Eine Zuflucht aus Rosen
zurückkehren, in der Gewissheit, dass der König endlich die Oberhand hatte, was de Belgrume betraf.
Er packte seinen hölzernen Becher mit dem Ale noch fester. De Belgrume zu gestatten weiterzuleben, war nicht seine Präferenz ... aber er musste in dieser Sache seinem König gehorchen, bis Fantin wieder ein Fehler unterlief. Dann, so schwor sich Gavin, würde er die Gelegenheit bekommen zu beenden, was sieben Jahre zuvor seinen Anfang genommen hatte.
Der lockende Klang einer Laute erreichte seine Ohren, glitt sanft über die dumpfen Geräusche der Gäste. Gavin vergaß, dass er nicht in jene Richtung blicken wollte, und drehte sich zu dem erhöhten Tisch um, wo Heinrich und seine Königin Eleonore speisten. Anstatt den Musiker zu suchen, fand sein Blick nur drei Tische weiter die zarte Gestalt von Lady Madelyne und blieb an ihr hängen. Sie hatte einen Platz bekommen, der ihm zugewandt war, aber hatte sich jetzt halb abgewandt in Richtung des Lautenspielers, was Gavin unverhofft einen Blick auf ihr Profil schenkte.
Er vermochte nicht wegzublicken. Sie sah so gelassen und heiter aus, wunderschön in ihrer Haltung inmitten der bewegten und lärmenden Menge. Er sah die schlanke, weiße Säule ihres Halses – jetzt nackt, da man die dichten Massen von Zöpfen über ihren Ohren festgesteckt hatte – und beobachtete, wie die Kurve ihres Halses sich mit einer unbeschreiblichen Unschuld bewegte, als sie sich bemühte, den Musiker durch die Menschenmenge hindurch zu sehen. Die Nacktheit ihres Halses erschien Gavin fast obszön, denn immer noch lag die Aura der unschuldigen, jungfräulichen Nonne um sie, und das Entblößen solcher Haut war zu intim für eine bislang so behütete Frau.
Er runzelte die Stirn und nippte wieder an seinem Ale, immer noch nicht willens wegzublicken. Er konnte immer noch die Süße ihrer vollen Lippen unter seinen schmecken und hatte auch sofort die Erinnerung gegenwärtig, wie sich ihre weichen Kurven unter seinen Händen anfühlten. Lust, die er bis dahin unterdrückt hatte, erwachte sprunghaft wieder zum Leben, sandte hitzige Wellen mitten durch seinen Unterleib und noch tiefer.
Er fluchte leise und vergrub dann das Gesicht erneut in dem Becher von Ale ... aber sein Blick blieb fest auf Madelyne gerichtet.
Judith wählte genau diesen Moment, um in seine Richtung zu blicken, und Gavin schaute zu spät weg. Er spürte, wie ihm der Hals warm wurde, als er die Augen wegriss und so tat, als würde er den Lautenspieler suchen. Seine Zeit wäre sinnvoller zugebracht mit der Suche nach einer willigen Zofe, anstatt einer so wenig am Weltlichen interessierten Frau hinterher zu gaffen.
Mit neuer Entschlossenheit wandte er sich ab und sein Blick suchte die am weitesten hinten gelegenen Tische nach der ansehnlich gebauten Zofe ab, die er stets aufsuchte, wenn er bei Hofe war.
„Wer ist die Frau dort?“, fragte Lord Ferrell, einer der Männer, die mit an seinem Tisch saßen.
Gavin drehte sich rasch herum, um ihn anzublicken und fing den Blick von Thomas ein, der eine Augenbraue fragend angehoben hatte. Gavin nickte nur kurz und sein Freund antwortete, „das ist die Lady Madelyne de Belgrume, Ferrell, erst unlängst am Hofe eingetroffen.“
„De Belgrume?“ Ferrells buschige Augenbrauen zuckten verwirrt. „Der Abkömmling von Fantin de Belgrume? Ich hatte geglaubt, er habe keinen Erben.“ Er drehte sich erneut zu Madelyne um und Gavin konnte die verschiedenen Gedanken, die dem Mann durch den Kopf schossen, nur allzu leicht erraten. „Hatte er nicht eine Tochter, die vor einigen Jahren ums Leben kam? Und auch ein Weib? Ihr wollt mir jetzt nicht sagen...“ Er verstummte da und starrte die Frau an, mit Augen, die jetzt Schlitze waren, während seine Augenbrauen immer noch zuckten. „Das ist doch nicht ein und dieselbe Frau, oder doch, Thomas? Wo hat er eine solche Schönheit denn all die Jahre versteckt gehalten?“ Er schickte sich an aufzustehen, wischte sich die Krumen von der Tunika und strich sich mit der Hand über sein krauses, graues Haar.
„Setzt Euch wieder, Ferrell, und steckt Euch das Holz wieder in die Beinkleider“, sprach Gavin betont gelassen, während er seine Schultern drehte, um die sich anstauende Anspannung etwas zu lindern. „Das Weib kam aus einem Kloster – sie hat gelobt, Nonne zu werden.“
Ferrell starrte ihn verständnislos an und blickte dann wieder zu Madelyne. „Das ist ein guter Scherz, Mal Verne, aber ich schwöre, nie zuvor sah ich eine Frau, die
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