Eine zweite Chance
sein höhnisches Lächeln zu verbergen. Aber der Anders, der vor dem Kaminfeuer hockte, begriff, dass das Angebot etwas anderem galt.
Ein Aufschub von einem Monat, auf freiem Fuß von sich selbst. Umgeben von Menschen, die sich nichts daraus machten, wie er zu sein hatte.
»Was zahlen Sie denn?«
Der Teil, der höhnisch gelächelt hatte, erschrak über die Frage.
Aber zum Teufel, Anders, bist du nicht bei Sinnen?
»So wenig wie möglich, hätte ich fast gesagt, aber das war es wohl nicht, was Sie hören wollten.«
»Ich nehme das, was Sie bieten können. Eine Weile war es etwas knapp.« Schon heimisch in der Verkleidung klang es ganz glaubwürdig. Der andere Anders gab auf, und nach einem letzten verächtlichen Schnauben verzog er sich.
»Meinen Sie das ernst?« Sie sah erfreut aus.
»Wenn es nur nicht zu anspruchsvoll ist. Ich bin kein Profischreiner, habe aber zum Hausgebrauch ein bisschen gehämmert.« Das eine oder andere Bild hatte er ja aufgehängt, also log er nicht.
»Das Schwierigste ist schon fertig. Die Wände sind gezogen, und alle Fenster und Türen sind da, wo sie sein sollen. Es geht vor allem darum, zu spachteln und zu streichen und ein paar Böden zu legen.« Sie blieben stehen und schauten einander an, überrascht von dieser plötzlichen Wendung. »Aha, so kann es auch kommen. Was für ein Glück, dass ich heruntergegangen bin, um zu sehen, was Sie wollten.« Sie streckte ihre Hand aus. »Herzlich willkommen. Helena heiße ich.«
»Anders.«
»Willkommen Anders.«
Sie lächelten einander zu, bevor sie zum Entree gingen, um gemeinsam die Treppenstufen hochzusteigen. Sie klagten unter dem Gewicht, aber jetzt erschien das Geräusch anders.
»Um wie viel Uhr fange ich dann morgen an?«
Sie lachte. »Schlaf nur aus, dann sprechen wir darüber, wenn du wach bist. Wird man um drei Uhr nachts angestellt, gehört in diesem Hotel das Ausschlafen am ersten Tag dazu.«
Er zog den Zimmerschlüssel aus der Hosentasche und schob ihn in das Schloss. Sie ging weiter zu der Tür mit der Aufschrift PRIVAT .
»Dann sehen wir uns morgen.«
»Das tun wir. Gute Nacht.«
Hinter der Tür blieb er stehen. Verwirrt von dem, was geschehen war, kam ihm der Gedanke, dass vielleicht noch etwas in dem Getränk gewesen war, das sie vergessen hatte zu erwähnen.
Die Broschüre über die vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten lag noch auf dem Bett. Er steckte sie zurück in die Mappe und kroch unter die Decke.
Das Einzige, woran er noch denken konnte, bevor der Schlaf kam, waren Weichkraut, Korallenwurzel und Glanzkraut.
Kapitel 13
Am folgenden Tag wachte sie bereits früh auf. Noch halb im Schlaf erinnerte sie sich, dass irgendetwas Besonderes geschehen war. Zu diffus und ungreifbar, etwas fühlte sich nur anders an. Gleich darauf fiel es ihr ein, und sie verspürte eine vage Vorfreude.
Das Ganze erschien unwirklich. Der Vorschlag war ihr bedenkenlos entschlüpft, so untypisch für sie, dass sie selbst erstaunt war. Die verwunderliche Fähigkeit der Nacht, den Augenblick zu intensivieren und die Realitäten des morgigen Tages entfernt wirken zu lassen. Jetzt musste sie schnell hinuntergehen und ausrechnen, ob es überhaupt möglich war. Denn natürlich würde es viele Probleme für den kommenden Sommer lösen, aber ihr Budget war streng begrenzt.
Viele Stunden Schlaf waren es nicht gewesen, aber trotz der Müdigkeit hatte sie nicht die Ruhe, liegen zu bleiben. Stattdessen stand sie auf, machte das Bett, duschte und zog sich an. Nebenbei faltete sie ein paar frisch gewaschene Handtücher. Sie verweilte einen Moment vor dem Badezimmerspiegel. Dann nahm sie ihr Schminktäschchen aus dem Schrank und kramte ihre Mascara hervor.
Unten in der Küche kochte sie Kaffee und bereitete das Frühstück vor. Eine Viertelstunde blieb noch, bis Emelie geweckt werden musste, und Helena nutzte die Gelegenheit, in die Buchführung zu schauen. Zwar hatte er gesagt, er würde sich mit dem begnügen, was sie zahlen konnte, aber unverschämt durfte man ja auch nicht sein. Nachdem sie eine Weile gerechnet hatte, kam sie auf eine annehmbare Summe. Auch wenn es zunächst ein Loch hinterließ, würde es sich wieder füllen, wenn die Zimmer rechtzeitig fertig würden. Schon jetzt hatte sie mehr Buchungen für den Sommer entgegengenommen, als es Zimmer gab, dabei aber versucht sich einzureden, dass sie es schaffen würde, den Rest noch rechtzeitig fertigzustellen. Doch dann waren die Tage nur so vorbeigeeilt. Vielleicht war es ihre
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