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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Besser auf ein anderes Thema überwechseln, bevor er mißtrauisch wird.
    »Sechs von uns sind gestern eines gewaltsamen Todes gestorben«, sagte er. »Ich nehme nicht an, daß das etwas mit unserer Prüfung zu tun hat, oder?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Du darfst es nicht sagen – oder du weißt es nicht?«
    »Die Frage enthält eine unzulässige logische Verknüpfung.«
    Ashley hätte das Problem umgehen können, indem er die beiden Teilfragen getrennt wiederholte; wenigstens schien sich darauf der Hinweis von der unzulässigen Verknüpfung zu beziehen. Aber im Augenblick lag ihm in erster Linie daran, Kepler bei der Stange zu halten.
    »Ich bemerke«, fuhr er fort, »daß unseren Bewußtseinen fremde Emotionen aufgeprägt werden. Wir empfinden die Angst, die Sorge, den Haß anderer Wesen. Viele von uns sind verunsichert. Ist das ein Teil der Prüfung?«
    »Das ist möglich«, bekannte Kepler.
    »Ich bin für die Lage in dieser Stadt verantwortlich«, sagte Ashley. »Wenn sich die Verhältnisse nicht bessern, werden wir aufbrechen und uns an einem anderen Ort niederlassen.«
    »Diese Möglichkeit steht euch nicht zu«, erklärte Kepler. »Wenn ihr die Siedlung verlaßt, kann der Fortgang der Prüfung nicht mehr auf die geplante Weise überwacht werden.«
    »Das ist mir gleichgültig. Ich bin für die Sicherheit sowie die geistige und körperliche Gesundheit von dreitausend Menschen zuständig. Wenn man mir die Möglichkeit nimmt, meine Verantwortung zu versehen, muß ich nach einem Ausweg suchen. Kannst du mich mit Pellgon in Kontakt bringen?«
    »Nein.«
    »Gesetzt den Fall, die Qahiren und wir kommen in der Tat vom selben Ursprung. Wir sprachen vor kurzem darüber, du erinnerst dich? Was ist dann aus dem Prinzip der Menschlichkeit geworden? Kennen die Qahiren die Verpflichtung nicht, die Integrität anderer intelligenter Wesen zu wahren?«
    »Die Qahiren kennen drei Ideale«, antwortete Kepler stoisch. »Friede, Schönheit …«
    »Harmonie«, fiel ihm Ashley zornig ins Wort. »Ich weiß; ich habe es oft genug gehört. Friede für wen? Für uns offenbar nicht. Wir leben hier in Angst und Ungewißheit.«
    »Du bist erregt«, tadelte Kepler. »Unter diesen Umständen hat es keinen Sinn, die Unterhaltung fortzusetzen.«
    Von da an war er nicht mehr zu sprechen. So oft Ashley auch seinen Namen rief – Kepler meldete sich an diesem Tag nicht mehr.
    Um 22 Uhr an diesem Abend übernahm Ashley den Posten in der Kommandozentrale von Wilson Knowland. Knowland berichtete, O’Warren und Scarlati seien am späten Nachmittag draußen im Busch gewesen, um nach Spuren zu suchen.
    »Ergebnis null«, schloß er mürrisch. »Wer immer sich an die sechs Broadwayaner herangemacht hat, muß durch die Luft geflogen sein.«
    Die Stadt war ruhig. Nur hin und wieder hörte man durch die offene Eingangstür des Gebäudes den Schritt eines Postens. Auf der Straßenkreuzung brannte ein Feuer. Weitere Scheiterhaufen waren an verschiedenen Punkten straßauf und straßab errichtet worden, sollten jedoch nur im Notfall entzündet werden. Es war nicht leicht, Freiwillige für das Einsammeln von Brennholz zu finden.
    Während Ashley seine Pistole auf Einsatzbereitschaft überprüfte, ging ihm das Gespräch mit Kepler noch einmal durch den Sinn. So ergebnislos, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte, war es gar nicht gewesen. Kepler hatte zugeben müssen, daß er nicht über beliebige Distanzen hinweg beobachten könne. Und wenn er wirklich Emotionen besaß, und seien sie auch noch so rudimentär, dann mußte er erkannt haben, daß für die Menschen der CONQUEST der Anspruch auf würdevolle Behandlung ein Recht darstellte, auf das zu verzichten sie nicht bereit waren. Das sollte ihm zu denken geben, und womöglich würde er sogar Pellgon darüber berichten.
    Aber das war erst der Anfang. Es mußte noch mehr von Kepler zu erfahren sein. Morgen würde er es von neuem versuchen.
    Aus dem Halbdunkel des Hintergrundes wuchs ein Schatten.
    »Keine Ruhe zum Schlafen«, sagte Bob Koenigs knarrende Stimme. »Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?«
    Ashley schob einen Stuhl zurecht.
    »Irgendwann werden wir aufhören müssen, uns aufzureiben«, sagte er. »Sonst halten wir’s nicht lange durch.«
    »Ich hab’ das Gefühl, jemand lauert mir auf«, brummte Bob. »Er haßt mich und leidet an intensivem Hunger. Es ist wie ein böser Traum. Jedesmal, wenn ich die Augen zumache, habe ich das Empfinden ganz deutlich.«
    Ashley sah ihn

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