Eine Zuflucht aus Rosen
Gavin, welche eine Überraschung Euch hier zu sehen. Ich dachte, Ihr hättet den Hof bereits verlassen.“
Ihre Worte, ruhig, gelassen und ohne eine Spur von Bitterkeit, versetzten Judith in Entzücken und machten es überflüssig, dass sie ihm noch einmal genau das Gleiche sagte. Das Kätzchen hat doch Krallen, dachte sie und unterdrückte ein Lächeln.
Er machte eine kleine Verbeugung und sein Blick wanderte von Kopf bis Fuß über Madelyne und huschte dann zu Judith. „Ich sehe, dass es Euch keinen Deut schlechter geht, nach Eurem ersten Tage bei Hofe“, antwortete er sanft und wandte sich wieder Maddie zu.
Judith trat auf ihn zu und ergriff seinen Arm mit fester Hand. Sie schaute hoch in sein Gesicht und warf ihm ein strahlendes Lächeln, gewürzt mit reichlich Temperament, zu. „Madelyne ist seit vorgestern Abend nicht aus ihrem Zimmer hervorgekommen und mir schien es wirklich an der Zeit, dass sie den Weg hierher fand, um mit uns anderen zu speisen.“
Gavin besaß den Anstand, ein wenig Reue zu zeigen, als er eine weitere kleine Verbeugung zu Madelyne machte und ihr seinen Arm anbot. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Mylady“, sagte er. „Es war nicht meine Absicht, Euch für so lange Zeit meine Aufwartung nicht zu machen, aber meine Dienste wurden anderweitig in Anspruch genommen und ich hätte Euch Nachricht zukommen lassen, hätte ich nur vorher schon gewusst, wie lange mich das beschäftigen würde.“
Madelyne blickte auf den ihr angebotenen Arm, aber machte keine Anstalten diesen anzunehmen. Stattdessen warf sie ihm ein kühles Lächeln zu und entgegnete, „habt keine Angst, Mylord, es war nicht Eure Gegenwart, die mir fehlte, sondern das Verlangen etwas mehr als Brot und Käse zu mir zu nehmen. Mit Lady Judith um mir zu helfen, benötige ich von Euch lediglich noch, dass Ihr mich Seiner Majestät vorstellt. Hernach braucht Ihr Euch nicht weiter um mich zu bekümmern. Es sei denn, ich soll noch eine gewichtige Rolle bei Euren Racheplänen an meinem Vater spielen?“
Bei dieser direkten und schwerwiegenden Kritik ihrer Freundin schluckte Judith einen überraschten Ausruf herunter und blickte Gavin an. Seine Miene blieb unbewegt, wie aus Stein, so starr wie immer, obwohl sie in seinen Augen kurz ein Aufflackern der Überraschung wahrnahm, bevor er Judith einen eiskalten Blick zuwarf. „Euer Mundwerk ist so lose wie eh und je, nicht wahr, Judith?“ Verärgerung machte, dass sein Gesicht und seine Lippen zu gemeißeltem Marmor wurden.
Dann wandte er sich ihrer gemeinsamen Begleiterin zu. „Lady Madelyne, es wird mir ein Vergnügen sein, dafür Sorge zu tragen, dass Ihr dem König vorgestellt werdet. Was Eure Rolle bei der Rache betrifft, die ich an Eurem Vater nehmen werde ... es bleibt abzuwarten, wie Ihr darin in Erscheinung treten werdet. Und nun, die Damen, mit Eurer Erlaubnis werde ich Euch an Euren Platz geleiten und dann Euch selbst überlassen.“
Dreizehn
Gavin kippte sich einen Schluck des schaumigen Ale in die Kehle. Es brannte ihm in derselben und wärmte sich den Weg bis hinunter zu seinem Magen, wo es zur Ruhe kam und den immer dichteren Nebel um seine trüben Sinne noch dichter werden ließ. Jemand lachte ihm schallend ins Ohr – es war Thomas, der über seinen eigenen Scherz lachte –, während ein anderer aus der Gruppe vor Vergnügen prustete, dabei Ale aus dem Mund sprühen ließ, über Gavins gesamte Wange.
Gavin wischte sich kurz das Gesicht ab und lachte dann auch – automatisch – und nahm dann einen weiteren Schluck. Er stellte einen Ellbogen auf dem Tisch auf, der aus zwei in der Mitte durchgehauenen Baumstammhälften bestand und der ganz klebrig war von dem verschütteten Ale, und er ermahnte sich noch einmal, nicht in Richtung des Ehrentisches zu schauen. Wenn er das tat, würde es so aussehen, als würde er nach Judith und Lady Madelyne Ausschau halten.
Ja, wenn er in die Richtung schaute, könnte es den Anschein erwecken, dass er sich dafür interessierte, was die Damen gerade taten, oder als würde es ihm etwas ausmachen, ob sich ihnen ein paar der Edelleute zugesellt hatten, die zu Besuch am königlichen Hofe waren.
Er war nicht interessiert und es machte ihm nichts aus.
Am morgigen Tage würde er sicherstellen, dass Lady Madelyne ihre Audienz bei König Heinrich bekam, und er und der König würden den besten Weg ersinnen, wie man de Belgrume darüber benachrichtigte, dass seine Tochter bei ihm war, und er könnte nach Mal Verne
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