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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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ein prima Abendessen darstellte. Und als der Käse aus war, na ja, dann war eben umso mehr Platz für Strawberry Hill.
    »Wenn wir nicht langsamer machen, muss ich kotzen«, bemerkte ich, als die erste Flasche leer war.
    »Tut mir leid, Pummel, aber ich hab nicht gesehen, wie jemand deine Kehle aufhält und Wein reingießt«, gab der Colonel zurück und warf mir eine Flasche Mountain Dew rüber.
    »Den Fusel hier Wein zu nennen, ist ein bisschen gewagt«, meckerte Takumi.
    Und dann verkündete Alaska aus heiterem Himmel: »Bester Tag/Schlimmster Tag!«
    »Hä?«, fragte ich.
    »Wenn wir nur trinken, müssen wir alle kotzen. Also drosseln wir das Tempo mit einem Trinkspiel. Bester Tag/Schlimmster Tag.«
    »Nie gehört«, sagte der Colonel.
    »Weil ich’s gerade erfunden habe.« Sie lächelte. Sie lag auf der Seite quer über zwei Ballen Heu, das Nachmittagslicht verfing sich im Grün ihrer Augen, und ihre gebräunte Haut war wie eine letzte Erinnerung an den goldenen Herbst. An ihrem halb geöffneten Mund sah ich, dass sie schon betrunken sein musste, dann bemerkte ich auch ihren abwesenden Blick. Der 1000-Meter-Blick des Vollrauschs , dachte ich, und während ich sie mit müßiger Faszination betrachtete, fiel mir auf, dass auch ich schon ein wenig betrunken war.
    »Kliengt lustieg! Wie siend die Regeln?«, fragte Lara.
    »Jeder erzählt die Geschichte vom schönsten Tag seines Lebens. Der beste Erzähler muss nicht trinken. Dann erzählt jeder die Geschichte vom schlimmsten Tag, und der beste muss nicht trinken. Dann geht es immer so weiter, zweitbester Tag, zweitschlimmster Tag, bis einer von euch aufgibt.«
    »Woher willst du wissen, dass einer von uns aufgibt?«, fragte Takumi.
    »Weil ich die beste Trinkerin und die beste Geschichtenerzählerin bin«, antwortete sie. Schwer, ihrer Logik zu widersprechen. »Du fängst an, Pummel. Der schönste Tag deines Lebens.«
    »Hm. Kann ich einen Moment nachdenken?«
    »So toll kann’s ja nicht gewesen sein, wenn du erst nachdenken musst«, sagte der Colonel.
    »Leck mich, Mann.«
    »So empfindlich heute.«
    »Der schönste Tag in meinem Leben war heute«, sagte ich dann. »Und die Geschichte ist, dass ich neben einem sehr hübschen ungarischen Mädchen aufgewacht bin, und es war kalt, aber nicht zu kalt, und dann gab es eine Tasse lauwarmen Pulverkaffee und Cornflakes ohne Milch, und dann sind wir mit Alaska und Takumi durch den Wald spaziert. Wir haben Steine in den Bach geworfen, was albern klingt, aber es war nicht albern. Ich weiß nicht. So wie die Sonne jetzt steht, diese langen Schatten und das leuchtende, warme Licht, kurz bevor sie untergeht … Das Licht, das alles besser macht, das alles schöner macht … Irgendwie ist heute alles in dieses Licht getaucht. Ich meine, ich hab nichts Besonderes getan. Aber einfach hier zu sitzen, selbst wenn ich nur dem Colonel beim Schnitzen zuschaue oder so was. Ganz egal. Toller Tag. Heute. Der schönste Tag in meinem Leben.«
    »Du fiendest miech hübsch?«, fragte Lara und lachte verlegen. Ich dachte: Ich sollte ihr tief in die Augen blicken , aber ich konnte nicht. »Aber ich komme aus Rumäänniieen! «
    »Am Ende war die Geschichte nicht so schlimm, wie sie angefangen hat«, sagte Alaska. »Aber meine ist trotzdem besser.«
    »Rück raus, Baby«, verlangte ich. Der Wind frischte auf, das hohe Gras vor der Scheune raschelte, und ich zog mir den Schlafsack über die Schultern.
    »Der schönste Tag meines Lebens war der 9.Januar 1997. Ich war acht Jahre alt, und meine Mom und ich gingen mit der Schule in den Zoo. Ich fand die Bären am tollsten. Sie fand die Affen am tollsten. Schönster Tag. Ende der Geschichte.«
    »Das war’s?«, fragte der Colonel. »Das war der schönste Tag in deinem ganzen Leben?!«
    »Jep.«
    »Mir gefällt’s«, sagte Lara. »Ich fiende Affen auch toll.«
    »Lahm«, sagte der Colonel. Ich fand nicht die Geschichte lahm, sondern Alaskas absichtliche Undurchsichtigkeit, wieder ein Beispiel dafür, wie sie sich immer in Geheimnisse zu hüllen versuchte. Trotzdem, ob Absicht oder nicht, auch ich überlegte: Was ist am Zoo so verdammt toll gewesen? Doch bevor ich fragen konnte, war Lara an der Reihe.
    »Okay, ich bien dran«, sagte Lara. »Es ist einfach. Der Tag, an dem ich hier ankam. Ich konnte Engliesch, meine Eltern niecht. Wir siend aus dem Flugzeug gestiegen, und Verwandte haben uns am Flughafen abgeholt, Tanten und Onkel, die ich nie gesehen hatte. Meine Eltern waren so glückliech. Ich war

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