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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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auswendig gelernt hatte, um zu wissen, daß dieser Punkt mitten in der ehemaligen Republik Costa Rica lag. Das trug kaum zur Verbesserung der Stimmung bei, zumal Paddy O’Warren darüber hinaus angab, die Entfernung von hier nach Grand Cayman betrage mehr als eintausend Kilometer. Eine Distanz, die sich ohne brauchbare Fahrzeuge nicht bewältigen ließ.
    Die Versuche, Pellgon mit Hilfe des örtlichen Telephonsystems zu erreichen, waren bisher ergebnislos. Es sah so aus, als legten die Qahiren Wert darauf, daß die Prüfung in totaler Isolierung absolviert werde.
    Die ganze Zeit über empfand Ashley Bannister ein nagendes Gefühl der Unruhe. Zunächst schob er es auf die natürliche Müdigkeit seines Körpers, die mit dem Koffein in Widerstreit lag. Dann meinte er, die Untätigkeit des Wartens sei daran schuld. Schließlich legte er sich nieder und versuchte, seiner Gedanken durch eine Reihe von Konzentrationsübungen Herr zu werden.
    Da spürte er es ganz deutlich. Die Furcht, die durch seine unterbewußten Gedanken kroch. Den Haß, der ihm entgegengebracht wurde – von irgendeiner fremden Intelligenz, deren Emotionen sich seinem Bewußtsein mitteilten. Die Unsicherheit, die sich seines Denkens bemächtigte und ihm die Frage stellte, was zum Teufel er in dieser mörderischen Falle zu suchen hätte.
    Falle? Woher war ihm diese Idee gekommen?
    Er zwang sich zur Ruhe und analysierte seine Empfindungen. Je länger er sich damit beschäftigte, desto klarer wurde ihm, daß ihn Eindrücke bedrängten, die nicht aus seinem eigenen Bewußtsein stammten. Den fremden Haß hatte er bereits identifiziert. Aber auch Furcht und Unsicherheit waren nicht seine eigenen Regungen. Sie wurden ihm von außen her aufgedrängt. Er war der Empfänger von Emotionen, die ein fremder Geist generierte.
    Erst als seine Überlegungen so weit gediehen waren, gelang es ihm, sich vollends zu entspannen. Ein Gedanke kam ihm plötzlich, der ihm so selbstverständlich erschien, daß er sich wunderte, warum er ihn nicht schon vor Stunden gehabt hatte.
    Er lag still, verschränkte die Hände unter dem Kopf und starrte zur Decke hinauf. Dann sagte er:
    »Kepler, melde dich. Ich habe mit dir zu sprechen.«
     
    Es vergingen zehn Sekunden, dann antwortete eine Stimme, die von der Kante zwischen Wand und Decke zu kommen schien:
    »Woher weißt du, daß ich hier bin?«
    »Pellgon sagte, man werde uns durch einen Priparnak überwachen lassen.«
    »Du nennst mich Kepler. Du bist überzeugt, daß ich derselbe Priparnak bin, der sich auf Pellgons Domäne mit dir unterhalten hat?«
    »Es schien mir eine vernünftige Annahme«, bekannte Ashley.
    »Du bist sicher, du verstehst nichts von den Prinzipien emotio-psionischer Multiplexe?«
    »Absolut sicher«, sagte Ashley. »Ich kann mir nicht einmal unter dem Namen etwas vorstellen.«
    »Es ist mir nicht ausdrücklich verboten, mit dir zu sprechen«, erklärte die Stimme. »Ich nehme allerdings an, daß mit der Möglichkeit, du könntest versuchen, mit mir Kontakt aufzunehmen, niemand gerechnet hat. Also, was willst du von mir?«
    Ashley hörte sorgfältig zu. Schon einmal, auf Pellgons Domäne, hatte er vage den Eindruck gehabt, die Maschine empfinde Sympathie für ihn. Nein, nicht Maschine, verbesserte er sich: Multiplex. Kepler war gewillt, bis zur Grenze des Erlaubten, vielleicht sogar einen Schritt darüber hinaus zu gehen, um ihm einen Gefallen zu tun. Auch jetzt empfand er dies wieder.
    Über den Grund konnte er nur spekulieren. Er stellte sich das Multiplex als ein halb organisches, halb mechanisches Gebilde vor, das in beschränktem Maß über eigene Emotionen verfügte und eine selbstständige Intelligenz besaß. Die Sympathie, die Kepler ihm entgegenbrachte, hatte vermutlich nichts mit seinen blauen Augen zu tun, sondern eher mit einer leichten Störung des Verhältnisses zwischen dem Multiplex und den Qahiren.
    Wie weit war Kepler bereit zu gehen? Ashley beschloß, es auf eine Probe ankommen zu lassen.
    »Ich bin nicht gebildet genug«, begann er, »um zu begreifen, was ein emotio-psionisches Multiplex ist. Aber eines verstände ich gerne: Welche Rolle versiehst du relativ zu den Qahiren?«
    »Ich bin ihr Freund und Helfer.«
    »Es gibt nur einen von deiner Sorte?«
    »Nur einen«, bestätigte Kepler. »Aber ich habe Tausende von Aspekten.«
    »Für nur achthundert Qahiren? Das ist eine Menge«, staunte Ashley.
    »Meine Aufgaben sind vielfältig.«
    Nicht zu schnell vorpreschen, ermahnte sich Ashley.

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