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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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mit bedeutender Geschwindigkeit näherte. Als sie sich spurlos auflöste, wie er es von ihr erwartet hatte, materialisierte nicht mehr als zehn Meter von seinem Versteck eine humanoide Gestalt.
    Schon beim Anblick der Wolke war ihm der Verdacht gekommen, daß es womöglich keinen vernünftigen Grund für seine panische Erregung gegeben haben mochte. Jetzt war er seiner Sache sicher. Kepler hatte ihn nicht im Stich gelassen. Er hatte ihn mit Absicht hierher versetzt. Den Grund kannte Ashley nicht; aber er würde die Gelegenheit nach Kräften zu nutzen versuchen.
    Die Gestalt jenseits des rosaroten Busches war Pellgon.
     

 
6.
     
    Hinter einer Hecke erklang eine Frauenstimme.
    »Ich erwarte dich, Pellgon.«
    Pellgon, weiß gekleidet wie immer, setzte sich in Bewegung. Sein Gang war völlig unnatürlich und doch elegant. Er bewegte sich wie die Gestalten, denen man im Traum begegnete, wie ein Schemen und war im Nu hinter der Hecke verschwunden. Ashley hörte einen freudigen Aufschrei, dann belustigtes Gekicher und dazwischen Pellgons helle, manchmal schrille Stimme.
    Im Reich der Qahiren war offenbar alles in bester Ordnung.
    Die Worte der Frau hatten Ashley elektrisiert. Sie waren qahirisch, und dennoch hatte er sie ohne Mühe verstanden. Es war wie damals, als er aus seinem Quartier an Bord der CONQUEST auf eine paradiesische, fremde Welt versetzt wurde und dort Tajsa begegnete. Tajsa hatte dieselbe Sprache gesprochen wie die Frau dort hinter der Hecke, und auch sie hatte er verstanden. Ein faszinierender Zusammenhang schien sich hier aufzutun; nur begriff er bisher weder seinen Inhalt noch seine Bedeutung.
    Mit vorsichtigen Schritten näherte er sich dem Rand der Hecke. Da sah er freilich, welches die Ursache dafür war, daß Pellgon und die Qahirin nur noch unzusammenhängende Laute von sich gaben: Sie waren in intimer Umarmung verschlungen und schwebten etliche Händebreit über dem Boden, dabei liebstrunkenes Gestammel von sich gebend. Ashley wartete, bis sie die Umklammerung lösten. Eine Weile noch behielten sie die schwebende Lage bei, dann sanken sie zu Boden. An der Hecke hörte die marmorne Oberfläche auf. Dahinter erstreckte sich wie ein riesiger, endloser Teppich eine Fläche aus samtweichem, pastellblauem Plüsch. Ashley spürte, wie seine Schuhe darin einsanken. Er sah, daß die nackten Körper der beiden Qahiren sich in die nachgiebige Oberfläche eindrückten, und wurde noch verwirrter.
    Nach einigen Minuten reglosen Schweigens begann Pellgon sich zu rühren.
    »Maronne«, sagte er mit matter Stimme. »Dein Geno-Aspekt besitzt hervorragenden Einfallsreichtum.«
    Die Frau – es war jene mit den starren Augen, die an Pellgons Besprechung teilgenommen hatte – antwortete mit amüsierter Stimme:
    »Es ist nicht das erste Mal, daß du das erfährst, und nicht das erste Mal, daß du mir ein Kompliment darüber machst. Ich habe meine Aspekte gut trainiert. Sie liefern mir ein Höchstmaß an Vergnügen.«
    Sie rafften sich langsam auf und legten die Kleider an. Ashley spähte unruhig in die Runde, aber außer den beiden Qahiren hinter der Hecke und ihm selbst schien die pastellfarbene Fiktivwelt kein anderes intelligentes Wesen zu beherbergen. Das bestätigte seinen Verdacht.
    »Auch in Hinsicht auf die Chezai?« erkundigte sich Pellgon.
    »Das Spiel war bisher langweilig«, antwortete Maronne. »Aber daran ist nicht mein Mcheza-Aspekt schuld, sondern das außerordentliche Verhalten der Neophi. Sie reagieren anders als die Chezai, mit denen wir es bisher zu tun gehabt haben, nicht wahr?«
    »Mein Gnot-Aspekt nennt mir den Grund dafür«, sagte Pellgon. »Die Neophi stammen aus derselben Wurzel wie wir. Sie sind mit uns verwandt. Sie kommen von diesem Planeten. Vor sechs Millionen Jahren, meinen sie, verließen sie Qahir. Mein Gnot-Aspekt weiß es besser. Die Entfernung der Welteninsel, die sie anflogen, beträgt in Wirklichkeit zehn Millionen Lichtjahre. Mithin entstammen die Neophi einem Volk, das vor zwanzig Millionen Jahren auf Qahir lebte.«
    Maronne dachte eine Zeitlang darüber nach; dann sagte sie: »Man sollte meinen, sie müßten entsetzlich primitive Wesen sein.«
    »Das ist eben die große Überraschung«, antwortete Pellgon. »Sie sind primitiv in ihrer Technik, aber ihr Verstand besitzt ein beeindruckendes Potential. Ich glaube, der Anführer der Neophi hat erkannt, daß wir in gewissem Sinn auf ihn und seine Begleiter angewiesen sind …«
    »Und wäre es auch nur der Unterhaltung wegen

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