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Eine Vorhaut klagt an

Eine Vorhaut klagt an

Titel: Eine Vorhaut klagt an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalom Auslander
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dich.
    Yoni war fürs Verkuppeln zuständig. Ihm oblag es, die Seniors der Jungenschule mit den Juniors der Mädchenschule zu verbandeln.
    – Ach ja?, fragte ich. – Wen?
    – Becky Jacobowitz, sagte Yoni.
    Becky Jacobowitz war die größte Schlampe der ganzen Jeschiwe. Sie war die einzige Schlampe der Jeschiwe. Sie hatte mal ei- nen Freund gehabt, der ans College ging. Sogar ihre Initialen waren BJ .
    Gott kicherte schon.
    – Ich kann trotzdem mit ihr, sagte ich. – Schließlich sind Kelly und ich ja nicht verheiratet .
    Yoni schüttelte den Kopf.
    – Becky weiß aber, dass du mit Kelly gehst.
    Jetzt lachte Gott, wischte sich die Tränen von den Augen und schlug sich auf die Schenkel.
    – Für Kelly wäre das okay, sagte ich.
    David klatschte in die Hände. – Diese Mieze muss ich mal sehen, sagte er.
    Yoni schüttelte den Kopf. – Glaub ich eher nicht.
    Es klingelte zum ersten Mal zu Jüdischer Geschichte, und Yoni und Yossi gingen hinein. David blieb noch und sagte zu mir:
    – Das war mein Ernst.
    – In Bezug auf was?
    – Stell mich ihr vor.
    – Wem?
    – Kelly.
    – Kelly?
    – Ich brauch Sex, sagte David.
    – Mit meiner Freundin?
    – Du hast gesagt, es ist okay.
    – Aber nicht Sex mit ihr.
    – Und was ist mit Jill?
    – David, Jill hat doch einen.
    – Und Sabrina?
    Ich seufzte.
    – Sabrina ist völlig kaputt, Dave. Sie, na ja, sie nimmt ’ne Menge Coke. Und sie schläft ziemlich, na ja, viel rum. Und nicht auf eine gute Art. Und ihr Exfreund ist durchgeknallt. Charlie. Der würde dich umbringen. Ehrlich.
    Es klingelte zum zweiten Mal. Rabbi Osborn trat heraus, zeigte auf seine Armbanduhr und winkte uns herein.
    – Ich hab dir ’ne Menge Geld geliehen, sagte David. – Ich hab was gut bei dir.
    Ich seufzte. Nach einigen Augenblicken nickte ich. David klopfte mir auf den Rücken, hielt den Daumen hoch und ging hinein.
    In den vergangenen zwei Tagen hatte ich mit einem echten Mädchen Schluss gemacht, hatte mit einem falschen gevögelt, mir die Chance kaputtgemacht, mit einem anderen echten Mädchen zu gehen, und eingewilligt, meinen Freund einem Mädchen vorzustellen, das es gar nicht gab.
    So etwas nennen die Geschichtenerzähler »die Komplikation«.
    Gott wälzte sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch.
     
    Akten, die mit dem Buchstaben D begannen, kamen in eine Mappe mit dem Buchstaben D darauf.
    – Wo ist Kelly?, fragte ich den Verwaltungsmenschen.
    Mein Plan war folgender: Ich kitte die Sache mit Kelly, bringe sie dazu, ein paar Pfund abzunehmen, bitte sie, sich die Haare blond zu färben, gehe mit ihr öfter mal zu McDonald’s, lerne einige ihrer Freundinnen kennen und erkundige mich, ob eine von ihnen Interesse an Oralsex mit meinem Freund hat, der orthodoxer Jeschiwe-Schüler ist. Ich hatte einiges vor.
    Inzwischen hatte Kelly sich zwei Wochen nicht mehr im Krankenhaus blicken lassen, und ewig konnte ich David nicht hinhalten.
    – Kelly kommt nicht mehr, sagte der Verwaltungsmensch.
    Bei bestimmten Verurteilungen, erklärte er, zähle der Eintritt in eine religiöse Einrichtung als gemeinnützige Arbeit. Kellys Verurteilung falle darunter. Vor zwei Wochen habe sie sich bei einem christlichen Seminar in der Nähe eingeschrieben.
    – Keine Sorge, sagte der Verwaltungsmensch. – Du wirst hier schon nicht einsam. Nächstes Wochenende schicken sie eine andere Kleinkriminelle her.
    – Mach, dass sie scharf ist , betete ich zu Gott. – Ich tu alles, was Du willst.
     
    – Nicht jetzt, blaffte ich David an.
    Wir standen an der Ecke der 181st Street, und er nervte mich wegen eines Treffens mit Sabrina.
    – Ich brauch Sex, sagte er.
    – Ich auch.
    – Du? Du kriegst doch so viel Sex, wie du willst.
    Die Bilder geben nicht den tatsächlichen Inhalt wieder .
    – Nicht mehr, sagte ich.
    Ich wollte die falsche Kelly nicht abschaffen; ich mochte sie inzwischen. Es war nett mit ihr. Nett, an sie zu glauben. Ein Gelobtes Land, über das wir alle redeten, das wir uns vorstellen konnten, etwas, das uns über das Sklavenleben des Alltags hinweghalf. Es war mehr als nur Sex. Es war Hoffnung.
    – Wir haben Schluss gemacht.
    – Echt!
    – Echt.
    Ich seufzte. Es hatte eben nicht geklappt. Wir hatten uns schon länger gelangweilt. Sabrina hatte sich an mich rangemacht. Jill hatte einen Dreier gewollt. Kelly wollte mich nicht mehr sehen.
    – Auch die Liebe stirbt, sagte ich.
    – Unglaublich.
    – Geht schon wieder.
    – Einen Dreier!
    Ich blieb den restlichen Tag für mich und ließ die

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