Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
ja, es ist verdammt hart, sich zurückzuhalten.“
Jule stellt seufzend ihren Kaffee auf den Tisch und macht sich auch über die Croissants her.
„Vielleicht solltest du diese Entscheidung Eric überlassen“, nuschelt sie zwischen zwei Bissen. „Er ist seit 4 Jahren alleine, weil er seine Frau verloren hat. Es macht auf mich nicht den Eindruck, als würde er seine Entscheidungen nicht wohlüberlegt treffen oder sorglos von einer Beziehung zur nächsten hüpfen. Er will dich, Nina. Das kommt ihm aus allen Poren. Er hat nur Augen für dich, wenn du in der Nähe bist. Und ganz ehrlich, wenn ihr beiden nebeneinander steht, ist die sexuelle Spannung für Außenstehende kaum zu ertragen. Vielleicht tut euch die dreiwöchige Trennung auch ganz gut, damit ihr beide ohne Ablenkung über eure Beziehung nachdenken könnt.“
Jule hat den ganzen Mund voller Krümel und strahlt mich an. „Weise Worte für meine Verhältnisse, nicht?“
„Sehr weise, vor allem mit dem Klecks Marmelade, der dir noch im Mundwinkel klebt.“
Jule versucht den Fleck mit der Zunge zu erwischen und nimmt dann doch lieber ihren Zeigefinger zu Hilfe.
„Was machst du heute noch?“, fragt sie, nachdem sie sich gesäubert hat.
„Ich muss gleich mit Thorsten einen Anzug kaufen gehen“, stöhne ich genervt. „David darf nicht mit. Du weißt ja, die Braut darf den Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, oder so ähnlich.“
„Bah, bist du fies. Weiß Thorsten, dass du so über ihn sprichst?“, lacht Jule.
„Du weißt, dass ich das nicht böse meine. Nur geht mir Thorstens Verhalten gegenüber Eric im Moment tierisch gegen den Strich. Er weiß noch nicht mal wirklich, was passiert ist und will sich eine Meinung erlauben. Wir haben uns eigentlich ausgesprochen, aber er gibt immer noch den Beschützer und sieht ihn von oben herab an.“
„Er wird sich schon wieder beruhigen. Vermutlich merkt er, dass es etwas Ernstes ist, und will dich nur beschützen. Du warst so verletzt nach deiner letzten Beziehung, das will er dir einfach nur ersparen.“
„Ich weiß das, nur nervt es deswegen nicht weniger.“
Jule verabschiedet sich gegen Mittag und ich genehmige mir eine ausgiebige Dusche, bevor ich zu Thorsten runtergehe. Meine Finger jucken, Eric eine Nachricht zu schicken. Doch ich weiß, dass es sinnlos ist, weil er vor heute Abend nicht in Austin landen wird. Stattdessen setze ich mich unter den heißen Duschstrahl und stelle mir vor, es wäre Erics warme Umarmung. Leider ist das heiße Wasser kein adäquater Ersatz für seine Wärme. Frustriert wasche ich mir die Haare. Es hat mich derb erwischt und ich weiß nicht, ob ich das gut finde.
Thorsten steht beim Herrenausstatter vor dem Spiegel und begutachtet sich in seinem Smoking. Der steht ihm wirklich ausgesprochen gut und ich kann mir schon bildlich Davids Gesichtsausdruck vorstellen, wenn die Beiden gemeinsam vor den Priester treten.
„Das sieht wirklich gut aus, großer Bruder. David wird seine Finger nicht von dir lassen können.“
Thorsten zwinkert mir über seine Schulter zu. „Das will ich auch hoffen, schließlich ist das hier für immer.“
Thorsten dreht sich, um sich von allen Seiten zu betrachten.
„Du und Eric“, setzt er an. „Das ist ernst, oder?“
„Wir sind noch dabei, das zu verhandeln. Aber ja, ich denke schon.“
Mein Bruder hockt sich vor mich und nimmt meine Hände.
„Nina, du weißt, dass ich mir nur Sorgen mache, oder?“
„Das weiß ich. Aber Eric ist ein Guter. Und du kannst mich nicht vor allem schützen.“
„Das ist mir bewusst, aber es hält mich nicht davon ab, es zu versuchen. Du bist mehr meine Tochter als meine Schwester und Väter tun so etwas mit ihren Töchtern. Ich habe länger für dich die Verantwortung gehabt, als Papa sie je hatte und ich kann da nicht aus meiner Haut.“
„Ich kann dir kaum für das danken, was du für mich getan hast“, sage ich mit belegter Stimme.
Thorsten streicht mir über die Wange und lächelt mich mit feuchten Augen an. „Es gibt nichts, wofür du dich bedanken musst. Für mich gab es keine andere Option, denn das hätte bedeutet, dass man uns getrennt hätte. Nein, es gab keinen anderen Weg.“
Wir liegen uns heulend in den Armen, bis die Verkäuferin sich hinter uns dezent räuspert. Vermutlich hat sie Angst, dass ich den noch nicht bezahlten Smoking vollheule. So eine Hochzeit ist schon eine emotionale Angelegenheit.
Eric ruft mich am Abend kurz an, um mir mitzuteilen, dass sie
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