Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

vorher noch mit einer seiner Arbeitskolleginnen betrogen. Sie ist jetzt schwanger von ihm.“
    „Asshole“, ist alles, was Eric an meinem Kopf murmelt.
     
    Nach einem üppigen Essen und einem geteilten Dessert bringt Eric mich nach Hause. Er bleibt wieder unsicher vor meiner Haustür stehen und weiß scheinbar nicht, wohin mit seinen Händen.
    „Willst du noch mit hochkommen?“, frage ich.
    „Are you sure?“
    „Solange du deine und meine Hose anlässt, sehe ich kein Problem“, sage ich mit einem Grinsen und schließe die Haustür auf.
    „Das wird schwierig, aber ich werde mir Mühe geben.“
    Ich nehme Erics Hand und ziehe ihn die Treppen hoch. Auf halbem Weg kommt uns Thorsten entgegen. Die beiden Männer begrüßen sich knapp, aber höflich. Mein Bruder war zwar auf Erics Geburtstag, doch nur weil das restliche Team auch da war und er nicht noch mehr schlechte Stimmung machen wollte. Als Thorsten an uns vorbei gegangen ist, werfe ich ihm über meine Schulter einen bösen Blick zu, doch der trifft nur seinen Rücken.
     
    „Willst du noch einen Kaffee?“, frage ich, als wir uns in der Küche gegenüberstehen. Eric lehnt am Türrahmen und hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er schüttelt nur verneinend mit dem Kopf.
    „I want a kiss“, sagt er stattdessen. Er sieht mich provozierend an und wartet auf eine Reaktion.
    „Dann hol ihn dir“, versuche ich ihn zu locken.
    „No. I want you to give it to me.”
    Ich gehe die wenigen Schritte zu ihm und lege meine Arme um seine Taille. Er sieht zu mir herunter und wartet auf mich. Vorsichtig streife ich mit meinen Lippen über seine und sehe dabei zu, wie er genüsslich die Augen schließt, bevor auch ich mich der Sensation seines Mundes hingebe.
    Eric fährt nur kurz mit seiner Zunge über meine Oberlippe und löst sich dann von mir. Er umfasst meine Wangen und drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er mir einen sprichwörtlichen Eimer kaltes Wasser überkippt.
    „Gute Nacht, Nina. Danke für den schönen Abend. Ich sollte jetzt besser gehen.“
    Nach einem weiteren freundschaftlichen Kuss auf die Wange, verlässt er ohne weiteren Kommentar meine Wohnung. Ich bin völlig sprachlos, doch irgendwie habe ich das wohl verdient.
     
    Das war nicht fair!!! Gute Nacht. Nina
     
    Auch meine Beherrschung hat Grenzen.
    Naughty dreams, beautiful girl. Eric

15.
     
    Eric mit Lucy zu sehen ist schon so ein Ereignis für sich, aber Eric mit einer Horde Kindergartenkinder zu beobachten, die alle bewundernd zu ihm aufschauen, ist wirklich faszinierend. Er hat sich als Helfer für den Laternenumzug gemeldet und mit einer Seelenruhe Lucy und ihre Gruppe zum großen Martinsfeuer begleitet, damit keiner der kleinen Menschen auf dem nachtschwarzen Feld verloren geht. Die Jungs finden es natürlich cool, das Eric professioneller Footballspieler ist, und die Mädels finden ihn aus den offensichtlichen Gründen gut. Mir war nicht bewusst, dass das in dem Alter schon eine solche Wirkung hat. Vermutlich wollen seit heute Abend eine Menge kleiner Mädchen nicht mehr später ihren Papa heiraten. Von den Müttern will ich gar nicht erst reden.
    Als der Sankt Martin seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat und wieder abgezogen ist, gibt es für die Kinder noch heißen Tee und für die Erwachsenen Glühwein, bevor es wieder nach Hause geht. Ich bin für die Getränkeausgabe eingeteilt und kann von meinem Posten sehr gut beobachten, wie Eric von einer Gruppe alleinerziehender Mütter belagert wird. Die verheirateten Frauen bewundern ihn mehr aus der Ferne, da die meisten auch ihre Ehemänner dabei haben. Jule steht mit ihrer Gruppe beim Feuer und spricht mit den Eltern. Sie blickt zu Eric und den, wie wir sie heimlich nennen, Desperate Housewives. Es sind natürlich nicht alle alleinerziehenden Mütter so, nur hat sich hier eine bestimmte Gruppe formiert, die auf ziemlich alles springt, was männlich und Single ist. Die dabei entstehenden Konkurrenzkämpfe sind oftmals schon filmreif.
    Mit rollenden Augen macht Jule mir deutlich, was sie davon hält. Ich versuche wirklich, mich zusammenzureißen, dennoch kann ich es nicht verhindern, dass sich ein Anflug von Eifersucht in meinem Brustkorb breitmacht. Eric ist höflich, aber distanziert. Eigentlich habe ich kein Recht, eifersüchtig zu sein und irgendwelche Ansprüche anzumelden. Solange ich nicht in der Lage bin, ihm einmal eine klare Ansage zu machen, ist er ein freier Mann.
    Auch wenn ich versuche, nicht zu