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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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in Sicherheit wiegt«, antwortete der Colonel, genervt von der Ablenkung. »Nach dem Vor-Streich denkt der Adler, wir wären mit unserem Streich schon durch, und rechnet nicht damit, wenn wir mit dem richtigen Streich loslegen.«
    Jedes Jahr dachten sich die Junior- und die Senior-Klasse einen Streich aus, meistens was Dämliches wie sonntags früh um fünf auf der Schlafsaalwiese einen Kreis Wunderkerzen abbrennen oder so.
    »Gibt es immer einen Vor-Streich?«, fragte ich.
    »Nein, du Blödmann«, sagte der Colonel. »Wenn es immer einen Vor-Streich gäbe, würde der Adler mit zwei Streichen rechnen. Das letzte Mal, dass es einen Vor-Streich gab, war – hm … ja, richtig: 1987. Als Vor-Streich haben sie damals auf dem Schulgelände den Strom abgedreht, und als richtigen Streich haben sie fünfhundert lebende Grashüpfer in die Heizungsschächte des Schulgebäudes geschmuggelt. Man hört sie manchmal jetzt noch zirpen.«
    »Dein Erinnerungsvermögen ist, äh, gottgleich«, bemerkte ich.
    »Ihr seid wie ein altes Ehepaar.« Alaska lächelte. »Irgendwie unheimlich.«
    »Sei froh, dass du nicht alles weißt«, meinte der Colonel. »Du solltest ihn mal sehen, wenn er nachts zu mir ins Bett kriecht.«
    »Hey!«
    »Zurück zum Thema!«, sagte Alaska. »Der Vor-Streich. Dieses Wochenende haben wir Neumond. Wir übernachten in der Scheune. Du, ich, der Colonel, Takumi, und als besonderes Geschenk an dich, Pummel, Lara Buterskaya.«
    »Die Lara Buterskaya, die ich vollgekotzt habe?«
    »Sie ist nur ein bisschen schüchtern. Sie findet dich immer noch süß.« Alaska lachte. »Das Kotzen hat dich irgendwie – verletzlich gemacht.«
    »Gute Brüste«, sagte der Colonel. »Und mein Geschenk ist Takumi?«
    »Du musst erst mal eine Weile Single sein.«
    »Auch wahr«, sagte der Colonel.
    »Spiel noch ein paar Monate Videospiele«, sagte sie. »Gute Finger-Augen-Koordination rechnet sich, wenn du an die Third Base kommst.«
    »Oh Mann, ich hab so lange nicht an das Base-System gedacht, dass ich die Third Base glatt vergessen hatte«, stöhnte der Colonel. »Ich würde gerne mit den Augen rollen, aber ich muss mich auf den Bildschirm konzentrieren.«
    »Knutschen, Fummeln, Petting, Poppen. Das wäre, als würde man die dritte Klasse überspringen«, rügte Alaska.
    »Ich habe die dritte Klasse übersprungen«, antwortete der Colonel.
    »Und«, unterbrach ich, »was ist jetzt mit dem Vor-Streich?«
    »Der Colonel und ich kümmern uns drum. Wir wollen dich nicht mit reinziehen – noch nicht.«
    »Aha. Okay. Hm. Dann gehe ich wohl mal eine rauchen.«
    Und ich ging. Es war nicht das erste Mal, dass Alaska mich ausgrenzte, aber nachdem wir in den Herbstferien so viel Zeit miteinander verbracht hatten, fand ich es lächerlich, dass sie den Streich mit dem Colonel, aber ohne mich planen wollte. Wessen T-Shirt hatte sie denn vollgeheult? Meins. Wer hatte zugehört, als sie Vonnegut vorlas? Ich. Wer hatte sie beim Teekesselchen gewinnen lassen? Ich. Ich marschierte zum Sunny Kiosk auf der anderen Seite des Highway und rauchte. Das war mir in Florida nie passiert, diese Highschool-Paranoia von wegen wer mag wen, und ich hasste mich selbst dafür, dass ich mich anstecken ließ. Niemand zwingt dich, sie so gern zu haben, sagte ich mir. Scheiß auf sie.
Vier Tage vorher
    Der Colonel wollte kein Wort über den Vor-Streich verraten, außer dass das Ganze den Titel »Scheunennacht« trug und ich am Freitag für zwei Tage packen sollte.
    Montag, Dienstag und Mittwoch waren die reine Folter. Der Colonel und Alaska klebten die ganze Zeit zusammen und luden mich nie ein mitzukommen. Dadurch hatte ich extrem viel Zeit zum Lernen, was meine Durchschnittsnote erheblich verbesserte. Schließlich bekam ich sogar den Aufsatz für Religion fertig.
    Meine Antwort auf die Frage war eigentlich ganz einfach. Die meisten Christen und Moslems glauben an einen Himmel und eine Hölle, auch wenn es eine Menge Meinungsverschiedenheiten innerhalb beider Religionen gibt, wie genau man wo landet. Bei den Buddhisten ist es komplizierter – wegen Buddhas Lehre des anatta , die mehr oder weniger besagt, dass es keine ewigen Seelen gibt. Dafür hat jeder Mensch eine bestimmte Energie, und diese Energie ist flüchtig, sie wandert von einem Körper zum nächsten, in unendlicher Inkarnation bis zur Erleuchtung.
    Die Schlussbetrachtung eines Aufsatzes hat mir noch nie Spaß gemacht – die ewigen Wiederholungen des bereits Gesagten, denen man Worthülsen wie abschließend

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