das anschmiegsame Schmusekätzchen zu spielen, das keine Wünsche und Bedürfnisse hatte, und sie sprach mutig weiter.
»Ich dachte an ein verlängertes Wochenende in Paris. Wir könnten Freitagnachmittag fliegen und uns eine Suite im Plaza Athenée nehmen. Wir könnten bummeln, ins Museum gehen, an der Seine spazieren und im Café de Flore Kuchen essen. Wenn du Lust hast, besorge ich Karten für die Oper.«
Julian nestelte an seiner Krawatte.
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach er und sah ostentativ auf die Uhr. »Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen, wenn wir den Tisch im Manila behalten wollen.« Stella erhob sich und
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