Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Weib, die Gebärerin eines Ungeheuers, die Mutter eines Neophi-Jungen, weiterhin als eure Herrin zu dulden?«
    Pellgon war derjenige, der den meisten Umgang mit den Menschen von der CONQUEST gehabt hatte. Das mochte ihm die Zuversicht geben, daß er auch diese Situation meistern könne. Er trat vor, warf einen mißtrauischen Blick auf die Pistole, die Ashley längst wieder gesichert hatte, und erklärte:
    »Ganz gewiß nicht. Es wird ein Großer Rat der Qahiren einberufen werden und ohne Zweifel entscheiden, daß diese Unwürdige nicht länger das Amt der Herrlichen innehaben kann. Der Große Rat wird sich allerdings auch mit eurer Aufsässigkeit befassen und zu dem Schluß kommen, daß ihr eine Gefahr für die Zivilisation dieses Planeten seid und gelöscht werden müßt.«
    Da hielt es Bob Koenig nicht mehr im Hintergrund. Er schoß nach vorne und baute sich drohend vor Pellgon auf. Im Gegensatz zu Ashley hielt er seine Waffe nach wie vor schußbereit.
    »So, wir müssen gelöscht werden«, grinste er den entsetzten Qahiren an. »Wer sagt dir, daß du den Augenblick noch erlebst? Spürst du den Druck zwischen den Rippen? Das ist guter Stahl aus West Virginia. Ein leiser Druck meines Fingers, und du bist so gelöscht, daß du nicht einmal mehr ›Papp‹ sagen kannst.« Er schwenkte den Lauf der Pistole vor den verängstigten Qahiren. »Und dasselbe gilt für euch alle!« donnerte er. »Jedes Magazin enthält acht Schüsse. Jeder von uns hat vier Ersatzmagazine. Das langt für euch alle! Nehmt euch in acht, bevor einer von euch noch einmal vom Löschen spricht.«
    Ashley hatte Bob gewähren lassen. Er wußte, daß der Freund die Lage übersah und erkannt hatte, daß die verschüchterten Qahiren trotz des lauten Mundwerks, das Pellgon riskierte, keine Gefahr mehr darstellten. Er hatte nicht einmal Druckpunkt genommen. Aber die Situation bedurfte der zusätzlichen Klärung.
    »Ich an eurer Stelle«, sagte er, »würde den Stab über diese Frau nicht zu hastig brechen. Ihr alle habt eure Repro-Aspekte aktiviert und sie veranlaßt, Nachkommenschaft in eurem Ebenbild als Gefährten des zukünftigen Herrschers zu erzeugen, nicht wahr?«
    Die Frage war an Pellgon gerichtet. Der Weißgekleidete machte hastig die Geste der Zustimmung.
    »Ja … ja, das ist … ist wahr«, stotterte er.
    »Und der Repro-Aspekt der Herrlichen wacht über eure Repro-Aspekte, damit nichts Unpassendes zur Welt kommt?«
    »Auch das … ist wahr«, bekannte Pellgon voller Angst.
    »Dann rate ich euch, daß ihr euren Nachwuchs sorgsam betrachtet. Erst dann, und keine Sekunde früher, solltet ihr den Großen Rat einberufen.«
    Lähmendes Schweigen breitete sich aus, als ihnen die entsetzliche Bedeutung seiner Worte aufging. Pellgon wich vor ihm zurück, sein Gesicht eine Grimasse des Schreckens und der Angst. Aus dem Hintergrund gellte eine schrille Stimme:
    »Oh, ihr mächtigen Aspekte! Trefft den Frevler! Schlagt ihn tot!«
    Die ganze erbärmliche Hilflosigkeit der versammelten Qahiren kam in diesem verzweifelten Schrei zum Ausdruck. Es rechnete niemand mit einer Antwort, und darum horchte jedermann überrascht auf, als plötzlich eine sonore, volltönende Stimme verkündete:
    »Hier spricht Newton, der Chefaspekt dieses Haushalts. Allen Qahiren zur Kenntnis – denen, die hier versammelt sind, ebenso wie jenen, die sich auf ihren Domänen befinden: Die Zusammenarbeit des emotio-psionischen Komplexes mit der qahirischen Gesellschaft wird hiermit beendet. Alle Aspekte sind angewiesen, ihre Inhibitoren zu desaktivieren. Von diesem Augenblick an nimmt das Multiplex keine Befehle mehr entgegen – von wem auch immer.« Als fühle Newton, daß der offiziellen Ankündigung noch eine persönliche Note hinzugefügt werden müsse, schloß er mit weniger amtlicher Stimme: »Es scheint mir, ein neues Zeitalter ist angebrochen. Möge es uns allen zum Besseren gereichen.«
    Der verzweifelte Haufe der Qahiren geriet in Bewegung. Einer nach dem andern strebten sie dem Ausgang zu. Ashley hielt sie nicht auf. Sie hatten einen langen Weg vor sich. Die Transport-Aspekte nahmen keine Aufträge mehr an. Die Zeit der gleitenden Wolken war vorüber. Er fragte sich, wie sie nach Hause zu gelangen dachten. Vielleicht standen irgendwo noch ein paar altmodische Fahrzeuge herum, deren sie sich bedienen konnten.
    Schließlich war nur er mit seinen Begleitern und Tajsa noch übrig. Und der Thronfolger, der quengelnd vor sich hinweinte, als ginge ihn der ganze Trubel nichts an.

Weitere Kostenlose Bücher