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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Bestandsaufnahme der vorhandenen Waffen anfertigen. Das Ergebnis war mager. An Waffen besaß die kleine Kolonie nicht mehr, als was die Menschen zufällig an sich getragen hatten, während sie von der CONQUEST hierher befördert wurden. Zumeist handelte es sich um Pistolen, und an Munition war nur das vorhanden, was sich in den Magazinen befand. Insgesamt achtunddreißig Waffen wurden ermittelt. Achtzehn davon verteilte Ashley an die Mitglieder der Schiffsleitung. Die restlichen zwanzig gingen an die neugebildeten Wohngruppen. Die Gruppen wurden außerdem aufgefordert, sich so zu organisieren, daß zu jeder Tages- und Nachtzeit mehrere Mitglieder die Umgebung des Wohnplatzes im Auge behielten. Angehörige des Führungsteams veranstalteten Unterricht im Gebrauch der Kommunikationsmittel. All diese Aktivitäten zogen sich die Nacht hindurch bis in den Morgen hinein. Die Arbeiten wurden dadurch erschwert, daß es keine Straßenbeleuchtung gab. In der Nacht war die kleine Stadt völlig finster.
    Am nächsten Morgen war die Bevölkerung auf sechs Gebäude rings um die Straßenkreuzung in der Stadtmitte konzentriert. In den Quartieren herrschte qualvolle Enge, wie sie an Bord der CONQUEST niemals hatte erduldet zu werden brauchen. Aber die Menschen fühlten sich sicherer.
    Ashley Bannister hatte sich ein Quartier ausgesucht, das in unmittelbarer Nähe des Kommandopostens lag. Es bestand aus einem Wohn- und einem Schlafraum, den üblichen hygienischen Einrichtungen und einer Küche. Durch Ausprobieren des Getränkeautomaten hatte Ashley die Taste gefunden, die er drücken mußte, um ein nach Kaffee schmeckendes, belebendes Gebräu zu erhalten. Er hielt es nicht für ausgeschlossen, daß es sich um echten Kaffee handelte.
    Mittlerweile hatte er so viele Becher des braunen Zeugs in sich hineingegossen, daß ihm das Herz spürbar pochte. Bob Koenig schien derartige Beschwerden nicht zu kennen. Er trank einen Kaffee nach dem andern. Seine Augen waren rot, und sein Gesicht wirkte eingefallen; aber seinem Gehabe war keine Spur von Müdigkeit anzumerken.
    »Du teilst deinen Palast mit niemand, wie?« fragte er spöttisch.
    »Bis jetzt hat sich noch niemand beworben«, antwortete Ashley. »Ich nehme an, was die Beliebtheit von Wohngenossen angeht, rangiere ich nicht an erster Stelle.«
    »Die Leute sind darauf bedacht, ihrem Kommandanten Bewegungsfreiheit einzuräumen«, sagte Bob.
    »Darüber müssen wir sprechen«, reagierte Ashley. »Die Sache mit dem Kommandanten ist vorbei. Wir brauchen eine …«
    »Demokratie?« fiel ihm Bob ins Wort. »Quatsch. Die Lage ist kritischer als je. Die Menschen benehmen sich wie aufgescheuchte Hühner. Jetzt ist der denkbar dämlichste Zeitpunkt, die Administration zu demokratisieren. Wenn du jetzt die Flinte ins Korn wirfst, fühlt sich jedermann im Stich gelassen.«
    »Von Flinte ins Korn werfen war keine Rede«, sagte Ashley. Er fühlte sich unbehaglich. Bob hatte recht; aber er wollte dieses verdammte Amt loswerden. Das Amt und die Verantwortung. Er war müde. Sollte sich doch jemand anders …
    »Was tun wir als nächstes?« unterbrach Bob seinen Gedankengang. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, sich mit Pellgon in Verbindung zu setzen? Wenn er wirklich so blütenrein ist, wie du ihn dargestellt hast, dann müßte er etwas gegen die Gefahr unternehmen, in der wir uns befinden.«
    »Ich weiß genau soviel wie du«, antwortete Ashley mürrisch. »Vielleicht ist es möglich, Pellgon mit Hilfe des Telephonsystems zu erreichen. Man müßte es probieren. Wenn wir wenigstens wüßten, wo wir sind!«
    »Ich erinnere mich an deine Frage«, bekannte Bob zerknirscht. »Mittlerweile scheint sie mir nicht mehr so abwegig. Sawyer meint, er könne vielleicht ein paar primitive Geräte herrichten, mit denen er unseren Standort wenigstens annähernd bestimmen kann.«
    »Gut«, nickte Ashley. »Ich sehe unsere größte Chance darin, daß wir die CONQUEST wiederfinden. Ich hätte nie geglaubt, daß ich das nach unserer Rückkehr würde sagen müssen. Aber im Augenblick sind Waffen für uns das Wichtigste.«
    Später war Ashley Bannister allein. Er fand keine Ruhe. Der literweise genossene Kaffee machte ihm zu schaffen. Der Tag verstrich. Kurz nach Mittag meldete Chet Sawyer, er habe eine erste, grobe Standortbestimmung durchgeführt. Man befand sich auf rund zehn Grad nördlicher Breite und 84 Grad westlicher Länge. Landkarten gab es keine; aber es stellte sich heraus, daß Patrick O’Warren genug Geographie

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