Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
starren, beobachte ich, wie Eric sich aus der Gruppe löst und mit Lucy zu mir kommt. Über ihren Kopf hinweg wirft auch er mir ein Augenrollen zu und macht damit klar, dass er genervt von den offensichtlichen Annäherungsversuchen ist.
„Möchtest du einen Tee?“, wende ich mich an Lucy, als die beiden vor meiner provisorischen Theke stehen.
„No, ich bin gut, Nina. Thank you.“ Eric lächelt auf sie herunter und schickt sie dann zu einer Gruppe Mädchen, mit denen sie sich angefreundet hat.
„Geht es dir gut?“, fragt er, als Lucy außer Hörweite ist.
„Ja, warum fragst du? Möchtest du Glühwein?“
„Nein, danke. Ich muss morgen früh raus und außerdem gleich noch fahren. Ist wirklich alles ok?“
„Ja, natürlich“, antworte ich und wische den Tisch vor mir ab.
Eric fährt sich unsicher durch die Haare und seufzt. Er sieht sich um, ob irgendwer in unserer Nähe steht, und lehnt sich dann zu mir.
„Darlin’, ich möchte dich jetzt so gerne in den Arm nehmen. Aber es ist wohl besser, wenn ich es mir hier verkneife, oder?“
Ich nicke und beiße mir auf die Zunge, um mich von der drohenden Tränenflut abzulenken.
„What’s wrong, Nina?“ Er funkelt mich aus seinen eisblauen Augen an.
„Nichts. Wirklich. Nur die notgeilen Weiber da drüben, und dass du morgen für drei Wochen weg bist. Aber ich will keine frustrierte Zicke sein.“
Eric stellt sich so vor mich, dass unsere Hände vor ungewollten Blicken geschützt sind, und streicht über meinen Handrücken.
„Nina“, sagt er leise. „Diese Frauen da, ich bin nur nett, weil ihre Töchter Lucys Freundinnen sind. Ich weiß, was sie von mir möchten, aber ich will dich. Und ich werde dich wahnsinnig vermissen, wenn ich weg bin.“
„Ich weiß das und ich werde dich auch vermissen.“
„Nichts anderes möchte ich von dir hören. Wir werden uns mailen, per Skype telefonieren und wir werden uns ganz bald wiedersehen. Ich würde sehr gerne heute Abend noch einmal vorbeikommen, aber unser Flieger geht morgen früh um acht Uhr, was bedeutet, dass wir spätestens um fünf Uhr aufstehen müssen. Lucy möchte auch gleich noch singen gehen. Kann ich dich wenigstens später noch mal anrufen? Wenn Lucy im Bett ist?“
„Natürlich kannst du mich anrufen.“
Eric hebt meine Hand und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Handinnenfläche, bevor er sich wieder auf die Suche nach Lucy macht.
Ich könnte heulen, doch der Anblick der tuschelnden Desperate Housewives lässt mich innerlich grinsen.
Ich liege schon im Bett und habe versucht, mich mit einem Buch wachzuhalten, während ich auf Erics Anruf warte. Dennoch hat mich das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf gerissen. Ich muss mir erst die Buchseiten vom Gesicht sortieren, bevor ich realisiere, wo ich bin und was da klingelt. Ich fische mein Handy vom Nachttisch und nehme ab.
„Hey“, begrüßt mich Erics warme Stimme kurz vor Mitternacht. Er klingt müde.
„Hey Eric. Hat Lucy noch etwas abstauben können, beim Singen?“, frage ich neugierig.
„Ja, sie war sehr erfolgreich. Ich hoffe, es ist nicht schon zu spät. Ich musste noch ein bisschen packen für morgen.“
„Ist schon okay. Ich bin schon im Bett, habe aber noch auf deinen Anruf gewartet.“
„Ich bin auch schon im Bett. Und ich muss sagen, ich vermisse dein Höschen“, raunt er mir ins Ohr.
„Eric!“, versuche ich einen mahnenden Tonfall, der aber mehr als erregtes Stöhnen rauskommt.
„Ich bin schon brav, aber ich hätte doch gerne etwas mitgenommen, was nach dir riecht. Und wenn es nur ein Schal ist.“
„Das hättest du mir eher sagen müssen, dann hättest du mein Halstuch bekommen. Freust du dich auf Texas?“
„Ja, schon. Aber im Moment mache ich es mehr für Lucy. Sie vermisst Jasmins Eltern. Unser Verhältnis ist etwas eisig seit ihrem Tod. Sie waren nie ein großer Freund von mir, aber ihr Tod und mein Auftritt bei der Beerdigung haben es nur noch schlimmer gemacht. Doch wir haben uns für Lucy auf einen entspannten Waffenstillstand geeinigt.“
„Klingt nicht so gut.“
„Ich komme schon klar. Ein bisschen hoffe ich auch noch mal auf ein klärendes Gespräch, wenn wir da sind.“
„Ich wünsche es dir.“
„Nina?“
„Ja?“
„I have to ask again. Will you be there, when we come back? I need to know …”
„Ich werde da sein. Versprochen. Rufst du mich an, wenn ihr gelandet seid?“
„I will. Nina, bist du mir böse, wenn ich jetzt schon wieder auflege? I’m so fucking
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