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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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gestern beschäftigte.
    Mehr noch faszinierte ihn jedoch die Aussicht, mit einem Priparnak in unmittelbaren Kontakt zu treten. Denn irgendwie mußte Kepler intensive Verbindung mit seinem Bewußtsein aufnehmen, wenn er ihm eine fremde Sprache beibringen wollte. Sollte es dabei nicht möglich sein, etwas über die innere Wirkungsweise des Multiplex zu erfahren?
    Kepler hatte sich nicht darüber geäußert, wann und wo der Unterricht stattfinden sollte. »Bald«, hatte er gesagt, und der Schüler sollte sich bereit halten: er werde abgeholt.
    Bob Koenig war mit der Abmachung nicht einverstanden.
    »Was hast du davon«, brummte er mürrisch, »wenn du die Sprache der Moch-Ti erlernst und dafür versprechen mußt, für immer in dieser Stadt zu bleiben?«
    »Das habe ich nicht versprochen und werde es auch nie tun«, erklärte Ashley. »Selbst Kepler hat sich höchst vage dazu geäußert.«
    Bob blinzelte und warf einen mißtrauischen Blick in die Richtung, aus der die fremde Stimme gekommen war.
    »Hast du keine Angst, daß das Ding uns zuhört?« fragte er.
    »Nein. Ich bin nicht einmal sicher, daß er uns ständig überwacht. Keplers Funktion ist die eines neutralen Registriergeräts. Nur wenn er aufgefordert wird, greift er in den Ablauf der Dinge ein. Mir ist nicht ganz klar, wie getreulich er seine Beobachtungen an Pellgon weitervermittelt. Manchmal habe ich ihn im Verdacht, er behält eine Menge für sich. Er läßt uns gewähren. Ich glaube, ich könnte in diesem Raum einen Mordanschlag auf Pellgon aushecken – und Kepler verhielte sich trotzdem passiv.«
    »Weil er weiß, daß Pellgon sich gegen jeden deiner Angriffe schützen kann«, sagte Bob.
    »Das spielt eine Rolle; aber ich glaube, daß es nicht alles ist.«
    Bob hatte schließlich keine Einwände mehr erhoben und war gegangen. Seitdem wartete Ashley. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie sich das bevorstehende Abenteuer abspielen solle. In Gedanken bereitete er sich auf alle Eventualitäten vor. Vor allen Dingen wollte er verhindern, daß Kepler in seinem Bewußtsein stöberte und Informationen entdeckte, die Ashley auf jeden Fall für sich behalten wollte.
    »Also gut«, sagte er im Selbstgespräch: »Ich will nicht, daß meine Gedanken gelesen werden.«
    »Ich sehe, du bist bereit«, meldete sich Kepler in diesem Augenblick.
    Ashley fuhr auf. Hatte das Multiplex seine Worte gehört und Verdacht geschöpft?
    »Ich bin soweit«, sagte er.
    »Du bist unruhig und angespannt«, erklärte Kepler. »Ich will, daß du dich gehen läßt. Es geschieht dir nichts, und der Lernvorgang ist um so unkomplizierter, je lockerer du dich ihm anvertraust.«
    »Ich gebe mir Mühe«, sagte Ashley, aber insgeheim zweifelte er, daß es ihm gelingen würde.
    Im nächsten Augenblick wechselte die Umgebung. Ohne Übergang befand er sich plötzlich mitten im Busch. Das heißt: Er war nicht sicher, ob er sich wirklich »befand«. Er blickte an sich hinab und sah nichts. Er beobachtete die Welt aus der Perspektive immaterieller Augen, die sich zwei Meter über dem Boden befanden.
    Durch das Gestrüpp fiel sein Blick auf eine eigenartige Landschaft. Früher hatten hier Gebäude gestanden. Ihre Grundform ließ sich noch ausmachen. Die Basis hatte die Gestalt eines Kreises besessen und hier und da ließ ein stehengebliebener Mauerrest noch erkennen, daß sich über der Grundfläche einst eine flache Kuppel gewölbt haben mußte. Jetzt lagen die fremdartigen Bauwerke in Trümmern, und der Dschungel hatte das Gelände zurückerobert.
    Zwei Gestalten bewegten sich durch den Schutt, zwei Moch-Ti. Sie kamen auf Ashley zu. Er erschrak zunächst; aber dann wurde ihm bewußt, daß sich diese Szene in einer Fiktivwelt abspielte, in der ihm niemand zu schaden vermochte. Die beiden Moch-Ti unterhielten sich miteinander. Wenn er jedoch gehofft hatte, die Schulung könne bereits wirksam geworden sein, so sah er sich enttäuscht: Er verstand kein Wort. Er sah nur, daß die Dunkelhäutigen merkwürdig geformte Gegenstände in den Händen hielten, um die sich ihr Gespräch zu drehen schien.
    Sie kamen näher, wurden größer. Ihre Sprache bediente sich bellender und knurrender Laute, unter die sich hin und wieder ein heller, schriller Ton mischte. Ihre Worte wurden lauter. Überrascht stellte Ashley fest, daß die gesamte Szene deutlicher und greifbarer wurde, als hätte er sich mit seinem Aufnahmegerät näher heranbewegt.
    Plötzlich begann er zu verstehen. Das erste, was er begriff, waren

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