Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
vom Schauplatz
verschwunden zu sein. Vielleicht wollte Vivienne, nachdem sie Lloyd geheiratet
hatte, ihn nicht mehr im Haus haben. Vermutlich schreibt er nach wie vor
Drehbücher fürs Fernsehen, und er muß auch einen Agenten haben.«
    »Mir
fallen jetzt keine weiteren Fragen mehr ein«, sagte ich.
    »Und
ich sollte allmählich nach Hause gehen.« Sie trank ihr Glas leer und stand auf.
    »Wollen
Sie nicht mit mir zu Abend essen?« schlug ich vor.
    »Um
Mannys willen sollte ich wohl fraternisieren. — Aber mit Ihnen trockenes Brot
teilen?« Sie rümpfte angewidert die Nase. »Sie haben wohl den letzten
spärlichen Rest Ihres Verstands verloren, Holman!«
    »Dann
esse ich eben allein«, knurrte ich.
    Sie
kicherte boshaft. »Wenn Sie morgen früh Vivienne aufsuchen wollen, schlage ich
Ihnen ein paar Pfund rohes Steak vor — Sie werden Ihre Kräfte brauchen!«
    Karen Brine fuhr in dem Taxi ab, das ich etwa fünf Minuten
später hatte für sie kommen lassen, und ich blieb zurück mit der auf meiner
vorderen Veranda lauernden Nacht von Beverly Hills. Ich kehrte ins Haus zurück
und schenkte mir ein weiteres Glas ein, damit es mir bei meinen schwarzen
Gedanken über die Kupferblonde Gesellschaft leistete. Was hatte Manny Kruger
bloß an sich, was mir abging — abgesehen von einer dicken Brille und einer
unterentwickelten Figur? Von meinen Grübeleien über erfolglose
Verführungsversuche geriet ich in Grübeleien über die ganze verrückte Affäre
überhaupt, wobei mir schließlich einfiel, daß ich die nächstliegende Lösung des
Problems bereits parat hatte: Justin Godfrey den Selbstmordbrief abzuknöpfen
und ihn Rita Quentin zu zeigen. Wenn sie ihn einmal gesehen hatte, mußte sie
überzeugt sein, daß es sich bei Gails Tod um Selbstmord gehandelt hatte.
Vielleicht konnte ich sogar Godfrey überreden, daß es in seinem eigenen
Interesse lag, ihr den Brief zu zeigen. Vielleicht konnte ich ihn überzeugen,
daß jegliches Nachbohren in Gails Leben sofort aufhören würde, sobald Rita den
Brief zu Gesicht bekommen habe. Jedenfalls lohnte sich der Versuch, überlegte
ich, und ich war eben im Begriff, mich zu Godfrey auf den Weg zu machen, als
das Telefon klingelte.
    »Mr.
Holman?« sagte gleich darauf eine weichklingende männliche Stimme. »Mein Name
ist Fosse . Soviel ich gehört habe, wollen Sie mit mir
sprechen?«
    »Wer
hat Ihnen das gesagt?« fragte ich.
    »Wenn
ich das wüßte!« Er lachte, und es klang nicht sehr echt. »Jemand hat vor etwa
zehn Minuten anonym bei mir angerufen. Vielleicht ist das Ganze nur ein Spaß?«
    »Für
mich keineswegs«, sagte ich.
    »Um
was handelt es sich?«
    »Um
Gail Carlyle«, sagte ich.
    Ein
langes Schweigen entstand. Dann sagte er: »Ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen
über Gail Carlyle sprechen möchte, Mr. Holman.«
    »Für
eine ganze Reihe von Leuten wäre das aber im Augenblick sehr wichtig«, sagte
ich. »Und vielleicht auch für die Erinnerung an sie.«
    »Nein«,
sagte er bedächtig. »Ich glaube, nicht.« Dann legte er auf.
    Ich
knallte den Hörer auf und kam zu dem Schluß, es sei von vornherein ein Fehler
gewesen, heute morgen überhaupt aufzustehen, und der zweite Fehler sei der
gewesen, Manny Kruger aufzusuchen. Flüchtig überlegte ich, ob ich, wie
ursprünglich geplant, Justin Godfrey aufsuchen sollte, und entschied mich dann
dagegen. Heute war offensichtlich kein Glückstag für mich, und ich hatte
bereits genügend Rückschläge erlitten. Dann, während ich nach wie vor auf das
Telefon starrte, klingelte es plötzlich erneut. Ich riß den Hörer herab und
sagte eifrig: »Hier Holman.«
    »Sie
wollen Mrs. Carlyle sprechen«, sagte eine männliche Stimme, bei der es sich
eindeutig nicht um die Stimme von Lester Fosse handelte. »Sie möchte Sie ebenfalls sprechen. Sie wird in einer Viertelstunde
bei Ihnen sein.« Dann wurde aufgelegt.
    Ich
hatte wirklich allen Grund, mit den Nerven völlig am Ende zu sein: Karen Brine hatte mich behandelt, als wäre ich ein Stück Dreck,
und nun hatte jemand zweimal innerhalb von fünf Minuten bei einem
Telefongespräch einfach den Hörer aufgelegt, ohne mich ernsthaft zu Wort kommen
zu lassen. Ob es sich da um irgendeinen Mangel in Holmans Charakter handelte? fragte ich mich. War es möglich, daß ich in jeder Beziehung
unvollkommen war? Aber das war ein absolut unmöglicher Gedanke, und so gab ich
ihn auf. Ich hob das Glas auf, das Karen durchs Zimmer geworfen hatte und das
glücklicherweise auf dem Teppich gelandet und heil

Weitere Kostenlose Bücher