Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
tired.“
„Nein, bin ich nicht. Geh schlafen.“
„Have a good night, beautiful girl.“
„Gute Nacht, Eric.“
In dieser Nacht komme ich kaum zur Ruhe. Ich schlafe praktisch nur in 10-Minuten-Etappen und schrecke dann wieder, wie aus einem Albtraum, hoch. Um fünf Uhr gebe ich mich geschlagen und stehe auf. Es ist Samstag und ich könnte eigentlich ausschlafen. Eigentlich.
Mit einer Tasse Kaffee kuschele ich mich auf die Couch und suche nach Wiederholungen von Comedysendungen, um mich nicht mit irgendwelchen Verkaufsshows quälen zu müssen. Gerade habe ich eine Folge Two and a half man gefunden, als mein Handy auf dem Wohnzimmertisch vibriert. Eine Nachricht von Eric.
Bist du schon wach?
Es ist nicht ganz halb sechs. Eigentlich sollte er doch auf dem Weg zum Flughafen sein.
Schlecht geschlafen. Bin schon wach. Bist du nicht unterwegs?
Statt einer Antwort klingelt und klopft es an meiner Tür. Ein Blick durch den Spion zeigt mir tatsächlich Eric, der von einem Fuß auf den anderen hüpft. Ich öffne die Tür und sehe ihm verwundert entgegen.
„Was machst du …“, setze ich an, doch eine heftige Umarmung von ihm, lässt mich verstummen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich nur in T-Shirt und Slip vor ihm stehe, doch ihn scheint das nicht weiter zu interessieren.
„I needed that“, murmelt er in meine Haare. Er schiebt mich ein Stück von sich und sieht mich entschuldigend an. „I have to go. Lucy is in the car with Kathy. Ich musste dich noch mal sehen. Drei Wochen sind einfach zu lang. Bye, darlin’.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen und ist schon wieder zur Tür raus. Fassungslos stehe ich in der offenen Wohnungstür und sehe ihm hinterher. Als er außer Sichtweite ist, schließe ich die Tür und lege mich wieder auf die Couch. Ich ziehe mir eine Decke über und falle in einen tiefen, entspannten Schlaf. Auch ich habe das scheinbar gebraucht.
Vier Stunden später werde ich durch penetrantes Klingeln geweckt. Ächzend erhebe ich mich und werfe achtlos die Decke beiseite.
„Wer ist da?“, motze ich ungehalten in die Gegensprechanlage.
„Jule. Mit Frühstück.“ Meine beste Freundin, wie immer mit bester Laune am Morgen. Ich hätte durchaus noch ein bis zwei Stunden Schlaf vertrage können, doch Frühstück klingt verlockend.
Jule kommt mit einer Bäckertüte und zwei großen Kaffeebechern von Starbucks die Treppe hoch. Ich liebe diese Frau. „Croissants und Milchkaffee?“, frage ich.
Jule nickt und umarmt mich. „Guten Morgen, Süße. Du siehst fertig aus. Schlecht geschlafen oder harten Abschied gehabt?“
„Schlecht geschlafen“, grummele ich. Ich schlurfe in die Küche und greife ein Glas Erdbeermarmelade aus dem Vorratsschrank. Zurück im Wohnzimmer hat Jule sich schon auf meinem Schlafplatz niedergelassen. Sie zappt durch die Kanäle, auf der Suche nach einer guten Frühstücksuntermalung. Ich lasse mich neben sie fallen und werfe uns beiden die Decke über den Schoß.
Jule drückt mir einen Becher Kaffee in die Hand. „Rede!“, fordert sie mich auf.
„Was soll ich sagen, Jule? Er ist weg und ich vermisse ihn jetzt schon. Ist das noch gesund?“
Jule lacht und drückt mich an sich. „Das ist nicht gesund, das nennt sich Liebe.“
„Liebe? Dafür ist es wohl noch wesentlich zu früh. Aber ich mag ihn sehr, zu sehr vielleicht.“
„Was geht denn jetzt zwischen euch? Seid ihr ein Paar? Habt ihr wieder Sex?“
„Nein, wir haben keinen Sex. Wir umarmen uns, wir küssen uns. Das ist schon alles. Ich habe ihm gesagt, ich brauche noch Zeit. Wegen der ganzen Geschichte, die vorher gelaufen ist.“
„Und er hält tapfer die Füße still? Respekt.“
„Was bleibt ihm auch anderes übrig.“ Ich nehme mir ein Croissant und tunke es direkt ins geöffnete Marmeladenglas.
„Sei doch mal ehrlich. Ist es noch leicht, sich zurückzuhalten? Was hält dich denn zurück? Nina, ich bin deine Freundin. Ich weiß, dass dir seine Lügen vom Anfang auch jetzt noch mächtig gegen den Strich gehen, aber das nimmst du ihm doch nicht immer noch so übel, dass du ihn hinhältst.“
„Es ist nicht nur das. Er hat eben auch Lucy, die ich immer im Hinterkopf habe. Du weißt, dass ich mit der Kleinen kein Problem habe. Ganz im Gegenteil, sie ist echt aus Zucker. Aber mit einem Kind im Hintergrund, kann ich mich da nicht Hals über Kopf rein stürzen. Es sind nicht nur zwei, die in dieser Sache verletzt werden, wenn wir als Paar nicht funktionieren. Und
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