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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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junger
Kavalier lachend auf dem riesigen Treppenaufgang eines riesigen Schlosses stand
und auf die gegen ihn anstürmenden Puritaner blickte. Ich steckte
erwartungsvoll den Kopf in Mannys Büro, aber seine Sekretärin war verschwunden;
und ich fragte mich, ob ich sie so erschreckt hatte, daß sie heimgegangen war.
Also verließ ich das Bürogebäude und stieg in meinen Wagen, mich innerlich
damit abfindend, einen einsamen Abend in meinem kleinen Statussymbolheim in
Beverly Hills zu verbringen. Ich rutschte hinter das Lenkrad, schlug die Tür zu
und erstarrte, als zwei köstlich geformte Knie in mein Blickfeld gerieten.
    »Ich
dachte, wenn ich schon in einem so billigen Sozialwohnungsprojekt wie einem
Vogelkäfig leben soll«, sagte die Kupferblonde gelassen, »dann möchte ich mir
erst mal die Installation ansehen.«

VIERTES KAPITEL
     
    S ie saß in einem Sessel in meinem Wohnzimmer,
nippte an dem Neun-zu-eins-Martini, um den sie gebeten hatte, und ihre blauen
Augen blickten milde über den Rand ihres Glases hinweg. Sie hieß Karen Brine , und das war im wesentlichen alles, was ich auf der
Heimfahrt hatte herausbringen können. Ich saß ihr gegenüber auf der Couch,
nippte an meinem Bourbon auf Eis und fragte mich nach wie vor, was das Ganze
solle.
    »Sie
haben mir bis jetzt meinen Vogelkäfig noch nicht gezeigt«, sagte sie plötzlich.
    »Ich
lasse ihn jeweils für den Kanarienvogel, der in ihm hausen soll, nach Maß
anfertigen«, sagte ich. »Ich werde gleich ein Band holen und Ihre wichtigsten
Abmessungen notieren.«
    »Ich
wette, Sie würden lauthals um Hilfe schreien, wenn ich anfinge, mich hier
auszuziehen.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln.
»Sie sind genau wie all die anderen Männer, die mit solchen Vorschlägen so
schnell bei der Hand sind; das letzte, was Sie wollen, ist, beim Wort genommen
zu werden.«
    Ich
legte mich der Länge nach auf die Couch und balancierte vorsichtig mein Glas
auf der Brust. »Ich bin froh, daß Sie das erwähnen, Frau Doktor«, sagte ich
nachdenklich. »Mädchen sind von jeher mein großes Problem gewesen. Ich habe nie
gewußt, daß sie sich von uns Männern unterscheiden, bis ich siebzehn war und einen
Mae-West-Film gesehen habe. Bis dahin hatte ich immer gedacht, sie polsterten
der Wärme wegen ihre Brust aus. Dann, als ich neunzehn war, hatte ich dieses
traumatische Erlebnis mit diesem Mädchen an der Straßenecke. Erst als ich in
ihr Zimmer kam, merkte ich, daß sie gar keine Äpfel verkaufen wollte und...«
    »Ach,
halten Sie die Klappe«, sagte sie ungeduldig.
    Ich
setzte mich wieder auf und blickte sie an. »Sie sind eine miserable
Analytikerin, Doktor Brine , und ich habe den starken Verdacht,
daß Sie überhaupt nicht in diesen Vogelkäfig hineinwollen.«
    »Es
ist merkwürdig«, sagte sie kalt, »jedesmal, wenn Ihr Name erwähnt wurde,
pflegten die Leute die Stimmen zu senken, und ich bekam den Eindruck, es müsse
sich bei Ihnen um ein kaltes, unheimliches Individuum handeln, das jedermann
Angst und Schrecken einjagt. Nun, nachdem ich Sie kennengelernt habe, kommen
Sie mir mehr wie ein nervöses Schaf in einem räudigen Wolfspelz vor.«
    »Sie
haben Verdrängungen, Süße«, sagte ich mit gespieltem Mitgefühl. »Das kommt
vermutlich von all den unanständigen Anträgen, die Sie in den letzten drei
Jahren zurückweisen mußten. Außerdem müssen Sie so ziemlich die älteste
Jungfrau in der Filmbranche sein.«
    Sie
stand mit einer einzigen schnellen Bewegung vom Stuhl auf, riß mir mein Glas
aus der Hand, schmetterte es durchs Zimmer und setzte sich dann mit einem Ruck
auf meinen Schoß. Ihre Arme umschlangen meinen Hals, ihre vollen Brüste preßten
sich fest an mich, und ihre Lippen drückten sich wie ein glühendheißes Siegel
gegen die meinen. Ich unternahm nichts dagegen, weil ich dachte, ihre
Leidenschaft könne ja vielleicht stärker als wir beide sein, und zudem getraute
ich mich nicht, aus Angst, ich könnte aufwachen, mich zuviel zu bewegen. Ihre
Zunge begann mit schnellen Forschungsarbeiten, als ich die Arme um sie schlang,
und ihre Zähne knabberten an meiner Unterlippe, als meine Rechte sie zu
streicheln begann. Ich hatte sie noch nicht höher als fünfzehn Zentimeter von
ihrer Taille entfernt gestreichelt, als sie plötzlich den Kopf zurücklegte,
meinen Hals losließ, die Faust ballte und mir einen bösartigen geradlinigen
Schlag zwischen die Augen verpaßte. Als ich wieder sehen konnte, saß sie mir
gegenüber im Sessel, als

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