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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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ab, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dann legte sie die Streichholzschachtel weg und steckte die Hände in die Taschen. »Jetzt wird es etwas gemütlicher. Ist es okay, wenn ich Sie bitte, die Kerzen auszublasen, bevor Sie hinaufgehen?«
    »Gewiss, selbstverständlich.«
    »Und sind Sie sicher, dass Sie nichts haben wollen?«
    »Danke, so ist es wunderbar.«
    »Schlafen Sie gut, zumindest nachher.«
    »Danke gleichfalls. Und danke für das Feuer.«
    Sie ging zur Tür, und zu seinem Erstaunen wollte er, dass sie blieb. Die Anwesenheit eines anderen Menschen hatte sich wie eine Barriere vor seine Angst gelegt, ihn gezwungen, sich anzustrengen und die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken.
    Er drehte den Kopf und sah ihr nach, gerade im selben Moment, als sie an der Tür stehen blieb.
    »Wissen Sie, auch wenn Sie nichts haben wollen, werde ich etwas machen, das Sie zum Einschlafen bringt, ob Sie wollen oder nicht. Ich weiß, wie es ist, ich habe selbst manchmal Schwierigkeiten einzuschlafen, aber das hier hilft gewöhnlich.«
    Im nächsten Moment war sie verschwunden. Sein Blick kehrte zu dem offenen Kamin zurück. Wie vorhergesagt war das Feuer in Gang gekommen, und die Flammen wanden sich um das knisternde Holz. Das Geräusch war mit Stunden des Wohlbehagens verknüpft. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Zum ersten Mal nach sehr langer Zeit empfand er ein Gefühl von Ruhe. Nur der Moment existierte, der Duft von brennendem Birkenholz und das beruhigende Geräusch, das es von sich gab. Er befand sich an einem fremden Ort, der von seinem eigentlichen Leben weit entfernt war. Ein Zufall, aus jedem Zusammenhang gerissen. Ihm kam der Gedanke, dass es eigentlich die gleiche Situation war wie vorhin im Hotelzimmer. Der einzige Unterschied war, dass er jetzt auf etwas wartete, einen Menschen, diese einzige erbärmliche Kleinigkeit, die anders war. Trotzdem änderte das alles.
    Gleich darauf stand sie wieder in der Tür, mit zwei dampfenden Teetassen in den Händen. »Trinken Sie Alkohol?«
    »Eh, ja.«
    »Ich frage immer. Die meisten nehmen es für gegeben, dass alle Alkohol trinken, aber so ist es ja nicht, oder es sollte jedenfalls nicht so sein. Zu dem Rezept gehört ein Schuss Whisky, aber den habe ich weggelassen. Ich kann welchen holen, wenn Sie wollen.«
    Nach kurzem Überlegen lehnte er dankend ab. Angesichts der Gehirnerschütterung und der Schmerz- und Einschlafmittel, die er genommen hatte, sollte er vermutlich Alkohol meiden. Die Kopfschmerzen hatten endlich aufgehört, auch wenn er sich immer noch wie erschlagen fühlte. Wie immer, wenn ein starker Schmerz nachgelassen hatte, war das Gefühl der Dankbarkeit dafür am tiefsten.
    Sie reichte ihm eine der Teetassen. »Es ist heiß, also seien Sie vorsichtig.«
    »Danke.« Er umfasste den Henkel, schaffte es aber fast, sich eine Fingerspitze an dem heißen Porzellan zu verbrennen.
    »Dann gute Nacht. Hoffentlich können Sie jetzt schlafen.«
    »Sie hätten nicht Lust, ein Weilchen hier sitzen zu bleiben, während Sie Ihre Tasse austrinken?«
    Als er sich selbst hörte, fürchtete er, die Frage würde plump klingen. Dabei wollte er einfach nur Gesellschaft haben, ganz ohne Hintergedanken. Das Unbehagen, das er im Zimmer hinter sich gelassen hatte, würde vielleicht die Treppe heruntergeschlängelt kommen, wenn er allein gelassen würde.
    Sie setzte sich auf den Sessel auf der anderen Seite des Tisches und blies auf das Getränk, damit es abkühlte. Für eine Weile sagte keiner von ihnen etwas, aber merkwürdigerweise machte das gar nichts. Wie von der Welt abgeschieden saßen sie da im Feuerschein, eine zufällige Begegnung ohne Erwartungen oder Verpflichtungen. Sie würden nur eine unbedeutende Stunde teilen, und er empfand eine Erleichterung, wie er sie sehr lange nicht mehr gefühlt hatte. Die Anonymität erlaubte es ihm, sich zu entspannen. Es gab nichts zu verteidigen, nichts zu beweisen, er konnte sein, wer er wollte.
    Er hatte nichts dagegen, reich zu sein, wollte aber ungern »Der Reiche« sein.
    Aus Erfahrung wusste er, dass das Wissen darum das Verhalten seiner Umwelt veränderte.
    Er nippte an der heißen Flüssigkeit und sog die Dämpfe durch die Nase ein. »Dass es Milch ist, sehe ich. Ich meine, Honig zu riechen. Ist Basilikum auch dabei?«
    »Nein, tatsächlich nicht. Zur Hälfte Milch, zur Hälfte Wasser, Honig stimmt, der Rest ist ein Hexengebräu von getrockneten Kräutern aus meinem kleinen Kräutergarten da draußen. Hopfen,

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