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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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sich tiefe Falten in die makellose Haut gegraben und verwandelten ihre Züge in die einer alten, von Kummer gebeugten Frau. Die großen, dunklen Augen schimmerten wie Kohle in einem Gesicht von marmorner Blässe. Eine merkwürdige Starre hatte sie befallen. Aus Tajsa, der Herrlichen, war die Statue des nackten Entsetzens geworden.
    Inzwischen hatten die, die am weitesten vorne standen, das Bettchen umringt. Fassungslos starrten sie auf das strampelnde Etwas, ein rosarotes Bündel aus unbezähmbarer Lebenskraft. Das Kind war ein Junge. Die Unruhe ringsum mochte ihm nicht behagen. Es begann krähend zu schreien und schwang die krampfhaft geballten Fäustchen in ziellosen Bewegungen, wie es Neugeborene tun, weil sie erst noch lernen müssen, die Tätigkeiten des Gehirns und der Muskeln zu koordinieren.
    Das Kind war gesund und voller Vitalität. Es hätte jedem menschlichen Elternpaar zum Stolz gereicht. Aber gerade das war der Umstand, der die Qahiren mit Entsetzen erfüllte und ihre Herrscherin in wenigen Sekunden um Jahrzehnte altern ließ.
    Der Säugling war menschlich, kein Qahire.
    Die Herrliche hatte ein barbarisches Monstrum geboren!
    Ein Schrei des Entsetzens gellte. Im selben Augenblick flogen krachend die beiden Flügel der hohen Tür auf. Die zuhinterst Stehenden, die noch immer nicht begriffen hatten, welches der Grund der allgemeinen Verzweiflung war, fuhren erschreckt herum und sahen eine Gruppe von Neophis unter der Türöffnung stehen. Einer von ihnen war Ashley Bannister, der Mann, den jeder Qahire von den Mcheza-Unterhaltungen her kannte. Die Neophis waren bewaffnet. Die Läufe ihrer Pistolen richteten sich drohend auf die Menge.
    »Jetzt kommt der Augenblick des Abrechnens!« rief Bannister in seiner Sprache, die die meisten der Anwesenden beherrschten.
     
    Newton hatte sein Bestes getan. Sie materialisierten nur wenige Stockwerke unterhalb der Etage, auf der der große Zeremoniensaal lag. Sie turnten einige Rampen hinauf und orientierten sich an dem Geräusch, das die Menge der Geladenen verursachte. Sie hörten Tajsa rufen: »Der Augenblick ist gekommen. Wir wollen den nächsten Herrscher der Qahiren sehen!« Es entging ihnen auch nicht das ominöse Schweigen, das diesen Worten folgte. Nur Ashley Bannister wußte es zu deuten. Seine Begleiter kannten den Inhalt seines Planes noch immer nicht.
    Dann hörte man das Weinen eines Säuglings und einen entsetzten Schrei. Um diese Zeit hatten die Männer und Frauen von der CONQUEST bereits den breiten Korridor erreicht, in dem sich der Eingang zum Zeremoniensaal befand. Die hohe Tür leistete ihnen keinen Widerstand. Krachend flogen die beiden schweren Flügel zur Seite. Sei drangen ein, die Waffen schußbereit, und Ashley Bannister schrie:
    »Jetzt kommt der Augenblick des Abrechnens!« Die Qahiren waren auf diese Art und Weise noch nie konfrontiert worden. Sie wußten nicht, was die altertümlichen Instrumente darstellten, die die Eindringlinge in den Händen hielten; aber sie begriffen instinktiv, daß sie Gefahr bedeuteten. Voller Entsetzen und Furcht wichen sie bis an die jenseitige, von hohen Fenstern durchbrochene Wand des Saales zurück. Tajsa blieb auf ihrem schimmernden Thron sitzen, die Furchen des Grams in ihr einstmals schönes Gesicht gegraben, das Bettchen mit dem monströsen Nachkömmling vor ihr schwebend.
    Es kostete sie Mühe, sich ihrer Würde zu erinnern. Kraftlos hob sie den Arm, deutete auf die Eindringlinge und rief:
    »Schafft sie fort! Werft sie in den finsteren Kerker und laßt sie dort verschmachten!«
    Ashley Bannister senkte den Lauf seiner Pistole und trat auf den Thron zu. Ein spöttisches Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Ausgespielt, Tajsa«, sagte er laut. »Glaubst du, die Aspekte hörten auf die Worte einer Frau, die ein menschliches Kind als Nachwuchs erzeugt? Ein Neophi-Monstrum als Nächstherrlichen?«
    »Lüge! Täuschung! Verrat!« kreischte Tajsa. »Niemals ist dieses Ungeheuer aus meinem Gen-Muster hervorgegangen! Ihr habt mich hintergangen …«
    »Ja«, sagte Ashley mit schwerer Stimme. »Du bist hintergangen worden. Dein Repro-Aspekt hat die dekadente Grausamkeit der qahirischen Herrschaft nicht mehr länger mitansehen können und dir ein Ei ins Nest gelegt, das das Regime der Qahiren zu Fall bringen wird.« Er hob den Blick und musterte die lange Reihe der Furchtsamen, die sich an der fernen Wand zusammengedrängt hatten. »Oder habt ihr etwa die Absicht«, fragte er mit durchdringender Stimme, »dieses

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