Eine Welt für Menschen
dem einen oder anderen Wissensgebiet gewesen waren.
Es gab insgesamt siebzehn solcher Reinigungen. Glaub mir, sie waren nicht leicht durchzuführen. Die Menschen wollten sich nicht von ihren Vorfahren trennen. Aber sie sahen die Notwendigkeit der Reinigung ein. Ich glaube, die siebzehn Reinigungen haben die Seele des Menschen verhärtet. Und das mag ein Teil der Erklärung dafür sein, warum sich die Qahiren so benehmen, wie du sie heute erlebst.
Aber eine andere Entwicklung spielt eine noch wichtigere Rolle. Am Anfang waren die gespeicherten Bewußtseine nur für diejenigen zu sprechen, die im Leben enge Verbindung mit ihnen gehabt hatten. Erst später kam man auf den Gedanken, den Wissens- und Weisheitsschatz der Vorfahren der gesamten Menschheit zugänglich zu machen. Das geschah etwa im Jahr 1 200 000 eurer Zeitrechnung. Inzwischen hatte die intergalaktische Expansion ihren Fortgang genommen, es lebten nicht mehr so viele Menschen auf der Erde, und die zeitlichen Zwischenräume zwischen den Reinigungen nahmen zu.
Die unmittelbare Folge war eine Vergeistigung der terranischen Kultur. Die mentale Verbindung mit den Ahnen verschaffte den Menschen neue Ausblicke. In den nächsten Jahrhunderttausenden erzielte der Mensch Leistungen, deren er sich bislang nicht für fähig gehalten hatte. Künste, Wissenschaften und Technik blühten. Terranische Raumschiffe drangen bis zu den Grenzen des Universums vor und gründeten Kolonien überall im Kosmos. Es war, als sei das Paradies über die Menschheit hereingebrochen.
Dann kamen die ersten fremden Besucher. Sie verirrten sich entweder hierher, oder sie waren auf der Suche nach kolonisierbaren Planeten – so wie unsere Raumschiffe, die in die Tiefen des Alles vorstießen. Intelligentes Leben ist erstaunlich selten in der Weite des Kosmos. Die Terraner hatten bei ihren Forschungsreisen nicht mehr als fünfzig intelligente Arten gefunden, und all diese waren noch weit von der Entwicklung der Raumfahrt entfernt. Die uns besuchen kamen, waren also in der Tat Fremde. Wir hatten ihre Welten nicht gefunden, weil es in dieser und anderen Galaxien zu viele bewohnbare Welten gibt.
Die Terraner empfingen die Fremden zunächst freundlich. Aber dann stellten sie fest, daß sie selbst viel weiser, viel umsichtiger, viel wissender waren als ihre Besucher. Das lag natürlich an dem Arrangement mit den Bewußtseinen der Vorfahren, das in diesem Universum – und auch in anderen – womöglich einmalig ist. Zunächst versuchten die Menschen, den Besuchern ein Stück ihrer Weisheit mitzuteilen. Aber als im Lauf der Jahrzehntausende immer wieder Fremde auf der Erde landeten und jede fremde Spezies unter Beweis stellte, daß sie weniger fortgeschritten war als die Menschen, da begannen die Bewohner dieses Planeten, sich für eine Besonderheit der Schöpfung zu halten, für des Schöpfers liebste Kinder, die ihresgleichen weder in diesem noch einem anderen Universum hatten.
Damit begann der Glaube, daß der gesamte Kosmos nur dem einen Zweck diene, den Bewohnern dieses Planeten ein Feld für ihre geistige und materielle Entfaltung zu sein. Du selbst siehst, daß es von da an nicht mehr weit war bis zu der Überzeugung, daß alles, was auf der Erde landete, nur dazu da sei, die Menschen zu unterhalten.«
»Und ihr, die Aspekte, konntet dem nicht Einhalt gebieten?« fragte Ashley.
»Wir versuchten es. Wir gaben uns alle Mühe, die Lebenden auf das Unrecht aufmerksam zu machen, das sie an Unschuldigen und Wehrlosen begingen. Aber wir hatten uns zu lange Zeit gelassen. Wir hätten früher eingreifen müssen. Sie taten zunächst so, als hörten sie auf uns. Als sie unser Mißtrauen eingeschläfert hatten, schlugen sie zu. Sie nahmen uns die Fähigkeit, belehrend oder ermahnend auf sie einzuwirken. Das hört sich kompliziert an, ist aber in Wirklichkeit eine einfache Operation. Sie brauchten weiter nichts zu tun, als ein paar psionische Kanäle zu blockieren. Als wir uns zu wehren begannen, war es schon zu spät. Wir konnten sie nicht mehr beeinflussen. Von da an waren wir nicht mehr ihre Lehrer, sondern nur noch ihre Diener. Sie wandten sich an uns, wenn sie Hilfe oder Informationen brauchten. Sie schufen eine Anzahl neuer Aspekte, die in der Hauptsache der Unterhaltung dienten. Wir waren wehrlos und mußten uns alles gefallen lassen. Der mächtigste Mann der Erde in jenen Tagen war ein Mensch namens Qahir. Er schwang sich zum Rang des Herrlichen auf. Die Menschen gaben ihrem Planeten einen
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