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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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fortgeschrittener Ekstase verbracht hatte. Aber eines würde er sein Leben lang nicht vergessen: den Augenblick, in dem Tajsa ihn plötzlich mit kräftiger Handbewegung von sich schob, aufstand, ihn musterte und mit scharfer, durchdringender Stimme fragte:
    »Was hat das neophische Vieh hier zu suchen?«
    Eine Zehntelsekunde später war der Traum beendet. Jemand sagte:
    »Du kannst aufstehen. Die Sache ist überstanden.«
    Ashley gehorchte. Er war benommen und schwankte ein wenig, nachdem er sich zu schnell auf die Beine geschwungen hatte.
    »Was … was jetzt?« fragte er unsicher, noch immer unter dem Eindruck des Traumes.
    »Am besten versuchst du, deinen Weg zu Newton zu finden«, sagte die Stimme. »Er soll sich vorübergehend in Sicherheit bringen.«
    Ashley setzte sich in Bewegung. Eine Tür öffnete sich vor ihm. Er torkelte auf den Korridor hinaus …
     

 
10.
     
    Auch Tajsa träumte. Aber sie nannte es nicht einen Traum. Für sie war es ein Mcheza-Erlebnis – ein Abenteuer, das sich in der Pseudo-Wirklichkeit abspielte.
    Sie befand sich auf einem Planeten, dessen Oberfläche mit Dschungeln und Sümpfen bedeckt war. Unter einer Glocke aus feuchter Hitze zogen riesige Ströme ihre träge Bahn. Riesige, blutdürstige Bestien bevölkerten die Moräste und Wälder. Tajsa war keine Sekunde lang ihres Lebens sicher, und dennoch begeisterte sie das Mcheza-Abenteuer; denn die fremde Welt war von einer aus den Nähten berstenden, obszönen Vitalität, wie sie sie auf Qahir nie erlebt hatte.
    Es gab intelligentes Leben auf dem Dschungelplaneten; aber es war von primitiver Art. Die Weiber waren häßliche, plattfüßige Gestalten, triefäugig und mit großen, flachgedrückten Nasen – die jungen trächtig, die alten gebückt unter der Last der Jahre, in denen sie ein Junges ums andere in die Welt gesetzt hatten. Die Männer stanken nach Schweiß und Dung. Sie waren klein und stiernackig, mit flachen Stirnen und schwarzen beweglichen Augen – so bestialisch und gefühllos wie das Getier, das sie jagten, um sich selbst und ihre Brut mit Nahrung zu versorgen.
    Einem begegnete Tajsa, der tat es ihr an. Er hieß Bannister und war ein Führer seines Klans – ein wenig größer als die übrigen, mit weniger barbarisch geformten Zügen, aber genauso roh und zügellos wie alle andern auch.
    Obwohl sie sich in der Pseudowirklichkeit befand, erkannte sie den Zusammenhang. Bannister – das war der Neophi, den sie zu sich geholt hatte, als sein Raumschiff noch weit von der Sonne entfernt war. Jetzt, während ringsum der Dschungel dampfte und ihr die brünstigen Schreie der fiktiven Tierwelt in den Ohren gellten, fragte sie sich, was damals geschehen war.
    Der Kommunikationsaspekt hatte ihr das Auftreten des fremden Fahrzeugs gemeldet, wie es seine Pflicht war. Sie hatte wissen wollen, was da an Chezai-Material auf Qahir zukam; denn es war lange her, seit die Qahiren ihr letztes Vergnügen mit verirrten Raumfahrern gehabt hatten. Sie hatte sich durch einen Transport-Aspekt unbemerkt an Bord des Raumschiffs versetzen lassen und sich dort umgesehen. Sie war zufrieden mit dem, was ihr vor Augen kam – und ein wenig verwirrt. Der Kommandant des Schiffes übte eine unerklärliche Anziehungskraft auf sie aus. So wirksam war diese Kraft, daß sie der natürlichen Entwicklung vorausgriff und den Kommandanten, eben jenen Bannister, zu sich holte, sobald sie nach Qahir zurückgekehrt war. Die allweise Harmonie mochte wissen, was aus jener Begegnung in der Pseudo-Wirklichkeit geworden wäre, wenn der Konzil-Aspekt nicht rechtzeitig eingegriffen hätte.
    Bis auf den heutigen Tag verstand sie nicht, was damals in sie gefahren war. Die Qahiren standen an der Spitze der Evolution intelligenter Wesen, und sie, die Herrliche, stand an der Spitze der Qahiren. Es gab, per geheiligter Definition, kein vollkommeneres Wesen als Tajsa. Aber ausgerechnet Tajsa empfand physisches Verlangen nach einem Wesen, das aus grauer Vergangenheit stammte und eine Stufe der Entwicklung repräsentierte, die nichts anders als barbarisch genannt werden konnte? Nein, sie verstand es noch immer nicht – zweifelte insgeheim sogar daran, ob sie es wert war, das hohe Amt der Herrlichen einzunehmen, solange sie derart unkontrollierbaren Regungen unterlag. Und doch geschah soeben dasselbe von neuem. Sie fühlte sich hingezogen zu dem zweiten Bannister, dem Anführer eines Klans von flachstirnigen Männern, hängebrüstigen Weibern und dickbäuchigen Jungen.
    War es

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