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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nahestanden?«
    Fünf
endlos währende Sekunden lang konnte ich ihr Gehirn förmlich arbeiten hören.
»Wenn Sie nur nicht so hinterhältig wären, Holman«, sagte sie schließlich mit
brütender Stimme. »Da bin ich nun hierhergekommen, um Ihnen einen Vorschlag zu
machen, und nun machen Sie mir einen anderen, den ich wahrscheinlich sogar akzeptieren
werde.«
    »Soll
ich vielleicht auf Ihren Schoß hüpfen und Ihnen einen Geraden verpassen, um die
Abmachung zu bekräftigen?« sagte ich erwartungsvoll.
    Sie
reagierte darauf überhaupt nicht, weil sie zu sehr mit neuen Überlegungen
beschäftigt war. Ihre Augen blickten zutiefst ernst. »Manny und Lloyd waren von
jeher gute Freunde«, sagte sie langsam. »Sie trafen sich häufig, und ich — als
Mannys Sekretärin — sah Lloyd auch sehr oft. Ich verbrachte ebenso wie Manny
ein paar schlaflose Nächte wegen Gails Selbstmord, bis wir sicher waren, daß
alles in Ordnung kommen würde.«
    »Sie
starb an einer Überdosis Schlaftabletten?«
    Karen Brine nickte. »Das kam bei der Autopsie heraus, aber
das Urteil des Coroners lautete auf Tod durch Unfall. Jedermann wußte, daß Gail
eine nette Person gewesen war, eine Tenniskoryphäe und eine ausgezeichnete
Schwimmerin. Sie war ein nettes, gesundes, unkompliziertes Geschöpf gewesen,
und«, sie zuckte ausdrucksvoll die Schultern, »nette, gesunde, unkomplizierte
Mädchen pflegen eben nicht sich umzubringen! Natürlich war es sehr nützlich,
daß ihr Bruder den Selbstmordbrief versteckte, nachdem er ihn gefunden hatte.«
    »Wieso
hat eigentlich ein solch gesundes Mädchen überhaupt Schlaftabletten gehabt?«
fragte ich.
    »Sie
hatte gar keine, sie gehörten Lloyd. Das trug zu dem Urteil >Tod durch
Unfall< bei. Angeblich hatte sie nicht schlafen können und hatte deshalb
Tabletten genommen, ohne zu wissen, daß sie, im Übermaß genommen, gefährlich
werden konnten.«
    »Glauben
Sie, daß sie sich selber umgebracht hat?«
    »Was
sonst?«
    »Warum?«
    »Weil
sie Lloyd wirklich liebte und weil er seine Geliebte nicht aufgeben wollte.
Deshalb geriet sie an einen Punkt, wo sie das Ganze nicht mehr ertragen
konnte.«
    »Wie
paßt dann Lester Fosse ins Bild?«
    »Lester Fosse ?« Ihre Brauen hoben sich. »In welches Bild?«
    »Er
war doch ihr Liebhaber, nicht?«
    » Fosse ?« Sie lachte kurz auf. »Das ist doch wohl nicht Ihr
Ernst? Oder hat Ihnen da jemand einen Bären aufgebunden?«
    »Er
war also nicht ihr Liebhaber?«
    »Aber
kein Gedanke! Klar, er war oft bei beiden zu Hause, aber er war lediglich ein
alter Freund Lloyds, mehr nicht.«
    »Wie
stand es mit Lloyds Freundin, Vivienne?«
    »Ich
kann mir nicht vorstellen, daß sie sich mitten in der Nacht ins Haus
geschlichen und Gail gezwungen hat, all diese Tabletten zu nehmen.« Ihre Stimme
war kalt. »Obwohl ich überzeugt bin, daß sie es versucht hätte, wenn sie nur
geglaubt hätte, eine Chance zu haben, mit heiler Haut davonzukommen.«
    »Was
für ein Typ war Carlyle?«
    Sie
seufzte leicht. »Das ist eine teuflische Frage, Holman. Ich finde, er war wie
jeder andere Mann: etwa sechs verschiedene Charaktere zu einem einzigen
zusammengerollt. Da war der Star Carlyle — der gutaussehende, dynamische
Bursche, der jede Frau dazu brachte, mit ihm ins Bett zu gehen, und am Tag
darauf hinausging, um die Welt zu besiegen. Dann war da der professionelle
Schauspieler hinter der Leinwand, der die Gefahren der kleingedruckten Fußnoten
seiner Verträge besser kannte als sein Agent. Dann der unersättliche Liebhaber,
der den Minimal-Harem von Ehefrau und Freundin brauchte, um sich ständig zu
beweisen, daß Charme und Männlichkeit nach wie vor nichts an Wirkung verloren
hatten. Und nicht zu vergessen der kaltblütige Bastard, der erbarmungslos alles
vernichtete, was sich ihm in den Weg stellte. Ist damit Ihre Frage
beantwortet?«
    »Ich
weiß nicht recht«, sagte ich ehrlich. »Die einfachste Lösung des ganzen
Problems bestünde darin, Godfrey diesen Selbstmordbrief zu entziehen und ihn
Rita Quentin zu zeigen.«
    »Ich
glaube, da werden Sie Godfrey zuerst umbringen müssen.«
    »Vielleicht
werde ich das tun«, sagte ich sehnsuchtsvoll. »Er ist genau der Typ, den ich
gern ermorden würde.«
    »Er
ist ein widerlicher Kriecher«, pflichtete sie bei. »Ich habe mich oft
gewundert, daß Lloyd sich von einem solch unbedeutenden kleinen Knilch wie
Godfrey hat erpressen lassen.«
    »Haben
Sie eine Ahnung, wo ich Lester Fosse finde?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Nach Gails Tod schien er einfach

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