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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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aus dem Fenster, in Richtung der Sportplätze, und sagte: »Ich hab kein Zuhause.«
    »Aber du hast doch eine Familie«, versuchte ich sie zu trösten. Erst heute Morgen hatte sie von ihrer Mom erzählt. Wie konnte ein Mädchen, das eben noch Teekesselchen spielte, nur drei Stunden später ein so jämmerliches Häufchen Elend sein?
    Wieder funkelte sie mich an. »Ich versuche ja, keine Angst zu haben, verstehst du. Aber ich mache trotzdem alles kaputt. Ich baue trotzdem immer Scheiße.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Schon gut.« Ich wusste nicht mal mehr, wovon sie sprach. Ein verworrener Gedanke nach dem anderen.
    »Weißt du nicht mehr, wen du liebst, Pummel? Du liebst die, die dich zum Lachen bringt, die dir Pornos zeigt und mit dir Wein trinkt. Aber die übergeschnappte, depressive Ziege, die liebst du nicht.«
    Und ehrlich gesagt, da war was dran.
Weihnachten
    Über die Weihnachtsferien fuhren wir alle nach Hause – sogar Alaska, die angeblich kein Zuhause hatte.
    Ich bekam eine schöne Armbanduhr und ein neues Portemonnaie – »Erwachsenengeschenke«, wie mein Dad sagte. Doch hauptsächlich verbrachte ich die zwei Wochen mit büffeln. Die Weihnachtsferien waren eigentlich keine Ferien, sondern die letzte Gelegenheit, für die Klausuren zu pauken, die bereits am Tag nach den Ferien begannen. Ich konzentrierte mich auf Mathe und Französisch, die beiden Kurse, die meine angestrebte Durchschnittsnote von 1,5 am meisten gefährdeten. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass mich der Stoff interessierte, aber tatsächlich wollte ich die gute Note nur, damit ich auf ein gutes College kam.
    Und so verbrachte ich die meiste Zeit zu Hause und büffelte Mathe und französische Vokabeln, genau wie früher, vor Culver Creek. Und wirklich, die zwei Wochen zu Hause waren genauso, wie mein ganzes Leben vor dem Internat gewesen war, außer dass meine Eltern etwas gefühlsduseliger waren. Von ihrer Reise nach London erzählten sie nur wenig. Ich glaube, sie hatten ein schlechtes Gewissen. Das ist das Komische am Elternsein. Obwohl ich auf eigenen Wunsch über Thanksgiving in Culver Creek geblieben war, hatten sie jetzt ein schlechtes Gewissen. Schön, wenn es Menschen gibt, die sich für dich verantwortlich fühlen, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, wenn Mom nicht bei jedem Familienessen in Tränen ausgebrochen wäre. Ständig sagte sie: »Ich bin eine schlechte Mutter«, worauf mein Dad und ich jedes Mal erwiderten: »Nein, bist du nicht.«
    Selbst mein Dad, der zwar herzlich ist, aber nicht sentimental , sagte plötzlich, als wir gerade die Simpsons sahen, dass er mich vermisste. Ich sagte, ich vermisste sie beide ebenfalls, und das stimmte ja auch. Irgendwie. Sie sind echt nette Leute. Wir gingen ins Kino und spielten Karten, und ich erzählte ihnen die Geschichten, die ich erzählen konnte, ohne dass sie sich aufregten, und sie hörten mir zu. Mein Dad, der Immobilienmakler war, aber mehr Bücher las als sonst jemand, den ich kannte, sprach mit mir über die Bücher, die ich für Englisch lesen musste. Und meine Mutter bestand darauf, dass ich mich zu ihr in die Küche setzte und ein paar einfache Gerichte lernte – Makkaroni, Rührei – jetzt, da ich »alleine lebte«. Unwichtig, dass ich keine Küche hatte – oder wollte. Unwichtig, dass ich weder Eier noch Makkaroni mochte. Bis Neujahr hatte ich die Rezepte drauf.
    Als ich abfuhr, weinten beide, doch meine Mutter erklärte mir, dass es sich nur um das Leeres-Nest-Syndrom handele, sie seien einfach so stolz auf mich und hätten mich so lieb. Da hatte ich dann auch einen Kloß im Hals, und Thanksgiving war vergessen. Ich hatte eine eigene Familie.
Acht Tage vorher
    Am ersten Tag nach den Weihnachtsferien kam Alaska herein und setzte sich neben den Colonel auf die Couch. Der Colonel war beschäftigt – er war gerade dabei, auf der PlayStation den Geschwindigkeitsrekord zu brechen.
    Sie sagte nicht, dass sie uns vermisst hatte oder froh war, uns zu sehen. Sie starrte nur auf die Couch und sagte: »Ihr braucht echt ein neues Sofa.«
    »Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen«, knurrte der Colonel. »Mann. Muss Jeff Gordon sich das antun?«
    »Ich hab eine Idee«, sagte sie. »Eine Spitzenidee. Was wir brauchen, ist ein Vor-Streich. Und der wird zufällig Kevin und seine Lakaien treffen.«
    Ich saß auf dem Bett und lernte für die Geschichtsklausur am nächsten Tag.
    »Ein Vor-Streich?«, fragte ich.
    »Ein Streich, nach dem sich die Schulleitung fälschlicherweise

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