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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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Krieg.«
Achtundneunzig Tage vorher
    Eine der Besonderheiten von Culver Creek war die Jury. Die Jury bestand aus zwölf Schülern, drei aus jeder Jahrgangsstufe, die jedes Halbjahr vom Lehrkörper gewählt wurden. Die Jury verhandelte über die Strafmaßnahmen in Delikten, für die man nicht gleich von der Schule flog, angefangen beim Verstoß gegen die Nachtruhe bis hin zum Rauchen. Tatsächlich ging es meistens ums Rauchen oder darum, dass man nach sieben bei einem Mädchen auf dem Zimmer war. Man wurde vor die Jury geladen, der man seinen Fall darlegte, und dann dachten sich die Geschworenen eine Strafe für dich aus. Der Adler fungierte als Richter. Er hatte auch das Recht, das Urteil der Jury anzufechten (genau wie in der Wirklichkeit des amerikanischen Rechtssystems), was er jedoch kaum jemals tat.
    Direkt nach meiner letzten Stunde machte ich mich auf den Weg zu Klassenraum 4 – vierzig Minuten zu früh, nur zur Sicherheit. An die Wand gelehnt vertiefte ich mich in die Lektüre meines Geschichtsbuchs (was ich zugegebenermaßen nötig hatte), bis Alaska auftauchte und sich zu mir setzte. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, und ich fragte, ob sie nervös war.
    »Ja, schon. Hör mal zu: Du bleibst einfach still sitzen und hältst den Mund«, erklärte sie. »Du hast keinen Grund, nervös zu sein. Bei mir ist es das siebte Mal, dass ich beim Rauchen erwischt werde. Ich will nicht – egal. Ich will nicht, dass mein Dad sich aufregt.«
    »Und deine Mutter, raucht die eigentlich auch oder so was?«, fragte ich.
    »Nicht mehr«, sagte Alaska. »Aber du musst dir keine Sorgen machen.«
    Also machte ich mir keine Sorgen, bis es zehn vor fünf war und der Colonel und Takumi immer noch nicht aufgekreuzt waren. Die Mitglieder der Jury betraten nacheinander den Raum, ohne uns in die Augen zu sehen, und ich fühlte mich immer schlechter. Um 16:54 Uhr waren alle zwölf erschienen, und der Adler war auch schon da.
    Um 16:58 Uhr kamen der Colonel und Takumi um die Ecke.
    So was hatte ich noch nicht gesehen. Takumi trug ein gestärktes weißes Hemd und eine rote Krawatte mit schwarzem Paisleymuster; der Colonel hatte sein zerknittertes rosa Hemd mit der Flamingo-Krawatte an. Sie stürmten im Gleichschritt heran, mit erhobenem Kopf und durchgedrückten Schultern wie zwei Actionhelden.
    Ich hörte, wie Alaska seufzte: »Der Colonel macht den Napoleon.«
    »Alles wird gut«, sagte der Colonel zu mir. »Du hältst einfach den Mund.«
    So traten wir vor die Jury – zwei von uns mit Krawatte, zwei von uns in alten T-Shirts –, und der Adler klopfte mit einem richtigen Richterhammer auf das Pult. Die Geschworenen saßen in einer Reihe an einem langen Tisch. Vor der Tafel standen vier Stühle. Wir setzten uns. Der Colonel erklärte, was passiert war.
    »Alaska und ich haben unten am See eine Zigarette geraucht. Normalerweise rauchen wir nur außerhalb des Schulgeländes, aber diesmal haben wir es wohl irgendwie vergessen. Tut uns leid. Kommt nicht wieder vor.«
    Ich hatte keine Ahnung, was hier abging. Aber ich wusste, was von mir erwartet wurde: still sitzen und Mund halten. Einer der Geschworenen sah Takumi an und fragte: »Und was war mit dir und Halter?«
    »Wir haben ihnen Gesellschaft geleistet«, sagte Takumi seelenruhig.
    Der Schüler wandte sich an den Adler: »Haben Sie irgendjemanden rauchen sehen?«
    »Nur Alaska. Aber Chip ist losgerannt, was mir feige erschien. Feige scheint mir auch, dass Miles und Takumi alles abstreiten«, sagte der Adler und verpasste mir den Blick der Verdammnis. Ich wollte nicht schuldig gucken, aber ich hielt seinem Blick nicht stand und sah hinab auf meine Hände.
    Der Colonel knirschte mit den Zähnen, als würde ihm das Lügen schwer fallen. »Das ist die Wahrheit, Sir.«
    Der Adler fragte, ob einer von uns noch etwas zu sagen hätte, dann fragte er, ob es noch Fragen gab, und schließlich schickte er uns vor die Tür.
    »Was war das denn?«, fragte ich Takumi, kaum dass wir draußen waren.
    »Halt einfach still, Pummel.«
    Warum hatte Alaska gestanden, obwohl sie schon so oft erwischt worden war? Und warum der Colonel, der es sich buchstäblich nicht leisten konnte, ernsthaft Ärger zu bekommen? Warum nicht ich? Ich war noch nie wegen irgendwas dran gewesen. Ich hatte nicht das Geringste zu verlieren. Nach ein paar Minuten öffnete der Adler die Tür und winkte uns rein.
    »Alaska und Chip«, sagte einer der Geschworenen, »ihr bekommt zehn Arbeitsstunden – Geschirrspülen bei Maureen

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