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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Tafelmessern und Metalltabletts, als dies alles zu Boden ging. „Ihr Trottel!“, schrie er, die Augen quollen ihm über, während er wutentbrannt vor seinen Männern auf und ab ging. „Jeder einzelne von Euch! Volltrottel!“
    Er vermochte nicht einmal daran Gefallen zu finden, wie sie in Angst vor ihm kauerten, denn rasende Wut färbte ihm alles tiefrot. Madelyne war zum Greifen nah gewesen ... der Stein, so nah ... dass er dessen Macht schon schmecken konnte ... und jetzt saß er mit leeren Händen da, in irgendeiner verfluchten, verkommenen Wirtschaft, mit nichts als gotteserbärmlichen Schwachköpfen als Dienern. Sie waren verdammt, ja. Und er ... Tor, der er war, hatte sie in seinen Diensten angeheuert, mit dem Gedanken, ein wenig von der Gunst seiner Gabe mit ihnen zu teilen, wenn er diese erst einmal erlangt hatte. Aber jetzt ... nein. Nein.
    „Geht mir aus den Augen! Allesamt!“, befahl er und nahm das besorgte Gesicht des Gastwirts gar nicht wahr, wie es um die Türe lugte.
    Die Männer suchten das Weite – diejenigen, die von den dreizehn übrig waren – und Fantin sackte auf seinem Stuhl zusammen, kämpfte darum, in dem Nebel aus Zorn und Wut, der ihm die Sinne raubte, wieder Klarheit zu erlangen. Diese Wutanfälle kamen in solchen Momenten über ihn. Und jetzt, da er schon bald die Früchte seiner Arbeit ernten würde, kamen sie auch immer häufiger. Diese Anfälle erschreckten ihn in ihrer Heftigkeit und ihrer Stärke. Rufus hatte ihn ermahnt sie besser zu kontrollieren, andernfalls würde er vielleicht zu ungeduldig werden und Gottes Missfallen erregen. Daher hob Fantin das Haupt himmelwärts und betete einen Augenblick lang. Der Trost, der in diesem vertrauten Ritual lag, umfasste ihn da ganz und gar.
    Kaum hatte er die Worte seiner Abbitte ausgesprochen, als seine Gedanken schon wieder in die Gegenwart wanderten ... die Gegenwart, in der er sie gesehen, das Mädchen gesehen, und erkannt hatte – bevor er vor der kleinen Schlacht zurückwich und es seinen Männern überließ, es zu einem Ende zu bringen. In einem Versuch, die Anonymität zu wahren, hatte er die eigentliche Entführung von Madelyne seinem vertrauten Untergebenen Arneth überlassen und sich stattdessen dafür entschieden, sich selbst die Freude zu gönnen, Mal Verne zu töten – dem Mann den Garaus zu machen, der immer wieder zwischen Fantin und seinem Werk stand. Aber zu seiner Überraschung und zu seinem Zorn war der verfluchte Feigling nicht zugegen gewesen, als der Angriff begann.
    Bei den verfluchten Gebeinen Gottes! Der Zorn drohte wieder in Fantin hochzusteigen, rüttelte an seinen Nerven und spannte seine Muskeln aufs Äußerste an. Wie konnte er nur so nah dran gewesen sein, nur um sie dann wieder entrissen zu bekommen? Nie wieder. Nie wieder würde er jenen Schwachköpfen vertrauen, das zu tun, was er selbst tun musste!
    Seine Faust krallte sich um ein Messer und er stieß es wüst in den zerschrammten Holztisch, wo es so tief wie das erste Glied seines Fingers stecken blieb. Sein zittriger Atem erklang laut in der plötzlichen Stille und seine Finger öffneten und schlossen sich um das Heft des Messers.
    Sein Atem wurde wieder langsamer und schließlich war er auch wieder in der Lage, nach seinem Becher Wein zu greifen – er verabscheute Ale als das Getränk niederer Leibeigener – und trank ausgiebig. Er leerte den Becher mit wenigen Schlucken.
    Hatte er vielleicht Unrecht gehabt? Hatten er und Rufus die Botschaft vielleicht missverstanden?
    Oder ... es war womöglich eine weitere Prüfung.
    So war es. Eine weitere Prüfung. Er nickte und sank zu Boden, auf die Knie, um dort in Büßerstellung zu gehen.
    Er musste um Vergebung bitten ... für sein Versagen. Dafür, dass er dem verfluchten Heiden Mal Verne erlaubt hatte, ihn zu besiegen. Dass er seinem Rivalen ein weiteres Mal erlaubt hatte sich ihm in den Weg zu stellen, ihn davon abzuhalten, sein Werk zu vollbringen.
    Der Steinboden schmerzte ihn unter den Knien, aber Fantin genoss die Schmerzen. Er wusste, er musste das ertragen, es genießen, es anbeten. Er musste eine andere, schmerzvolle Bürde finden, die er auf sich nehmen könnte, jetzt da er seinen Gott wieder enttäuscht hatte. Er klammerte sich an die raue Tischkante, während er seine Stirn mit einem lauten und schmerzhaften Krachen auf das Holz fallen ließ, und stierte mit leeren Augen auf den Boden darunter, betete, bettelte, flehte ... schweigend und inbrünstig ... um etwas. Dass Gott zu ihm

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