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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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verschlossen und wurde nur benutzt, wenn jemand einen runden Geburtstag feierte. Und dann haben sie erzählt, dass sie Weihnachten hier drinnen feiern.«
    Für eine Weile wurde es still, und als sie wieder sprach, hatte er das Gefühl, nur ein zufälliger Zuhörer zu sein. »Ich saß zu Hause in Vällingby und dachte darüber nach, was sie an diesen Weihnachtsfeiern machten. Wie es hier drinnen aussah, wenn alle versammelt und schick angezogen waren, der Weihnachtsbaum geschmückt und die Kerzen angezündet. All die Weihnachtsgeschenke. Genauso hatte ich mir vorgestellt, dass die Weihnachtsfeiern meiner Tochter werden würden, wenn wir hierherzögen.«
    Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, das, was sie ihm erzählt hatte, fasste er als Vertraulichkeit auf, und so wählte er als Antwort stattdessen Schweigen. Er war sich seiner eigenen Probleme nur allzu bewusst und versuchte es zu vermeiden, auch nur einen flüchtigen Blick auf die der anderen zu werfen.
    Sie lachte, wie von ihrem eigenen Gerede gestört. »Du lieber Himmel, entschuldigen Sie mein langweiliges Gerede. Ich sollte mich wirklich wieder hinlegen.« Sie seufzte. »Leider ist ja morgen auch noch ein Tag.« Er dachte, sie würde aufstehen, aber sie blieb sitzen, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass sie zögerte. »Ich muss nur etwas fragen, bevor ich gehe. Jemand sagte, Sie seien Anwalt.«
    »Was?« Er war von ihrem plötzlichen Einwurf überrumpelt.
    »Jemand hat das jedenfalls angenommen.«
    »Ach ja? Ich habe hier mit niemandem außer Ihnen gesprochen, seit ich angekommen bin. Wer kann das gewesen sein?«
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und sie hob die Hand in einer abwehrenden Geste. »Sie müssen nichts sagen, das ist ganz okay. Ich freue mich nur, dass er Hilfe bekommt.«
    Er fand die Situation verwirrend. »Tut mir leid, aber das verstehe ich jetzt nicht. Wer behauptet, ich sei Anwalt?«
    Ihr Lächeln verschwand. »Dann sind Sie kein Anwalt?«
    »Nein.«
    »Wie schade.«
    Auf diesen Kommentar wusste er keine Antwort und wollte auch nicht weiter in dem herumstochern, was er war oder nicht war. Er wollte nur in den anonymen Zustand zurückkehren, in dem er sich gerade befunden hatte. In einem angenehmen Abstand von sich selbst. »Ich bin nur zufällig in der Gegend unterwegs. Auf einem Road Trip, so nennt man das wohl heute.«
    »Ach so, ich dachte, Sie … aber dann war das nur ein Missverständnis. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich täuscht. Was machen Sie dann?«
    »Gerade gar nichts. Deshalb hatte ich ja Zeit für einen Road Trip.«
    Da war er plötzlich wieder. Der Zwang, etwas zu verteidigen, was er weder benennen konnte, noch wusste, wie er es verloren hatte. Der Unterschied war offensichtlich. Wenn auch nur für eine Weile wollte er dorthin zurück, wo er in den Augen eines anderen jemand Neues sein durfte. Wo es keine Vorurteile gab.
    »Sie sind also arbeitslos und suchen Arbeit oder befinden sich gerade zwischen zwei Jobs, wie man so sagt?«
    Er nickte.
    »Gerade jetzt ist es ja nicht ganz leicht auf dem Arbeitsmarkt, aber das hängt natürlich auch davon ab, in welcher Branche man ist. Was haben Sie denn bisher gemacht?«
    Eingezwängt in das, was er vermeiden wollte, suchte er nach Auswegen. »Ich bin in verschiedenen Branchen gewesen, habe ein bisschen mit Computern gearbeitet, es ist schwer zu erklären, es war ein bisschen von allem.«
    Sie schaute auf die Uhr und ließ die Arme auf die Sessellehnen sinken. »Ich muss mich wirklich hinlegen, denn bald klingelt schon wieder der Wecker. Emelies Bus geht um acht.«
    »Ja, das sollte ich wohl auch tun.«
    »Bleiben Sie doch noch sitzen, wenn Sie wollen. Vergessen Sie bitte nur nicht die Kerzen, wenn Sie gehen.«
    »Ich gehe jetzt auch. Ich glaube, der Tee hat tatsächlich gewirkt.«
    Er stellte die Tasse auf dem Tisch ab, als er aufstand. Sie gingen im Zimmer herum und bliesen die Kerzen aus. Dann nahm er einen Feuerhaken und stocherte im Kamin herum, die Funken sprühten, als das Holz in die Ecken geschoben wurde.
    »Sie sind nicht zufällig gut im Schreinern? Oder im Malern?« Er drehte den Kopf und sah sie vorgebeugt über ein Windlicht stehen. »Nicht, dass ich besonders viel zahlen kann, aber einen Job für einen Monat kann ich schon anbieten.«
    Was geschah, war fast surreal. Ohne aufzunehmen, was das Auge sah, ließ er den Blick auf der Glut verweilen. Der Teil, der neben ihm stand, fand das Angebot lächerlich, er musste sich abwenden, um

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