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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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Außerdem hat sie gute Noten geschrieben. Und ich erinnere mich nicht, dass sie je davon geredet hat, sich umzubringen.«
    »Einmal, beim Rauchen, weißt du noch? ›Ihr raucht zum Spaß, ich rauche, um zu sterben.‹«
    »Das war ein Witz .«
    Aber nach dem Anstoß des Colonels – vielleicht, um ihm zu beweisen, dass ich mich sehr wohl an Alaska erinnerte, wie sie wirklich war, und nicht nur daran, wie ich sie gerne gehabt hätte – lenkte ich das Gespräch dahin zurück, wie launisch und gemein sie manchmal gewesen war, zum Beispiel wenn sie keine Lust hatte, Wie-, Wenn-, Warum- und Was- Fragen zu beantworten. Manchmal war sie so voller Wut gewesen, dachte ich.
    »Was, und ich nicht?«, gab der Colonel zurück. »Ich bin voller Wut, Pummel. Und du bist in letzter Zeit auch nicht gerade ein Ausbund an Friedfertigkeit, aber du bringst dich nicht gleich um. Warte – oder etwa doch?«
    »Nein«, sagte ich. Vielleicht nur, weil Alaska nicht auf die Bremse treten konnte und ich nicht aufs Gas. Vielleicht nur, weil sie die Art von schrägem Mut hatte, der mir fehlte. Aber auf alle Fälle, nein.
    »Gut zu wissen. Also gut, sie hatte ihre Hochs und Tiefs – von Feuer und Schwefel zu Rauch und Asche. Aber zum Teil, zumindest dieses Jahr, lag das auch an der Geschichte mit Marya. Außerdem, Pummel, als ihr rumgemacht habt, hat sie offensichtlich nicht gerade an Selbstmord gedacht. Und dann ist sie eingeschlafen, bis das Telefon geklingelt hat. Also muss sie den Entschluss, sich umzubringen, irgendwann zwischen dem klingelnden Telefon und dem Zusammenstoß gefasst haben – oder es war ein Unfall.«
    »Aber warum erst zehn Kilometer Auto fahren, um zu sterben?«, fragte ich.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Sie hat immer ein Geheimnis um alles gemacht. Vielleicht wollte sie es genau so.«
    Auf einmal lachte ich, und der Colonel fragte: »Was ist?«
    »Ich hab gerade gedacht – Warum würde sie mit Vollkaracho in ein Bullenauto mit Martinshorn rasen? Und dann dachte ich: Um die patriarchalischen Autoritäten zu unterwandern. «
    Der Colonel grinste. »Sieh mal einer an. Unser Pummel kann witzig sein!«
    Fast fühlte es sich normal an, doch im nächsten Augenblick hatte sich alles wieder in Luft aufgelöst, und ich war zurück in der Turnhalle, als ich zum ersten Mal davon hörte, der Adler, dem die Tränen auf die Cordhose tropften. Ich sah den Colonel an und dachte an all die Stunden in den letzten zwei Wochen, die wir auf der Schaumstoffcouch verbracht hatten – an alles, was sie kaputt gemacht hatte. Zu wütend zum Weinen sagte ich: »Auf die Art fange ich nur an, sie zu hassen. Ich will sie nicht hassen. Welchen Sinn soll das Ganze haben, wenn das dabei rauskommt?« Alaska weigerte sich immer noch, Wie- und Warum- Fragen zu beantworten. Sie hüllte sich immer noch in Geheimnisse.
    Ich beugte mich vor, den Kopf zwischen den Knien, und der Colonel legte mir die Hand auf den Rücken. »Der Sinn des Ganzen ist, dass es Antworten gibt, Pummel.« Und dann stieß er Luft aus, und ich hörte ein zorniges Zittern in seiner Stimme, als er wiederholte: »Es gibt auf alles Antworten. Wir müssen nur schlau genug sein. Im Netz steht, dass Selbstmörder gewöhnlich nach einem gut durchdachten Plan vorgehen. Dann hat sie sich offensichtlich nicht umgebracht.« Ich schämte mich, dass ich nach zwei Wochen immer noch zusammenbrach, während der Colonel sich so stoisch an seiner Medizin festhielt. Ich versuchte, mich zusammenzureißen.
    »Also gut«, antwortete ich. »Es war kein Selbstmord.«
    »Andererseits ist die Unfalltheorie auch nicht schlüssig«, sagte der Colonel.
    »Wir machen echte Fortschritte«, bemerkte ich.
    In dem Moment wurden wir von Holly Moser aus der Senior-Klasse unterbrochen. Ich kannte sie hauptsächlich von ihren nackten Selbstporträts, die Alaska und ich in den Herbstferien entdeckt hatten. Holly hing mit den Tagestätern rum, was erklärte, warum ich bisher kaum zwei Worte mit ihr gewechselt hatte, aber jetzt kam sie, ohne anzuklopfen, herein und verkündete, sie hätte ein mystisches Zeichen von Alaskas Präsenz erhalten.
    »Ich war im Waffle House, und plötzlich ging überall das Licht aus, außer der Lampe an meinem Tisch. Die hat zu flackern angefangen. Erst war sie ne Sekunde an, dann ging sie aus, dann ging sie mehrere Sekunden wieder an und wieder aus. Und da hab ich begriffen, dass es Alaska war, versteht ihr? Ich glaube, sie wollte über Morsecode in Kontakt mit mir treten. Nur, ich

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