Eine wie Alaska
Dr. Hyde nach dem Unterricht, einen Moment da zu bleiben. Zum ersten Mal fiel mir auf, wie krumm er da stand, und plötzlich wirkte er traurig und unendlich alt. »Du magst diesen Kurs, nicht wahr?«, fragte er mich.
»Ja, Sir.«
»Du hast ein ganzes Leben Zeit, um über das buddhistische Verständnis der Zusammenhänge zu brüten.« Er sprach jeden Satz, als hätte er ihn niedergeschrieben und auswendig gelernt. »Aber als du neulich aus dem Fenster sahst, hast du die Chance versäumt, eine weitere buddhistische Lehre kennenzulernen, nämlich die der Achtsamkeit. Sei achtsam in jeder Minute deines Alltags, sei präsent und aufmerksam. Sei achtsam in diesem Kurs. Und wenn er vorbei ist, sei achtsam da draußen«, sagte er und nickte in Richtung des Sees und der Wälder.
»Ja, Sir«, sagte ich.
Einhundertein Tage vorher
Am ersten Morgen im Oktober spürte ich in dem Moment, als ich aufwachte und den Wecker abstellte, dass irgendwas nicht stimmte. Das Bett roch anders. Es fühlte sich anders an. Es dauerte eine verschlafene Minute lang, bis ich begriff: Es war kalt . Relativ. Zumindest war der Mini-Ventilator, der am Fußende klemmte, plötzlich überflüssig. »Es ist kalt!«, rief ich.
»Oh Gott, wie viel Uhr ist es?«, grunzte es von oben.
»Vier nach acht.«
Der Colonel, der keinen Wecker hatte und trotzdem fast immer aufstand und duschte, bevor meiner klingelte, schwang die kurzen Beine über den Bettrand, sprang herunter und stürzte an die Kommode.
»Schätze, mein Zeitfenster zum Duschen hab ich verpasst«, sagte er und zog Shorts und ein grünes T-Shirt mit der Aufschrift CULVER CREEK BASKETBALL über. »Macht nichts. Morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem ist es nicht kalt. Es sind wahrscheinlich 25 Grad.«
Da ich wie immer in Kleidern geschlafen hatte, musste ich glücklicherweise nur noch Schuhe anziehen, und dann joggten der Colonel und ich zum Unterricht. Als ich mich auf den Stuhl setzte, waren es noch zwanzig Sekunden bis zum Klingeln. Nach der Hälfte der Stunde drehte sich Madame O’Malley zur Tafel, um etwas auf Französisch anzuschreiben, und Alaska steckte mir ein Briefchen zu.
Schicke Bettfrisur. Mittags Mathelernen bei McDonald’s?
In zwei Tagen stand unsere erste wichtige Klausur in Integralrechnung an, und Alaska schnappte sich aus dem stufenübergreifenden Kurs sechs Leute, die keine Tagestäter waren, und lud uns in ihren kleinen blauen Zweitürer ein. Durch einen glücklichen Zufall landete eine süße Zehntklässlerin namens Lara auf meinem Schoß. Lara war in Russland oder so was Ähnlichem geboren, und sie sprach mit einem leichten Akzent. Da wir nur vier Schichten Kleidung zwischen uns hatten, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und stellte mich vor.
»Ich weiß, wer du biest.« Sie lächelte. »Du biest Alaskas Freund aus Florieda.«
»Richtig. Mach dich auf eine Menge dummer Fragen gefasst, ich bin nämlich total schlecht in Mathe«, sagte ich.
Statt einer Antwort lachte sie nur, und dann wurde sie gegen mich gedrückt, als Alaska aus dem Parkplatz schoss.
»Freunde, das ist Blue Citrus. Sie heißt so, weil sie eine Zitrone ist«, erklärte Alaska. »Blue Citrus, das sind meine Freunde. Wenn ihr den Gurt findet, schnallt euch bitte an. Pummel, du bist Laras Gurt.« Was dem Wagen an Pferdestärken fehlte, machte Alaska wett, indem sie, egal was passierte, den Fuß auf dem Gaspedal behielt. Bevor wir das Schulgelände überhaupt verlassen hatten, wurde Lara in jeder Kurve hilflos herumgeschleudert, und so folgte ich Alaskas Aufforderung und schlang die Arme um Laras Bauch.
»Danke«, sagte sie fast unhörbar.
Die fünf Kilometer zu McDonald’s legten wir schnell, um nicht zu sagen tollkühn zurück. Dort angekommen bestellten wir sieben große Pommes und ließen uns damit auf der Wiese nieder. Wir setzten uns im Kreis um die Tabletts und Alaska, die beim Essen rauchte, begann mit ihrer Nachhilfestunde.
Wie jeder gute Lehrer war sie nur leidlich in der Lage, abweichende Meinungen zu tolerieren. Eine Stunde lang rauchte, redete und aß sie ohne Atempause, und je mehr ich mitschrieb, desto mehr begann das trübe Wasser der Tangenten und Kosinussen sich zu klären. Doch nicht jeder hatte so viel Glück wie ich. Als Alaska gerade irgendwas besonders Einfaches abhakte, meldete sich der kiffende Basketballspieler Hank Walsten zu Wort: »Warte, warte. Ich kapier das nicht.«
»Das liegt daran, dass du nur acht funktionierende Gehirnzellen hast.«
»Wissenschaftlichen
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