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Eine Vorhaut klagt an

Eine Vorhaut klagt an

Titel: Eine Vorhaut klagt an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalom Auslander
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Faust? So groß wie ein Auto? So groß wie ein Haus? Wie war es, von einem Haus geschlagen zu werden? Wenn einer einen mit einer Faust haute, die so groß war wie ein Haus, dann starb man ja wahrscheinlich, also, wenn Gott sich jemals betrank …
    Rabbi Kahn stand hinter seinem Tisch, einen Chumesch oder Pentateuch in der einen Hand, und mit der anderen zwirbelte er feierlich seinen Bart.
    – Und Gott, sagte Rabbi Kahn, – war sehr zornig.
    Er schloss die Augen, schlug langsam mit der Faust auf die Tischplatte und schüttelte dabei enttäuscht den Kopf. Keiner regte sich. Keiner sagte etwas. Keiner atmete gar.
    – ADAM !, brüllte Rabbi Kahn unvermittelt. Alle fuhren zusammen. Rabbi Kahn erhob sich auf Zehenspitzen und streckte den Arm über den Kopf, und sein Zeigefinger wies gen Himmel über der Hängedecke über ihm.
    – Du … hast … GESÜNDIGT !
    Yukisiel rutschte tiefer auf seinem Stuhl und bohrte in der Nase. Avrumi zwirbelte nervös an seinen Schläfenlocken. Ich riss mir ein Haar vom Kopf. Rabbi Kahn öffnete langsam die Augen.
    – Hinaus!, brüllte er und zeigte plötzlich auf die Fenster. – HINAUS !
    Shmuel erhob sich. Ebenso Yoel. Unser Klassenzimmer war im ersten Stock.
    – ALLE BEIDE !, fuhr er fort. – HINAUS aus meinem Garten Eden!
    Rabbi Kahn funkelte mich an. Er funkelte alle an. Sein Finger, der weiterhin auf die Fenster zeigte, bebte vor rasender Wut.
    Ich riss mir noch ein Haar aus dem Kopf.
    Nur die Unterhose hatte er vergessen.
     
    Ich sitze in einem Coffeeshop in Woodstock, New York, und versuche trotz aller Anstrengungen des islamischen Dschihad zu arbeiten. Ich bemerke unwillkürlich, dass immer, wenn ich mit meinen Geschichten über Gott vorankomme, die Angriffe in Israel zunehmen, und dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen und höre auf. Sind diese Angriffe meine Schuld? Zeigt Gott mir, wie es sein wird, wenn ich Ihn sauer mache, wenn Er wieder einmal beschließt, dass unsere Feinde uns vernichten dürfen? Meine Rabbis haben mich gelehrt, es sei falsch zu sagen, Gott habe den Holocaust verursacht, vielmehr habe Er sich 1938 einfach abgewandt. Er habe weggesehen. Was? Hm? Geno … tatsächlich? Scheiße, ich war gerade auf dem Klo. Kein Mörder, nur Mitschuldiger. Waren die Schlagzeilen des Tages eine stumme Drohung? Bin ich der Nächste? Meine Lehrer sagten mir, es sei eine Sünde – zu bestrafen mit dem Tod von oben –, wenn ein Jude das jüdische Volk beschäme, was, wie ich fürchte, diese Geschichten tun. Doch ich atme tief durch und rufe mir in Erinnerung, dass es Aaron Spelling ganz gut geht, und wenn er das jüdische Volk nicht beschämt, dann weiß ich auch nicht.
    – Was ist mit Aaron?, sage ich zu Gott. – Plage doch Aaron.
    Für Leute des Buchs wiegen Worte, die ja der Stoff von Büchern sind, schwer. Worte haben Folgen. Am Anfang war das Wort, und das Wort war der Name des Herrn, und daher war das zweite Wort, das sie sich ausdachten, gleich nach dem Wort, das Wort Heilig, was das erste Wort beschrieb, das man nun nicht mehr aussprechen durfte, auch wenn es insgesamt nur zwei Wörter waren, wodurch die gesamte Sprache praktisch halbiert wurde. Bald kamen die Worte »sollst nicht« und »darfst nicht« und »steinigen« und »töten« und dann eine ganze Menge weiterer Worte, die man sagen musste, falls das erste Wort ausgesprochen wurde, Worte der Buße, der Entschuldigung und des Versprechens, dieses Wort nie wieder vergeblich aussprechen zu wollen, so wahr einem das Wort helfe.
    Worte wiegen schwer.
    – Für mich ist das Narzissmus, sagt mein Freund Craig über mein Verhältnis zu Gott. – Als wärst du so wichtig.
    Ich stelle mir vor, wie wir gefesselt und mit verbundenen Augen in einem dunklen Keller sind und ein maskierter Eindringling mir eine Waffe an den Kopf hält. Ich zittere, gerate in Panik, bin den Tränen nahe.
    – Er wird mich töten, flüstere ich.
    – Herrgott, stöhnt Craig. – Du bist wirklich von dir eingenommen.
    Wir waren in einer Bar in Manhattan, und ich machte mir Sorgen, Gott werde ihn auf dem Heimweg nach Brooklyn töten, nur weil er dieses Gespräch mit mir geführt hatte.
    – Wir sollten das nicht hier besprechen, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf und lachte.
    – Glaubst du wirklich, Gott hat nichts Besseres zu tun, als rumzulaufen und den Leuten das Leben schwer zu machen?
    In dem Fernseher über der Bar lief CNN . In Israel gab es Bombenanschläge, im Gaza-Steifen gab es Tote, in Darfur wurde gemordet. Schiiten töteten

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