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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Großteil des Tages im Sattel verbracht hatte. Der Rücken tat ihr weh von der Anstrengung kerzengerade aufrecht zu sitzen, damit sie nicht gegen Lord Mal Verne streifte, und die Arme schmerzten ihr, weil sie sich am Sattelknauf festgeklammert hatte.
    Sie war jedoch dankbar, dass er ein Kloster für ihre Übernachtung ausgesucht hatte, da ihr eine Kapelle arg vonnöten war, für ein paar Momente der stillen Einkehr.
    Nach dem Abendessen – einer wenig aufregenden Angelegenheit und viel schlichter als das, was man im Kloster Lock Rose auftischte – und nachdem sie überprüft hatte, dass Tricky in den Quartieren für die Frauen schon schlief, war Madelyne aus dem Zimmer geschlüpft, um die Kapelle zu finden. Einer der älteren Mönche hatte sie ihr zuvor schon gezeigt und jetzt kroch sie wie ein leiser Schatten in diese Zuflucht hinein.
    Kerzen brannten, erfüllten die Luft mit dem Geruch von Talg und Rauch, warfen ein warmes, gelbes Licht über den kleinen Raum. Sie kniete auf dem harten Steinboden nieder – der war ihr zu dieser späten Stunde lieber als die Betstühle aus Holz, um sich wach zu halten. Und Madelyne rang darum, Worte des Gebets zu finden.
    Aber zum ersten Mal in ihrem Leben, konnte sie diese nicht finden.
    Stattdessen kniete sie dort in der Gegenwart Gottes, umgeben von einem Mantel der Gewissheit, dass er ihre wirren Gedanken vernehmen und verstehen würde ... und verlor sich in einem Wirbelsturm von Bildern und Grübeleien.
    War es nur heute Morgen gewesen, da sie aufgestanden war, als wäre es ein Tag wie jeder andere? Hier fand sie sich nun in der Gesellschaft eines fremden Mannes wieder – ein Mann, der sie mit seiner Kraft erregte und mit seiner Macht und Autorität überwältigte – und der sie bis zum König selbst geleiten würde.
    Sie fragte sich, wie es Anne erging, und ob sie sich Sorgen machte, dass ihre Tochter ihr Versteck verraten würde. Eine Träne brannte ihr in den Augen, als sie sich an den Abschied erinnerte, den sie voneinander genommen hatten. Anne hatte mit ihr gehen wollen, aber da Madelyne wusste, wie zart veranlagt ihre Mutter war, und dass sie immer noch von Alpträumen des Missbrauchs verfolgt wurde – Missbrauch, den ihr Vater verursacht hatte –, hatte sie darauf bestanden, dass Anne im Kloster blieb. Madelyne wäre hier aber nicht erfolgreich gewesen, hätte Mutter Berthilde nicht eingegriffen und darauf bestanden, dass Anne dabliebe. Madelyne war erleichtert, denn sie wusste, um die Gesundheit ihrer Mutter stand es nicht zum Besten ... und sie wollte sich keine Sorgen um die Verfassung ihrer Mutter machen, während sie sich mit dem auseinander setzte, was sie am königlichen Hof erwartete – was auch immer das war.
    Was mochte es bedeuten, dass man sie an die Seite des Königs rief? Er konnte nicht wahrhaftig vorhaben sie zu ihrem Vater zurück zu schicken. Eine plötzliche Furcht drückte ihr die Eingeweide zusammen. Warum sollte er es denn nicht tun? Was könnte es sonst für einen Grund geben, dass er ihr befahl ihm die Aufwartung zu machen? Übelkeit wühlte ihr den Magen auf.
    Lieber Gott, ich flehe Euch an, schickt mich nicht zurück zu meinem Vater. Himmlischer Vater ... Heilige Jungfrau ... habt Erbarmen! Auf einmal sprudelten die Worte voll Inbrunst und Madelyne öffnete die Augen, um zu dem Holzkruzifix hochzuschauen und sie betete.
    Dann wanderten ihre Gedanken weiter. Und dieser Mann ... dieser Mann, der sie mitnahm, der sie irgendwie erkannt hatte ... Vater im Himmel, beschütze mich vor ihm. Ich werde mein Versprechen Euch gegenüber halten, mein Gelübde ohne weiteres Hinauszögern ablegen, wenn Ihr ein Einsehen habt und mich ins Kloster zurückkehren lasst.
    Selbst dann noch, als sie diese Worte ohne Ordnung und Sinn daher betete, wusste Madelyne, dass sie diese seltsamen, sprudelnden Gefühle, die Gavin de Mal Verne in ihr hervorrief, beiseite legen musste. Er durfte ihr nichts bedeuten.
    Und fürwahr, sie hatte kein Bedürfnis, etwas für ihn zu empfinden, in seiner Welt zu leben. Das Kloster gab ihr die Freiheit zu lernen und fast so zu leben, wie ein Mann lebte, nur etwas abgeschiedener von der Welt. Und jetzt lag der bedrohliche Schatten dieses Mannes über dem Pfad, den sie vor fast zehn Jahren erwählt hatte, nur indem er in ihrem Leben aufgetaucht war, mit seiner Macht und seiner Befehlsgewalt. Sie hatte bereits begonnen, die Ermahnungen ihrer Mutter zu vergessen, die diese sie nachdrücklich gelehrt hatte: die warnenden Worte vor der

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