Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
Vom Netzwerk:
genau vor der Nase. Und da macht sie es einfach, schnell und direkt, steuert einfach auf das Polizeiauto zu, ungebremst, nicht weil sie so betrunken ist, sondern weil sie Schluss macht.«
    »Das ist lächerlich. Sie hat nicht an Jake gedacht und nicht mit Jake gestritten. Sie hat mit mir rumgemacht. Ich hab versucht, sie an Jake zu erinnern, und sie hat gesagt, ich soll still sein.«
    »Und wer hat dann angerufen?«
    Ich strampelte die Decke weg und schlug bei jeder Silbe mit der Faust gegen die Wand: »ICH! WEISS! ES! NICHT! Und weißt du was? Es ist egal. Sie ist tot, verdammt noch mal. Oder hat der brillante Colonel vielleicht auch eine Idee, die sie wieder lebendig macht?« Aber es war nicht egal, natürlich nicht. Deswegen schlug ich gegen die Wand, und deswegen brodelte die Frage seit einer Woche in mir, direkt unter der Haut. Wer hatte angerufen? Was war los? Warum ist sie weggefahren? Jake war nicht auf ihrer Beerdigung. Er hatte auch nicht angerufen, um zu sagen, dass es ihm leid tat, oder zu fragen, was passiert war. Er war einfach verschwunden, und natürlich hatte ich mich gefragt wieso. Ich hatte mich auch gefragt, ob sie überhaupt die Absicht hatte, ihr Versprechen, morgen weiterzumachen, zu halten. Ich hatte mich gefragt, wer angerufen hatte, und warum, und was sie so aufgeregt hatte. Aber lieber wollte ich für den Rest meines Lebens über diesen Fragen brüten, als Antworten zu bekommen, mit denen ich nicht leben konnte.
    »Vielleicht ist sie losgefahren, um mit Jake Schluss zu machen«, sagte der Colonel, und aus seiner Stimme war plötzlich jede Schärfe gewichen. Er setzte sich zu mir auf die Bettkante.
    »Ich weiß es nicht. Ich will es gar nicht wirklich wissen.«
    »Na gut«, sagte er, »aber ich will es wissen. Denn wenn sie wusste, was sie tat, Pummel, hat sie uns zu Komplizen gemacht. Und dafür hasse ich sie. Ich meine, verdammt, schau uns an. Wir können nicht mal mehr mit jemandem reden. Also, hör zu. Das ist der Plan: Erstens : mit Augenzeugen reden. Zweitens : rausfinden, wie blau sie war. Drittens : rausfinden, wo sie hinwollte und warum.«
    »Ich will nicht mit Jake reden«, sagte ich halbherzig, doch ich hatte mich bereits der unwiderstehlichen Führung des Colonels ergeben. »Wenn er was weiß, will ich erst recht nicht mit ihm reden. Und wenn er nichts weiß, will ich nicht so tun müssen, als wäre nichts passiert.«
    Der Colonel stand auf und seufzte. »Weißt du was, Pummel? Du tust mir leid. Echt. Ich weiß, ihr habt euch geküsst, und ich weiß, dein Herz ist gebrochen. Aber ehrlich gesagt, halt die Schnauze. Wenn Jake es weiß, kannst du es nicht mehr schlimmer machen. Und wenn nicht, wird er es nicht rausfinden. Also hör endlich auf, nur an dich zu denken, gottverdammt noch mal. Denk mal eine Sekunde an deine tote Freundin. Tut mir leid. War ein langer Tag.«
    »Schon gut«, sagte ich und zog mir die Decke über den Kopf. »Schon gut«, wiederholte ich. Okay. Na gut. Es musste sein. Was sollte ich machen. Ich durfte nicht auch noch den Colonel verlieren.
Dreizehn Tage danach
    Da die tragende Säule unseres Nahverkehrssystems unter der Erde lag, mussten der Colonel und ich zu Fuß zum Polizeirevier in Pelham, wenn wir mit Augenzeugen reden wollten. Nach dem Abendessen – die Dämmerung kam früh und schnell – brachen wir auf und trotteten zwei Kilometer am Highway 119 entlang, bis wir an das verputzte, einstöckige Gebäude zwischen der Tankstelle und dem Waffle House kamen.
    Vorne war ein langer Tresen, über den der Colonel kaum sehen konnte, und dahinter saßen die drei diensthabenden Polizisten in Uniform am Schreibtisch und sprachen ins Telefon.
    »Ich bin Alaska Youngs Bruder«, erklärte der Colonel dreist. »Und ich möchte mit dem Polizisten sprechen, der sie hat sterben sehen.«
    Ein blasser dünner Mann mit rotblondem Bart sprach hastig ins Telefon, dann legte er auf. »Ich war dabei«, sagte er. »Sie is’ in meinen Streifenwagen reingerast.«
    »Können wir draußen mit Ihnen sprechen?«, fragte der Colonel.
    »Jep«, antwortete der Polizist. Er griff nach seiner Jacke und kam zu uns. Als er näher kam, sah ich die blauen Venen unter seiner blassen Haut durchschimmern. Für einen Polizisten schien er nicht viel an die frische Luft zu kommen. Draußen zündete sich der Colonel eine Zigarette an.
    »Bist du neunzehn?«, fragte der Polizist. In Alabama darf man mit achtzehn heiraten (mit vierzehn, wenn Pops und Mom ihre Erlaubnis geben), aber zum Rauchen muss

Weitere Kostenlose Bücher