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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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Sommerkind im Dorf gelernt hatte, wie Nichtigkeiten sich aufblähen konnten, obwohl sie eigentlich gar nicht der Wahrheit entsprachen.
    Lasse stand auf und streckte Anders seine Hand entgegen. »Es war nett, Sie zu treffen. Hoffentlich wird es Ihnen hier oben gefallen. Dann sehen wir uns am Freitag.«
    »Ja, das tun wir.«
    Betreten verfolgte Helena das Geschehen, erstaunt über Anders’ Bereitwilligkeit, das Missverständnis zu unterstützen. War ihm nicht klar, wie schnell das Gerücht sich verbreiten würde? Wenn er in ein paar Wochen wieder abreiste, würden alle glauben, sie sei wieder von einem Mann verlassen worden.
    Sie begleitete ihre Gäste in die Diele, während Anders in der Küche blieb.
    »Wenn du mit Anna-Karin redest, dann sag nichts davon, dass wir hier gewesen sind. Wir brauchen noch Zeit zum Nachdenken, und vor allem wollen wir die Beerdigung abwarten.«
    »Ich wünschte nur, es gebe etwas, das ich tun könnte.«
    »Für mich war es eine große Hilfe, sich ein bisschen aussprechen zu dürfen. Es ist schrecklich, das zu gestehen, aber es hat mich ein wenig getröstet, dass es auch andere gibt, die mit ihr nicht zurechtkommen.«
    Helena erwiderte Lisbeths Lächeln. Ein trauriges Einverständnis. Lasse öffnete die Tür, und die abendliche Kälte beschleunigte ihren Abschied. »Dann sehen wir uns am Freitag.«
    In der Küche hatte Anders das Kartoffelschälen übernommen. Sie stellte rasch fest, dass er ein Rückwärtsschäler war wie Martin. Sie hatten ein bisschen darüber gestritten, welche Richtung die beste wäre. Martin hatte behauptet, ihre Art, vorwärts zu schälen, sei nicht präzise und würde unnötig viel Wasser verspritzen. Sie hatte gemeint, seine Art sei ineffektiv und dabei ginge es nur darum, sich darin zu übertreffen, wie lange Kartoffelschalenstreifen man zustande brächte. Nach einer Weile behielt der Schäler seine Schärfe nur in der Richtung, an die er gewöhnt war. Sie zog die Schublade heraus und suchte nach dem, der seit einem halben Jahr ungenutzt war. »Dieser funktioniert bestimmt besser.«
    Er ließ seinen los und machte mit dem neuen weiter. »Danke.«
    Kartoffelschalenstreifen von beträchtlicher Länge fielen in den Ausguss. Selbst Martin wäre beeindruckt gewesen.
    »Willst du eine Schürze? Es wäre doch schade, wenn das neue Hemd schmutzig wird.«
    Es lag etwas Scharfes in ihrer Stimme, aber Anders’ Ohren schienen das nicht wahrzunehmen.
    »Fällt das so auf? Ich habe versucht, die schlimmsten Falten zu glätten, aber sie müssen mit einer Dampfwalze über die Verpackung gefahren sein.«
    Sie nahm eine Schürze vom Haken, und er neigte den Kopf, sodass er sie überziehen konnte. Zubinden musste er sie selbst. Sie ging zum Kühlschrank und blieb mit der Hand am Griff stehen.
    »Ich hoffe, dir ist klar, dass es Gerüchte geben wird.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie nahm die Champignons heraus. »Du solltest wohl ein bisschen deutlicher machen, dass du nur für ein paar Wochen zum Arbeiten hier bist.«
    »Wieso, was spielt das für eine Rolle?« Seine Hände hielten inne, und der Kartoffelschäler klirrte gegen den Rand des Spülbeckens. »Ach so, Entschuldigung, das meinst du.« Er wandte sich zu ihr hin. »Hab ich dir jetzt Probleme bereitet?«
    Sie seufzte und zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, wie hier getratscht wird.«
    Sie legte ein Schneidebrett auf die Anrichte und griff nach einem Messer. Er wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    »Ich kann ihnen nachgehen und die Sache erklären, wenn du willst?«
    »Nein, absolut nicht. Das würde sie wirklich überzeugen.«
    Er seufzte und fuhr mit dem Schälen fort. Sie ging zur Spüle, um die Champignons zu säubern, und er rückte zur Seite. Sie schnitt ein Loch in die Tüte und füllte sie mit Wasser.
    »Gibt es etwas, das ich tun kann?« Er zog den Schäler über die Kartoffel, hielt aber inne. »Ich könnte vielleicht einen Zettel an diese Anschlagstafel bei der Kirche hängen und eine Erklärung abgeben.«
    Sie lächelte und quetschte den letzten Rest Wasser aus der Tüte. »Ach, wahrscheinlich ist es gar nichts. Man wird nur etwas überempfindlich, wenn man so isoliert lebt.« Sie hielt die Hand unter den Beutel, als sie zurück zum Schneidebrett ging. »Es läuft so, dass man oft mehr übereinander als miteinander spricht. Man weiß das meiste darüber, was alle anderen machen, obwohl man einander eigentlich nicht kennt. Es ist schwierig, sich daran zu gewöhnen, wenn man nicht damit aufgewachsen

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