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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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schließlich mußte er es sich doch anders überlegt haben. Jenseits der transparenten Wand, die Ashley am Entkommen hinderte, entstand ein leuchtendes, mehrfarbiges Kartenbild. Ashley erkannte die Ostküste von Yucatán. Zwei Fingerbreit unterhalb des Cabo Catoche begann ein roter Punkt zu blinken.
    »Cancún«, schloß Ashley. »Er hat sich nicht den schlechtesten aller Orte ausgesucht.«
    »Machst du Witze?« höhnte Kepler. »Es sind ihrer achthundert. Keiner braucht sich einen schlechten Platz auszusuchen.«
    »Vielleicht fallen selbst für uns noch ein paar attraktive Siedlungsstellen ab«, sagte Ashley nachdenklich. »Ich meine, wenn wir uns in der Prüfung bewähren.«
    Ein paar Sekunden vergingen in tiefem Schweigen. Dann meldete sich Kepler wieder zu Wort und machte eine Äußerung, die Ashley Bannister für den Rest der Nacht zu denken gab.
    »Ich an deiner Stelle«, sagte er, »würde meine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben.«
     
    Als die Sonne aufging, blickte Ashley auf einen tropischen Garten hinaus, der sich in sanfter Neigung bis zum Meer hinabzog. Der Raum, in dem er sich befand, war offenbar ein kleines Gebäude für sich. Ashley hatte inzwischen entdeckt, daß er über einen Getränkespender verfügte der sogar geringfügige Proviantvorräte enthielt.
    Kepler hatte sich nicht mehr gemeldet. Ashleys Versuch, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln und auf diese Weise mehr über die Kultur der Qahiren zu erfahren, war fehlgeschlagen. Dafür erschien eine Stunde nach Sonnenaufgang Pellgon. Er blieb vor der transparenten Wand stehen und sagte:
    »Du weißt, warum du die Nacht hier verbracht hast?«
    »Ich weiß es«, antwortete Ashley, »aber ich verstehe es nicht.«
    »Du wirst es verstehen lernen«, versicherte Pellgon. »Inzwischen denk daran, daß es Dinge gibt, die dich nichts angehen und über die du nicht sprechen darfst. Bist du hungrig, durstig? Wünscht du ein Bad, sonstige Bequemlichkeiten?«
    »Ich möchte zurück zu meinen Freunden«, sagte Ashley. »Ich nehme an, du kannst mich zu ihnen bringen.«
    »Ohne Schwierigkeit«, versicherte der Qahire. »Sie sind inzwischen in die Stadt umgezogen, von der ich gestern sprach.«
    »So bald schon?« staunte Ashley. »Wo liegt diese Stadt?«
    »Was spielt es für eine Rolle? Wichtig ist allein, daß ihr die Prüfung besteht. Erinnere dich daran: Friede, Schönheit, Harmonie. Das sind die Ideale, an denen euer Wert gemessen wird.«
    »Wie lange dauert die Prüfung?« wollte Ashley wissen.
    »Man wird euch sagen, wann sie vorüber ist. Hast du sonst noch Fragen?«
    »Eine ganze Menge. Aber es hat keinen Zweck, sie dir zu stellen. Du gibst mir ohnehin keine Antwort.«
    »Wie du wünschst. Ich bringe dich jetzt zu deinen Freunden.«
    Wie beim ersten Mal wurde Ashley von der Unmittelbarkeit des Vorgangs überrascht. Eben noch hatte Pellgon vor ihm gestanden – und jetzt war es dunkel, und er hatte das Empfinden schwerelosen Fallens. Wiederum dauerte der Vorgang nur den Bruchteil einer Sekunde, dann fand er sich in einem Raum wieder, durch dessen große Fenster gedämpftes Tageslicht fiel. Er sah sich um, inspizierte oberflächlich das spärliche Mobiliar, dem man ansah, daß es ohne große Sorgfalt den Einrichtungsgegenständen an Bord der CONQUEST nachgeahmt war, und horchte auf, als er lautes Rufen hörte. Er trat an eines der Fenster und blickte hinab auf eine breite, von Bäumen gesäumte Straße. Menschen hasteten hin und her. Sie wirkten verwirrt und verunsichert. Ashley suchte nach einem Mechanismus, mit dem sich das Fenster öffnen ließ, und fand keinen. Von den drei Türen des Raumes führten zwei in die Irre; die dritte schließlich ging hinaus auf einen Korridor, von dem Treppen abzweigten, die in die Höhe und nach unten führten.
    Augenblicke später stand Ashley auf der Straße. Ein Mann kam auf ihn zugerannt, ohne ihn zu sehen. Ashley breitete die Arme aus und fing ihn auf. Er erkannte einen Broadway-Bewohner.
    »Mensch, was ist los?« fuhr Ashley ihn an.
    Der Mann riß die Arme in die Höhe und gestikulierte wild. Als er zu sprechen begann, traten ihm die Tränen in die Augen.
    »Das fragst du mich?« schrie und schluchzte er. »Ich liege friedlich in meinem Bett. Plötzlich tut’s einen Schlag, und ich wache mitten auf der Straße auf. Was für eine Straße? Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wo ich bin!« Er erkannte mit einemmal, wen er vor sich hatte. »Heh, du bist Bannister, nicht wahr? Du mußt wissen, was hier vorgeht.

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