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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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nicht ziemlich verfallen?«
    »Ja, das ist es vielleicht, aber ich dachte, ich könnte es renovieren und es Susanna und Niklas geben. Als Sommerhäuschen, es liegt ja schön da oben im Wald.«
    »Weiß Verner davon?«
    »Nein, aber ich habe das Recht, mit dem Häuschen zu machen, was ich will. Jetzt wird es ja mir gehören.«
    »Und Lasse! Was meint er?«
    »Ich bin sicher, dass er dasselbe meint wie ich. Es ist doch unangenehm, so einen hier im Dorf zu haben.« Sie hörte Helena seufzen und wurde wütend. »Im Ernst, Helena, du hast mir mehrmals gesagt, dass deine Gäste sich über den Alarm wundern, den er auslöst. Der ging doch erst gerade wieder los, hast du ihn nicht gehört?«
    »Ja, aber …«
    »Hör mal. Es gibt viele, die ihn hier weghaben wollen. Ich bin nicht die Einzige, falls du das meinst.«
    »Nein, das ist schon möglich. Aber ist es nicht ein bisschen sehr drastisch, ihn einfach rauszuschmeißen? Wo soll so jemand wie er hin?«
    »Das ist doch kaum mein Problem. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass jemand umziehen muss. Mir ist es unangenehm, so jemanden in der Nähe wohnen zu haben. Er ist einfach hier aufgetaucht, ja, das ist wohl jetzt fast zehn Jahre her, und niemand weiß, woher er gekommen ist. Aber ich habe natürlich das ein oder andere gehört. Jemand sagte, er sei ein alter Knastbruder, aber ich habe noch bedeutend schlimmere Sachen aufgeschnappt als das.«
    Sie steckte die Zigarette in den Mund, schaffte es aber nicht, sie anzuzünden. »Irgendwas stimmt mit dem nicht, das ist doch offensichtlich. Oder findest du es vielleicht normal, so etwas zu machen? Dass alle gestört werden, nur weil ihm etwas eingefallen ist?«
    »Nein, das vielleicht nicht, aber …«
    »Wie wäre es, wenn alle nur tun würden, was sie selber wollen? Wir könnten uns ja alle so eine Sirene anschaffen, dann wirst du sehen, wie lange du das aushältst. Man muss doch etwas Rücksicht nehmen.«
    Sie hörte Helena wieder seufzen und wusste genau, wie sie aussah, wenn sie das tat.
    »Und was soll das nun mit meinem Hotelgast zu tun haben?«
    »Sieh mal, ich glaube, er ist Anwalt. Dieser Spinner ist listiger, als man glaubt. Niemand hat verstanden, warum Helga ihn da oben wohnen ließ. Sie war ja gewöhnlich eher schroff gegenüber Fremden, wie du dich vielleicht erinnerst. Er muss sie auf irgendeine Weise getäuscht haben. Ich habe versucht, mit ihr zu reden, als sie noch bei klarem Verstand war, aber ich glaube, sie fand es zu peinlich. Sie wollte wohl nicht zugeben, dass sie getäuscht worden war. Jedenfalls weigerte sie sich, darüber zu sprechen.«
    »Aber sie fand es vielleicht okay, dass er da wohnte …«
    »Jetzt bestimmen ich und Lasse über das Häuschen. Wie lange bleibt dieser Anwalt?«
    »Er hat nur eine Nacht gebucht, dann reist er wohl morgen ab.«
    »Ruf mich an, wenn er beim Frühstück sitzt. Ich will versuchen, kurz mit ihm zu reden, bevor er verschwindet.«
    »Okay. Tschüss.«
    Helena legte auf, und Anna-Karin zündete sich endlich ihre Zigarette an. Das war so typisch für Helena. Genau wie Lisbeth fehlte ihr jedes Gefühl für das Leben hier. Sie verstand nicht, wenn es wirklich an der Zeit war zusammenzuhalten. Anna-Karin war sicher, dass sie von vielen unterstützt werden würde, wenn sie Verner kündigte, aber nach dem Gespräch mit Helena wollte sie vorsichtshalber herausfinden, von wem genau.
    Nach dem letzten Lungenzug drückte sie die Zigarette aus und warf sie aus dem Fenster.
    Dann ging sie hinunter in die Küche, um ihr Telefonbuch zu holen.

Kapitel 11
    In dem Moment, in dem Helena das Gespräch beendete, bekam sie Herzklopfen. Kein solches, bei dem sich der Puls leicht erhöhte, sondern von der Art, die der Körper produzierte, wenn er spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie stand an der Anrichte in der Küche. Vorgebeugt stützte sie sich mit den Händen am Rand ab. Die Lungen sogen die Luft ein wie nach einem Lauf, in tiefen Zügen, als gäbe es in der Küche keinen Sauerstoff mehr. Die Reaktion kannte sie bereits, aber seit dem letzten Mal waren viele Jahre vergangen, und obwohl sie es kannte, bekam sie Panik. Die Atemnot war identisch mit der, die sie während der Nächte voller Angst überfallen hatte. Damals, am Anfang, als sie gemeinsam mit Martin zu Tode erschrocken versucht hatte, die Schatten zu vertreiben. Und sie wusste genau, warum sie zurückgekommen war. Denn nachdem die meisten Schatten ins Licht hinausgezwungen worden waren, hatte ein bestimmter Schatten sich

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