Eine Welt für Menschen
darüber Bescheid?«
»Nein. Pellgon meinte, mein Gehirn reiche nicht aus. Warum bin ich hier eingesperrt?«
»Wir nennen es nicht einsperren. Wir sagen dazu: Gastlichkeit mit beschränkter Bewegungsfreiheit. Du hast eine Frage gestellt, die du nicht hättest stellen dürfen.«
»Nach Tajsa?«
»In deinem eigenen Interesse ermahne ich dich, diesen Namen so rasch wie möglich zu vergessen. Du und Tajsa – ihr habt absolut nichts gemeinsam. Je eher du Tajsa vergißt, desto größer sind deine Aussichten, daß du eines Tages ein voll anerkanntes Mitglied der Qahiren-Gesellschaft sein wirst.«
Die Unterhaltung machte Ashley Bannister Spaß.
»Und niemand zerbricht sich den Kopf darüber, woher ich den Namen kenne?«
»Da gibt es nicht viel Kopfzerbrechen zu bewältigen. Jedermann weiß, daß es sich um einen bedauerlichen, unbeabsichtigten Zufall handelte.«
»Auch Tajsa weiß das?«
»Schweig! Du hast nicht nach Tajsa zu fragen.« Die bisher sanfte Stimme sprach jetzt in einem Ton deutlicher Strenge.
Ashleys Belustigung hielt an.
»Du hältst den Mund! Ich frage, wonach ich will. Ich bin ein Mensch, du bist eine Maschine. Du hast mir nichts zu sagen.«
Falls Kepler Verwirrung empfand, ließ er es sich nicht anmerken.
»Wer hat dir gesagt, ich sei eine Maschine?«
»Pellgon. Er nannte dich ein emotio-psionisches Multiplex.«
»Das ist keine Maschine!«
»Was sonst?«
»Ich bin nicht befugt, dir darüber Aufklärung zu geben. Laß uns über ein anderes Thema sprechen. Du nennst dich einen Menschen. Was ist ein Mensch?«
»Du heißt Kepler und stellst mir eine solche Frage?« sagte Ashley heiter. »Der Mensch ist der eingeborene, intelligente Bewohner dieses Planeten. Der Mensch hat sich diese Erde untertan gemacht. Er nennt sich auf lateinisch ›homo‹. Sicherlich hast du davon gehört, Kepler?«
»Ich habe nicht«, kam die Antwort. »Da es auf dieser Welt niemals zu einer einschneidenden Katastrophe kam und die Fortdauer der beherrschenden Spezies gewahrt blieb, willst du vermutlich behaupten, daß die Qahiren ebenfalls ›homos‹ seien.«
»Die alten Römer hatten eine ziemlich komplizierte Deklination«, sagte Ashley, dem dieses Gespräch immer mehr Freude bereitete. »Pellgon beschwert sich zwar darüber, daß unsere Sprache primitiv sei. Aber der Plural heißt ›homines‹. Ja, und wenn deine Erinnerung dich nicht trügt und auf der Erde in der Tat keine einschneidende Veränderung stattgefunden hat, dann sind die Qahiren wahrscheinlich unsere späten Nachfahren. Homines. Menschen, mit anderen Worten.«
»Das wäre ein erstaunlicher Zusammenhang«, bemerkte Kepler.
»Vielleicht willst du Pellgon eines Tages davon berichten«, schlug Ashley vor. »In der Zwischenzeit sag mir, was aus meinen Begleitern geworden ist.«
»Sie kehrten dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Anfänglich zeigten sie sich aufsässig – besonders der kleine Stiernackige. Als ihnen aber versichert wurde, daß du nichts zu befürchten hättest, ließen sie sich willig abtransportieren.«
Ashley sah in die Richtung, aus der die Stimme kam.
»So, wie du es darstellst, glaube ich es nicht. Der kleine Stiernackige, das ist Bob Koenig. Der ließ sich bestimmt nicht so willig nach Hause schicken.«
»Er versuchte, Pellgon anzugreifen. Das ist richtig«, bestätigte Kepler.
»Ja, und?« drängte Ashley.
»Pellgon hat solche Angriffe selbstverständlich nicht zu fürchten. Er hat mehr als ein Dutzend zuverlässige Mittel, sich ihrer zu erwehren. Ich fürchte, deinem Freund wird ein paar Stunden lang der Schädel brummen, wenn er wieder zu sich kommt.«
»Geschieht ihm recht«, grinste Ashley. »Er muß lernen, sich den Umständen entsprechend zu verhalten.«
»Es wäre zu seinem Vorteil, wenn du ihm das beibringen könntest.«
»Ich gebe mir Mühe. Wie lange wird Pellgon mich hier festhalten?«
»Ich weiß es nicht. Er wird selbst kommen und dir sagen, wann du gehen kannst.«
Ashley starrte in die Nacht hinaus.
»Wo bin ich hier?« wollte er wissen.
»Auf Pellgons Domäne.«
»Gewiß doch. Wo liegt sie?«
»Ich beherrsche zwar deine Sprache«, antwortete Kepler, »aber ich kenne die Namen nicht, mit denen ihr die Teile der Planetenoberfläche bezeichnet.«
»Du willst ein emotio-psionisches Multiplex sein«, spottete Ashley, »und kannst mir nicht einmal eine Landkarte zeigen, mit deren Hilfe ich meinen Standort bestimmen kann?«
»Ich weiß nicht, ob mir das erlaubt ist«, zögerte Kepler.
Aber
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