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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Lippen. Hatte er an jenem ersten Abend auf Mal Verne dort oben auf der Mauer daran gedacht, sie zu küssen? Und wenn das sein Verlangen gewesen war, warum hatte er es dann nicht getan?
    Madelyne unterdrückte den plötzlichen Hitzeschauer, der ihr den Rücken hochschoss, und verwarf den Gedanken dann entschlossen. Ein Mann von der Art des Gavin Mal Verne würde nichts mit so einem Mauerblümchen von Nonne wie ihr zu schaffen haben wollen ... und, Herr im Himmel, sie hatte vergessen – er war verheiratet! Sie schürzte die Lippen und erneuerte insgeheim ihren Schwur, so bald wie möglich zu ihrem Leben im Kloster zurückzukehren. Sie war jetzt weniger als zwei Wochen außerhalb jener Mauern und schon war sie willens, vom Pfad des Herrn zu wandern!
    „Es ist nichts, was Euch bekümmern muss“, sagte Tricky gerade ernsthaft. „Jube war nur freundlich zu mir und ich habe nichts gegen seine Avancen.“ Sie strahlte, als sie ein Gänseblümchen pflückte und anfing, dessen seidenweiche Blütenblätter aus ihrer gelben Verankerung zu zupfen. „Er liebt mich, er liebt mich nicht...“
    Genau da legte sich ein dunkler Schatten über die beiden Frauen. Tricky sah hoch und quietschte überrascht und strampelte sich auf die Beine. „Mylord!“
    Madelyne hob das Gesicht an, hielt sich im Sonnenlicht die Hand schützend über die Augen, aber bewegte sich nicht von der Stelle. „Guten Tag, Lord Gavin.“
    „Mylady.“ Er warf Tricky einen raschen Blick zu, die zu dem Zeitpunkt bereits mit der nahe gelegenen Hecke verschmolz. „Patricka.“ Er blickte um sich, dann hinab auf Madelyne, die sich so hingesetzt hatte, dass die Sonne sie nicht mehr blendete. „Ich kann Jube nirgends entdecken, Mylady. Ist er nicht in Eurer Nähe?“
    Madelyne nahm Trickys plötzlich angehaltenen Atem wahr und erwiderte gelassen, „er war eben noch hier, Mylord. Ich glaube, er ist kurz weggetreten, um ... um sich um eine persönliche Angelegenheit zu kümmern.“
    „Ah. Sehr wahrscheinlich die Jagd auf eine Jungfer, die nicht weiß, wie ihr geschieht.“
    Madelyne starrte zu ihm hoch und war sich nur zu bewusst, dass ihr die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. Hatte er gerade etwa gescherzt? Sie betrachtete sein Gesicht eingehend, aber sah kein Anzeichen von guter Laune darin. Er pflückte einen Stängel Minze und begann auf den Blättern zu kauen.
    Tricky machte noch einen Schritt rückwärts, wobei sie auf den Buchsbaum trampelte. „Mit Eurer Erlaubnis, Mylady“, stammelte sie, „ich gehe Sir Jube finden und werde ihm mitteilen, dass seine Gegenwart erwünscht wird.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und krachte in den dichten Busch hinein und verschwand.
    Lord Gavin schaute ihr einen Moment lang nachdenklich hinterher. „Was fehlt Euer Zofe denn, Lady Madelyne?“
    Sie zuckte leicht die Schultern und kehrte zu ihrer Aufgabe zurück den Oregano auszureißen, der sich in dem ganzen Garten ausgebreitet hatte. Die Hand zitterte ihr und sie spürte, wie ihr das Herz in die Kehle hochsprang, als er neben ihr niederkniete. Aus den Augenwinkeln konnte sie seine zerkratzten Stiefel erkennen und seine tief gebräunte Hand, die auf der Erde ruhte. Er war ihr zu nahe und sie konnte nicht klar denken.
    „Ihr habt viel Zeit darauf verwendet, den Garten von Mal Verne wieder in Schuss zu bringen, ebenso wie darauf, den alten Jonnat bei seinen Aufgaben anzuleiten. Die Dorfleute sprechen nur Gutes von Euch und Euren Heilkünsten, und ich wollte Euch danken für alles, was Ihr getan habt.“
    Madelyne hielt ihren Blick starr auf die Pflanzen vor sich gerichtet, aus Angst, dass – sollte sie dort hinüber schauen und von seinem Blick gefangen genommen werden – er in ihren Augen erkennen würde, was sie vor ihm zu verbergen wünschte. „Ich bin es nicht gewohnt, untätig zu sein“, antwortete sie. Ein Schweigen folgte und fast gab sie dem Verlangen nach ihn anzublicken, aber dann behielt sie den Blick doch auf einen Marienkäfer gerichtet, der am Stängel eines Gänseblümchens entlangeilte.
    „Ich wollte Euch auch dafür danken, dass Ihr mich gepflegt habt, und nach meinen Wunden gesehen habt. Wie geht es der Frau, die wir aus den Flammen gerettet haben?“
    „Lettie geht es jetzt gut. Bardens Mutter, Coria, hat sie bei sich aufgenommen und kümmert sich um sie.“
    „Und wie geht es ihr mit dem Verlust ihres Sohnes?“
    Madelyne wischte sich etwas Erde von ihrem Kleid. „Sie hat sich an den Verlust gewöhnt, Mylord. Und

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