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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Konzil-Aspekte haben eingegriffen!« staunte Pellgon, und aus der Ehrfurcht, mit der er diese Worte hervorbrachte, schloß Ashley, daß es sich bei den Konzil-Aspekten um ganz besondere Manifestationen des emotio-psionischen Multiplexes handeln mußte.
    »Ich handelte vorschnell und aus purer Neugierde«, bekannte Tajsa. »Der Fremde faszinierte mich. Ich erkenne jetzt, daß ich mich alles andere als weise benommen habe.«
    »Wie ist er? Wie sieht er aus?« ereiferte sich Maronne. »Wie fühlt er sich an? Wie …«
    Tajsas gestrenger Blick ließ sie verstummen.
    »Sei still«, befahl die Herrliche. »Beschäftige dich nicht mit unzulässigen Phantasien.«
    Starr vor Staunen sah Ashley mit an, wie Tajsa von der Stelle weg entmaterialisierte. Von einer Zehntelsekunde zur anderen war sie plötzlich nicht mehr vorhanden. Der abschließende Wortwechsel hatte ihn erregt. Er enthielt eine Erklärung für den merkwürdigen Vorfall an Bord der CONQUEST, in dessen Verlauf er Tajsa zum ersten Mal begegnet war. Er verstand den Mechanismus der Begegnung noch immer nicht. Auf jeden Fall aber war die Herrliche irgendwie über unvorstellbare Entfernungen hinweg auf ihn aufmerksam geworden und hatte ihn, nach eigenem Eingeständnis, zu sich geholt. Mit mühsam verhaltenem Grimm fragte sich Ashley, wie die Begegnung verlaufen wäre, wenn der verdammte Konzil-Aspekt nicht eingegriffen hätte.
    »Du mußtest unbedingt danach fragen«, sagte in diesem Augenblick Pellgon, einen handfesten Vorwurf in der Stimme.
    »Sei still!« zischte Maronne. »Wer hat sie herbeigerufen? Du, mit deiner dämlichen Anspielung auf die wunderbaren Dinge, die ihr Mcheza-Aspekt vollbringen kann.«
    Friede, Schönheit, Harmonie, dachte Ashley spöttisch. Tajsa mochte die Präsidentin, die Herrscherin der Qahiren sein. Aber der Respekt, den man ihr entgegenbrachte, war geheuchelt, und ihre Untertanen fühlten sich wohler, wenn die Herrliche nicht in der Nähe war. Mit der Harmonie innerhalb der qahirischen Gesellschaft war es offenbar nicht allzu weit her.
    Er blickte auf. Die große, rote Sonne war, seit er sie zum ersten Mal erblickt hatte, nicht von der Stelle gewichen. Sie hing reglos im türkisfarbenen Himmel. Das bestärkte seine Vermutung, daß er sich auf einer Fiktivwelt befinde, die nur in der Vorstellung der Qahiren existierte. Sie formten sich ihre eigene Phantasie-Umgebung, wahrscheinlich mit Hilfe der Mechanismen, die Mcheza-Aspekte genannt wurden. Er selbst war ein Fremdkörper in dieser Pseudo-Wirklichkeit, hierher versetzt durch das Wirken einer Entität namens Kepler, die erstens Sympathie für ihn empfand (das vermutete er) und zweitens unerforschliche Pläne mit ihm verfolgte (dessen war er sicher). Ein Gedanke drängte sich in den Vordergrund seines Bewußtseins. Er nahm sich keine Zeit, Vor- und Nachteile der Idee gegeneinander abzuwägen. Er tat, wozu die Intuition ihn aufforderte.
    Er trat hinter der Hecke hervor.
     
    »Da ist ein Fremder!« stöhnte Pellgon.
    »Hilf mir!« ächzte Maronne. »Wir müssen ihn beseitigen.«
    Pellgon machte eine abwehrende Geste.
    »Das hier ist deine Mcheza-Sphäre«, sagte er hastig. »Du warst es, die mich hierher gerufen hat. Ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
    Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, da war er verschwunden. Belustigt musterte Ashley die weiße Wolke, die mit hoher Geschwindigkeit davontrieb. Sie war nur ein Produkt der Phantasie, ein Erzeugnis der Mcheza-Aspekte, von denen die Qahiren sich die Welt vorgaukeln ließen, in der sie gerne gelebt hätten. Aber sie war eindrucksvoll.
    Maronne stand wie erstarrt, die gläsern wirkenden Augen auf die fremde Erscheinung gerichtet.
    »Du mußt keine Angst haben«, sagte Ashley und wunderte sich nicht, daß die Worte, in qahirischer Sprache aus seinem Mund kamen. »Ich bin nicht hier, um dir Böses zuzufügen.«
    »Wer … wer bist du?« brachte die Qahirin mühsam hervor.
    Seltsam. Sie mußte ihn bei der Zusammenkunft auf Pellgons Domäne gesehen haben. In ihren Augen wirkte er sicherlich fremdartig genug. Und trotzdem erkannte sie ihn nicht? Und was war mit Pellgon? Der kannte ihn noch besser; aber anstatt ihn in seiner üblichen arroganten Art zur Rede zu stellen, hatte er sich ungalant aus dem Staub gemacht.
    Ashley kam eine verrückte Idee. Es gab ohnehin nichts, was er zur Verbesserung seiner Lage unternehmen konnte. Er wäre gern in seine Unterkunft zurückgekehrt; aber es war Kepler, der darüber bestimmte, wann das geschehen

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