Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
Vom Netzwerk:
Schülerstreiche so sensationell sind wie die Tagestäter in der Geschichte der Vollidioten. Außerdem bietet uns das Projekt die Gelegenheit, dem Adler das Leben schwer zu machen, was immer eine willkommene Abwechslung ist. Und so«, er schien auf einen Tusch zu warten, »kämpfen wir einen Krieg an drei Fronten:
    Erstens: Der Vor-Vor-Streich. Wir machen dem Adler Feuer unter dem Hintern.
    Zweitens: Operation Glatze. Lara wird sich im Alleingang auf eine ebenso grausame wie elegante Vergeltungsmission begeben, die sich nur ein Genie wie, äh, ich es bin, ausdenken kann.«
    »Halt mal!«, unterbrach Alaska. »Das war meine Idee.«
    »Na gut. Es war Alaskas Idee.« Er lachte. »Und schließlich die dritte Front: Die Zeugnisse. Wir hacken uns ins Computernetz der Schulverwaltung und schicken blaue Briefe an die Eltern von Kevin und seinen Kumpanen, worin wir sie in Kenntnis setzen, dass die Knaben in all ihren Kursen durchgefallen sind.«
    Ich murrte: »Und damit fliegen wir dann endgültig.«
    Takumi murrte: »Ich hoffe, den kleinen Asiaten habt ihr nicht mitgeschleppt, weil ihr mich für ein Computergenie haltet. Bin ich nämlich nicht.«
    »Wir fliegen nicht, und ich bin das Computergenie. Ihr anderen seid Fußvolk und Ablenkung. Selbst wenn wir erwischt werden, fliegen wir nicht, denn auf keinen dieser Verstöße steht Schulverweis – na ja, bis auf die fünf Flaschen Strawberry Hill in Alaskas Rucksack, aber dafür finden wir ein gutes Versteck. Wir gönnen uns doch nur ein bisschen Spaß!«
    Dann trug der Colonel detailliert seinen Plan vor, der keinen Raum für Fehler ließ. Dabei vertraute er so vollkommen auf die perfekte Synchronisierung des Ganzen, dass, falls auch nur einer von uns strauchelte, das ganze Unternehmen scheitern würde.
    Der Colonel hatte jedem von uns eine eigene Liste ausgedruckt, auf der unsere Einsätze auf die Sekunde genau verzeichnet waren. Wir glichen die Uhren ab, zogen uns schwarz an, schulterten die Rucksäcke, die Köpfe randvoll mit den Details, und dann verließen wir die Scheune mit klopfendem Herzen und dampfendem Atem und traten hinaus in die vollkommene Dunkelheit. Es war etwa sieben. Nie hatte ich mich so cool gefühlt wie jetzt, zu fünft im Gänsemarsch. Das große Vielleicht war über uns, und wir waren unbesiegbar. Der Plan hatte Schwächen, wir aber nicht.
    Nach fünf Minuten teilten wir uns auf. Takumi und ich blieben zusammen. Wir waren die Ablenkung.
    »Wir sind die verdammten Marines«, sagte er.
    »Wir kämpfen zuerst. Wir sterben zuerst«, stimmte ich nervös ein.
    »Korrekt, Mann.«
    Plötzlich blieb er stehen und kramte in seinem Rucksack.
    »Nicht hier«, flüsterte ich. »Wir müssen zum Adlerhorst.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber –« Er zog ein breites Stirnband aus der Tasche. Es hatte einen braunen Plüschfuchs an der Stirn. Er band sich das Stirnband um.
    Ich musste lachen. »Was zum Teufel ist das?«
    »Das ist meine Fuchskappe.«
    »Deine Fuchskappe?«
    »Ja, Pummel. Meine Fuchskappe .«
    »Warum hast du deine Fuchskappe auf?«, fragte ich.
    »Ich bin der gottverdammte Fuchs, und den kann keiner schnappen.«
    Zwei Minuten später kauerten wir zwischen den Bäumen, zwanzig Meter hinter dem Haus des Adlers. Mein Herz hämmerte Techno-Rhythmen.
    »Dreißig Sekunden«, flüsterte Takumi, und ich spürte die gleiche unheimliche Unruhe wie am ersten Abend mit Alaska, als sie meine Hand nahm und flüsterte Lauf, lauf, lauf, lauf, lauf. Doch diesmal blieb ich, wo ich war.
    Ich dachte: Wir sind nicht nah genug.
    Ich dachte: Er hört uns nicht.
    Ich dachte: Er hört uns und ist so schnell draußen, dass wir keine Chance haben.
    Ich dachte: Zwanzig Sekunden . Mein Atem ging schnell und stoßweise.
    »Hey Pummel«, flüsterte Takumi, »du schaffst das schon, Mann. Nur ein bisschen rennen.«
    »Alles klar.« Nur rennen. Meinen Knien geht’s gut. Meine Lungen sind in Ordnung. Nur rennen.
    »Fünf«, sagte er. »Vier. Drei. Zwei. Eins. Feuer. Feuer. Feuer.«
    Zischelnd entzündete sich die Lunte, und ich musste an all die Feuerwerke am 4. Juli mit meiner Familie denken. Eine Nanosekunde standen wir reglos da und starrten die Zündschnur an, um sicherzugehen, dass sie brannte. Jetzt , dachte ich. Jetzt. Lauf lauf lauf lauf lauf. Doch meine Beine reagierten nicht, bis ich Takumi hektisch flüstern hörte: »Los los los, scheiße los.«
     
    Und wir rannten.
    Drei Sekunden später folgte ein ohrenbetäubendes Krachen. Es hörte sich an wie die automatischen Gewehre in

Weitere Kostenlose Bücher