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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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seine heftigen Gefühle spüren. „Der Tod würde Euch nicht gut zu Gesicht stehen, Mylord“, sprach sie schließlich, während sie mit sanften Fingern an seiner Wange entlang streichelte. „Und es deucht mich, dass Euer Fortgehen hier in der Welt viel Kummer hinterlassen würde.“

Neun
     
    Madelyne riss ein weiteres ärgerliches Unkraut aus einem Lavendelbeet heraus und warf es auf den Steinweg hinter sich. Der Tag war wunderschön: mit einer vollen, hellen Sonne, die überall auf die Erde Wärme warf, und die Gerüche von Kräutern und Blumen flogen auf sanftem Wind dahin. Der Garten auf Burg Mal Verne war sehr lange vernachlässigt worden und sie verbrachte mittlerweile einen Teil ihres Tages zwischen Calendula, Pfefferminze, Thymian und Frauenmantel.
    Sie war nun schon seit fast zwei Wochen auf Mal Verne und hatte allmählich so etwas wie einen geregelten Tagesablauf. Nach dem Brand, der einen Teil des Dorfes vernichtet hatte, hatte sich die Kunde von ihren Fähigkeiten als Heilerin herumgesprochen und Madelyne entdeckte, dass es hier recht viel Nachfrage gab für derlei Aufgaben und damit nach ihr. Daher hatte sie die Morgenstunden direkt nach der Mette dem Empfang von Dorfbewohnern zugeteilt, um sich um ihre Verletzungen zu kümmern. Durch Jube hatte Lord Gavin – wie sie ihn nun in Gedanken nannte – ihr die Erlaubnis erteilt, den kleinen Vorratsraum neben der Küche als Krankenzimmer zu nutzen. Auf ihre Frage hin, warum die Dorfbewohner nicht die Dienste ihres Dorfquacksalbers in Anspruch nahmen, antwortete ihr Jube, dass die Kunde von ihren Jahren im Kloster sowie ihre Nähe zu Gott ihren Fähigkeiten in den Augen der Dorfleute mehr Glaubwürdigkeit verlieh.
    Nach den Stunden, die sie mit den Dorfbewohnern verbrachte, wurde Madelyne oft von Mal Vernes Truchsess Jonnat in Anspruch genommen, wegen Angelegenheiten, die üblicherweise in den Aufgabenbereich der Lady von Mal Verne fallen würden.
    Beim ersten Mal, als Jonnat zu ihr gekommen wegen Problemen mit Rangeleien zwischen den Näherinnen, wusste Madelyne nicht, was sie erwidern sollte. „Wie geht denn die Lady des Hauses mit derlei Problemen um?“, fragte sie verwirrt.
    Jonnat sah sie an, auch auf seinem Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab und schloss abrupt den Mund. Sie sah, wie er rasch einen Blick um sich warf und sich dann wieder zu ihr wandte. „Die Lady – wir sprechen in Hörweite des Lord Mal Verne nicht von ihr ... und auch sonst nicht.“
    Madelyne konnte sich mit Mühe davon abhalten, die Augen zu verdrehen. Was auch immer die Rolle war, welche die abwesende Lady Mal Verne im Leben ihres Gemahls spielte, es erschien allzu extrem, dass man in seinem Hause nicht einmal ihren Namen nennen durfte. Nichtsdestotrotz versagte sie sich eine Erwiderung. Stattdessen übernahm sie selbst die Aufgabe das Zimmer der Frauen aufzusuchen, wo die Näherinnen arbeiteten. Mit ein paar gezielt gestellten Fragen sowie ein paar angedeuteten Bemerkungen, dass der Herr des Hauses nicht erfreut wäre mit derlei Nichtigkeiten behelligt zu werden, war Madelyne in der Lage die Probleme aus der Welt zu schaffen und die Frauen wieder zur Arbeit anzuhalten.
    Jonnat war so dankbar – denn anscheinend war er außerstande gewesen, mit den gehässigen und bockigen Frauen umzugehen –, dass er es fortan zur Gewohnheit machte, mit weiteren Frauenfragen solcher Art zu ihr zu kommen. Madelyne machte es nichts aus, dem Mann zu helfen, der ein bisschen in die Jahre gekommen war und daher oft leicht verwirrt wurde, wenn er es mit weiblichen Ränkespielen zu tun bekam. Und da sie für so lange Zeit unter Frauen gelebt hatte, war Madelyne in derlei Auseinandersetzungen ausgezeichnet geschult worden – denn selbst im Kloster kam ab und an Eifersucht und Tratsch vor.
    Daher war es erst nach dem Mittagsmahl, dass sie die Zeit fand für einige Augenblicke der Kontemplation in die Kapelle zu flüchten und dann in das andere Haus Gottes einzukehren, in die Natur selbst, wo sie ihre Hände in der Erde vergrub und den schwächelnden Pflanzen Mut zusprach.
    Seit dem Brand hatte sie Mal Verne selbst nur wenig zu sehen bekommen. Auch wenn er von einem herabfallenden Balken ziemlich arg verbrannt worden war, hatte er darauf bestanden, schon am nächsten Tag das Bett zu verlassen – hatte ihren Einspruch überstimmt – und war runter ins Dorf gegangen, um den Wiederaufbau der abgebrannten Häuser zu beaufsichtigen. Von Tricky hatte sie vernommen, die die Information von Clem hatte,

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